Steuerberater und Coach zugleich? Was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, ermöglicht Kanzleien ein neues und zukunftsfähiges Leistungsangebot. Erfahren Sie, warum am Unternehmenscoaching kaum ein Weg vorbeiführt und worauf es bei der Einführung des Geschäftsfeldes ankommt.
Warum Coaching als Disziplin für Steuerberater immer wichtiger wird
Vorbei sind die Zeiten, in denen sich Steuerberater allein als reaktive Experten in Finanzfragen einen guten Ruf sichern konnten. Richtlinien und Steuergesetze dienten als Grundlage für die Erstellung von Jahresabschlussbilanzen und Co. Auch heute noch bilden steuerrechtliche Vorgaben das Gerüst für den Beruf des Steuerberaters. Dieser ist jedoch weitaus vielfältiger, komplexer und proaktiver geworden. Der Grund dafür liegt vor allem an den Veränderungen durch die Digitalisierung. Automatisierte Prozesse erleichtern zum einen das Daily Business. Zum anderen fallen Aufgabenbereiche weg, die bisher einen Hauptteil der Arbeit ausmachten.
Die durch den Wandel bedingten Änderungen nehmen zudem Einfluss auf Mandantenanforderungen. Diese wünschen sich Lösungsansätze für weitaus komplexer gewordene Sachverhalte und Aufgaben. Denn die Fähigkeit, schnelle Entscheidungen treffen zu können, entscheidet für Unternehmen oft zwischen Erfolg und Misserfolg. So überrascht es nicht, dass der Bedarf nach Unterstützern bei Führungskräften wächst. Neue, proaktive Disziplinen wie das Coaching füllen die freigewordene Lücke, offerieren neue Horizonte und erweitern das Leistungsangebot der Kanzleien.
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Was bedeutet Coaching für Unternehmen?
Begleiten, beraten und befähigen, aber niemals die Verantwortung übernehmen: Das Coaching in der Unternehmensberatung ist eine besondere Beratungsform, die individuell auf den Mandanten zugeschnitten ist. Hauptziel beim Coaching ist es, Führungskräfte zu befähigen, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Als Coach liefert der Steuerberater keine vorgefertigten Lösungen, sondern bietet Problemanalysen und fachliches Wissen. Lösungsstrategien werden in der Regel gemeinsam entwickelt. Die Entscheidung über den weiteren Weg bleibt jedoch Aufgabe des Unternehmens. Coaching ist somit kein einseitiger Prozess und der Erfolg von der Mitarbeit des Mandanten abhängig.
So entwickelt der Steuerberater seine Mandanten durch das Coaching weiter. Diese erhalten die notwendigen Informationen und Impulse, Veränderungsprozesse umzusetzen, während der Coach den Prozess beratend begleitet. Er fungiert im Grunde als eine Art Sparringpartner, der im gemeinsamen Gespräch Anregungen liefert und Prozesse und Strategien hinterfragt. Dies unterscheidet das Business-Coaching auch von der klassischen Unternehmensberatung. Eine Sonderform des Coachings, die sich speziell auf die Existenzgründung bezieht, ist das Gründercoaching. Auch diese Coachingform ist für die betriebswirtschaftliche Beratung durch den Steuerberater relevant.
Wie Steuerkanzleien das Coaching erfolgreich etablieren
Als fachlich versierte und anerkannte Experten genießen Sie als Steuerberater bereits das Vertrauen Ihrer Mandanten. Eine wichtige Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Coaching ist damit bereits erfüllt. Zugleich haben Sie Einblick in unternehmensrelevante Zahlen und können daher unmittelbar erkennen, wo Handlungsbedarf besteht. Allerdings sollten Sie damit rechnen, dass Sie zunächst von der neuen Leistung in Ihrem Portfolio überzeugen müssen – insbesondere Mandanten, die Sie bisher nur aus der klassischen, reaktiven Steuerberatung kennen. Und auch die eigene Belegschaft sollte das Unternehmens-Coaching anerkennen.
In drei Schritten vom Coaching überzeugen
1. Potenziale zum richtigen Zeitpunkt aufzeigen
Keine Frage, für ein Coaching gibt es überzeugende Vorteile, sowohl allgemeine wie auch individuell zutreffende. Möchten Sie Mandanten von der Beratungsleistung überzeugen, ist auch der richtige Zeitpunkt wichtig. Wer auf dem Sprung ist, bringt in der Regel nur wenig Offenheit für Neuerungen mit – umso weniger, wenn dies dann auch noch Geld kostet. Ein guter Rahmen, um das Angebot vorzustellen, ist hingegen ein gemeinsamer Termin, bei dem ohnehin die Unternehmenszahlen besprochen werden. Was bietet sich mehr an als die Potenziale und Bedarfe für ein Coaching konkret am individuellen Beispiel anzusprechen?
2. Erwartungshaltungen abklären
Coaching bedeutet für Mandanten Veränderung und Weiterentwicklung. Erfolgreiches Management- und Führungskräfte-Coaching kann jedoch nur gelingen, wenn beide Parteien ihren Beitrag dazu leisten. Nur wenn Ihr Mandant aktiv mitarbeitet und die Bereitschaft für neue Arbeitsweisen und Prozesse mitbringt, kann das Ziel des Unternehmenscoaching erreicht werden.
Bevor Sie mit der Beratungsleitungsleistung starten, ist es somit wichtig, grundsätzliche Vorstellungen zum Coaching abzuklären und über die Erfolgsfaktoren aufzuklären. Ebenso wichtig ist es, die Zielstellung festzulegen. Wohin soll der Weg führen und was ist mit der Unterstützung durch den Business-Coach möglich?
3. Konkretes Beratungsprodukt
Mandanten ohne Coachingvorerfahrung sind sich in der Regel nicht darüber klar, welche Leistungen über das Beratungsangebot konkret abgedeckt werden. Damit Sie nicht in die Situation geraten, eventuelle Zusatzarbeiten aufgrund von unklaren Verhältnissen unentgeltlich vorzunehmen, listen Sie alle Inklusivleistungen Ihres Angebots einzeln auf. Bestenfalls haben Sie zuvor erklärende Textbausteine entwickelt, die auch in späteren Angeboten Anwendung finden. Außerdem ist es ratsam, Leistungspakete zu schnüren, die je nach Problemstellung empfohlen und bei Bedarf angepasst werden.
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Diese Fähigkeiten sollten Sie als Steuerberater fürs Coaching mitbringen
Nicht zuletzt bedarf es besonderer Kompetenzen, um als ratgebender Coach in der Unternehmensberatung erfolgreich zu sein. Abgesehen von der fachlichen Expertise sind spezielle Soft Skills gefragt. Neben der Beratungskompetenz zeichnet einen guten Coach die Fähigkeit des aktiven Zuhörens aus. So kann er auch zwischen den Zeilen Wünsche, Bedarfe und Befindlichkeiten ablesen, die möglicherweise für die erfolgreiche Zielerreichung entscheidend sind.