Warum die Unternehmensanalyse immer wichtiger wird und welche Methoden Sie als betriebswirtschaftlicher Berater kennen sollten.
Warum die betriebswirtschaftliche Analyse immer wichtiger wird
Komplexere Märkte, wachsender Wettbewerbs- und Rationalisierungsdruck und steigende Anforderungen an Führungskräfte und Belegschaft: Zukunftsorientiertes Planen und Handeln ist in einer Zeit von gesellschaftlichem, wirtschaftlichem und technologischem Wandel wichtiger denn je.
Betriebswirtschaftliche Analysen liefern hierbei wertvolle Hinweise für Neuausrichtungen und Kursanpassungen. Mit ihnen können Sie die aktuelle Ist-Situation umfassend bewerten und anhand der Datenlage konkrete Maßnahmen ableiten. So sind Ihre Mandanten besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet und können langfristig erfolgreicher im Markt bestehen. Als proaktiver Steuerberater nehmen Sie so aktiv an der Unternehmensentwicklung teil.
Unternehmensanalyse: Betriebswirtschaftliche Kennzahlen erkennen und auswerten
Betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind bei Unternehmensanalysen nicht wegzudenken. Denn die Zahlen vermitteln, wie es aktuell um das Unternehmen und einzelne Unternehmensbereiche bestellt ist. Mit ihnen kann das Management beispielsweise beurteilen, ob Prozesse erfolgreich umgesetzt und Ziele wie geplant erreicht wurden.
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Unternehmenskennzahlen spielen unter anderem bei der Erfolgsmessung (in der Umsatzrendite), im Controlling (Ist vs. Soll), in der Unternehmenssteuerung (z. B. durch Zielvorgaben in Abteilungen) oder im Unternehmensvergleich (z. B. durch Bilanzanalyse) eine Rolle. Eine echte Hilfestellung sind Kennzahlen allerdings nur dann, wenn die richten ausgewählt und ausgewertet werden. Oft mangelt es Führungskräften allerdings an der nötigen Fachkompetenz für eine Kennzahlenanalyse, sodass die Hilfe eines externen Beraters notwendig ist. Grund dafür sind die steigenden Datenmengen, die zahlreiche Analysemöglichkeiten mit sich bringen.
5 wichtige betriebswirtschaftliche Analysemethoden für Unternehmen
Von der detaillierten Finanzanalyse bis zur umfangreichen Geschäftsanalyse: Bei der Analyse von Unternehmensdaten sind je nach Zielstellung unterschiedliche Methoden gefragt. Wir stellen 5 wichtige Methoden zur strategischen Unternehmensausrichtung vor.
ABC-Analyse zur Priorisierung
Wo liegen die größten Potenziale, was ist weniger wichtig? Die ABC-Analyse ist ein Verfahren, um Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Dabei baut die Methode auf ein grundlegendes Prinzip auf: In Unternehmen sind in der Regel nur wenige Treiber für den betrieblichen Erfolg verantwortlich, während andere nur geringen Einfluss besitzen.
Die ABC-Analyse teilt Objekte je nach Wichtigkeit in drei Klassen ein. Kunden werden beispielsweise als A-Kunden (besonders wichtig), B-Kunden (wichtig) oder C-Kunden (weniger wichtig) klassifiziert – je nachdem, wie groß ihr Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens ist. Ziel dieser Einteilung ist es, Erfolgsfaktoren zu erkennen, entsprechend höher zu priorisieren und mehr Kosten und Ressourcen in wirtschaftlich bedeutende Faktoren zu investieren. Je nach Klasse sind die Maßnahmen daher unterschiedlich budgetiert. Die Methode ist grundsätzlich in allen Unternehmensbereichen anwendbar – von der Kostenrechnung über das Controlling bis zum Zeitmanagement.
PEST-Analyse zur Identifikation externer Einflussfaktoren
Grundidee der PEST-Analyse ist es, Einflüsse zu erkennen, die von außen auf den Unternehmenserfolg einwirken. Neben politischen und wirtschaftlichen Faktoren sind dies soziokulturelle und technische Faktoren. Während beispielsweise rechtliche Vorschriften Einfluss auf Unternehmensentscheidungen nehmen können, ist die Analyse der Altersstruktur wichtig, um Zielgruppen passgenau ansprechen zu können.
Ebenso entscheidend ist bei der PEST-Analyse auch immer der Blick auf die Konkurrenz. Wie setzen Wettbewerber beispielsweise Technologien im Unternehmen ein und welche Vorteile können sie daraus ziehen? Ziel der Methode ist es, durch eine Chancen-Risiken-Betrachtung neue Erkenntnisse zu erhalten und Maßnahmen abzuleiten. Die Methode, die aus der strategischen Unternehmensentwicklung stammt, gibt es auch in abgewandelter Form, z. B. als PESTEL oder STEEPLE, die im Gegensatz zur PEST-Analyse jeweils noch mehr Einflussfaktoren berücksichtigen.
SWOT-Analyse zur umfassenden Chancen-Risiken-Betrachtung
Die SWOT-Analyse ist insbesondere bei der Strategieberatung eine gefragte betriebswirtschaftliche Methode. Sie zeigt zum einen die Stärken (Strength) und Schwächen (Weakness) eines Unternehmens auf. Zum anderen bewertet sie Markttrends und Entwicklungen als Chance (Opportunity) bzw. als Risikofaktor (Threat) für einen Betrieb. Da die Aussagen übersichtlich in einer Matrix dargestellt werden, sind Ergebnisse auf einen Blick ablesbar. Diese dienen Führungskräften als Hilfestellung für die Positionsbestimmung des Unternehmens, damit Potenziale genutzt und Risiken minimiert werden.
Due Diligence zur Potenzialbewertung
Klassischerweise ist die Due Diligence eine Methode, die bei geplanten Unternehmenskäufen, Unternehmensbeteiligungen oder bei Börsengängen eingesetzt wird. Als Steuerberater übernehmen sie oftmals die Rolle des externen Fachexperten. Sie prüfen und analysieren ein Unternehmen im Hinblick auf finanzielle, steuerliche, wirtschaftliche und rechtliche Belange. Aber auch unternehmensinterne Prozesse oder Aspekte wie die Unternehmenskultur können bei der Due Diligence eine wichtige Rolle spielen und im Zweifel auch Ausschlusskriterien sein.
Um sich ein umfassendes Bild vom Unternehmen machen zu können, nutzen Berater verschiedene Informationsquellen. Neben Unternehmensdaten und Fakten sind beispielsweise auch Gespräche mit dem Management Bestandteil der betriebswirtschaftlichen Analysemethode. Die Due Diligence bezieht sich dabei auf verschiedene Teilbereiche im Unternehmen, im Falle einer Tax Due Diligence analysiert sie allein die steuerlichen Belange.
Gap-Analyse zur Aufdeckung von Abweichungen
Die Gap-Analyse ist im Grunde eine betriebswirtschaftliche Prozessanalyse. Sie gibt darüber Aufschluss, ob eine Lücke zwischen der geplanten Sollvorgabe und der voraussichtlichen Entwicklung des Unternehmens besteht, sofern die aktuelle Unternehmenspolitik bestehen bleibt. Zeigt sich eine Diskrepanz, geht es darum zu analysieren, welche Einflussfaktoren ursächlich sind, um Lösungen zur Überwindung der Abweichung entwickeln zu können. Die Analysemethode ist somit ein Instrument, um frühzeitig Schwachstellen in der Planung zu erkennen. Allerdings ist sie eher eine grobe Methode zur Bestimmung der Ist-Situation, da beispielsweise externe Faktoren keine Berücksichtigung finden.