Rz. 79
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Der Ausfuhrnachweis ist Voraussetzung für die Steuerbefreiung (vgl. BFH vom 28.02.1980, Az: V R 118/76, BStBl II 1980, 415). Diese tritt erst bei Vorliegen sämtlicher Voraussetzungen ein, mithin erst dann, wenn der Unternehmer den Ausfuhrnachweis in Händen hält (vgl. BMF vom 15.03.2022, III C 3 – S 7133/21/10001:001, BStBl I 2022, 352, Tz. 3.4 [Hinweis] und Tz. 5). Das BMF empfiehlt Unternehmen, die Lieferung zunächst als steuerpflichtig zu behandeln und entsprechend Umsatzsteuer abzuführen (vgl. BMF vom 15.03.2022, III C 3 – S 7133/21/10001:001, BStBl I 2022, 352, Tz. 3.4). Weiter wird empfohlen, dass der Unternehmer zunächst eine Rechnung über den Bruttobetrag der Lieferung ausstellt, um keinen finanziellen Nachteil zu haben, falls kein Ausfuhrnachweis erbracht wird. Dabei ist darauf zu achten, die USt nicht offen auszuweisen (vgl. § 14 Abs. 4 Nr. 8 UStG, dazu BMF vom 15.03.2022, III C 3 – S 7133/21/10001:001, BStBl I 2022, 352, Tz. 2.). In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Vorschriften zur sog. Kleinbetragsrechnung (§ 33 UStDV, Rechnungssumme bis 250 EUR, bis 31.12.2016: 150 EUR; vgl. § 14 Rz. 176 ff.) zu beachten, bei der auch schon die Angabe des Steuersatzes ausreichend ist, um den Tatbestand des § 14c UStG zu erfüllen (vgl. BMF vom 15.03.2022, III C 3 – S 7133/21/10001:001, BStBl I 2022, 352, Tz. 2, und Abschn. 14c.1. Abs. 2 UStAE). Allerdings soll nach einem BMF-Schreiben vom 27.02.2024 (III C 2 – S 7282/19/10001 :002) keine Steuerschuld nach § 14c UStG mehr entstehen, wenn der Abnehmer eindeutig ein Endverbraucher ist. Dies basiert auf einem EuGH-Urteil (EuGH vom 08.12.2022 – C-378/21 - FA Österreich). Legt der Abnehmer später den Ausfuhrnachweis vor, kann die im Rechnungsbetrag "verdeckt" enthaltene USt an den Abnehmer ausgezahlt werden. Die Finanzverwaltung akzeptiert es aus Vereinfachungsgründen, wenn die Lieferung in dem Voranmeldungszeitraum als steuerfrei behandelt wird, in dem die Bestätigungen dem Unternehmer vorliegen (vgl. BMF vom 15.03.2022, III C 3 – S 7133/21/10001:001, BStBl I 2022, 352, Tz. 3.4). Damit kann die eigentlich gebotene Berichtigung der USt-Voranmeldung für den Zeitraum der Lieferung unterbleiben.
Rz. 80
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
In die technische Abwicklung können Service-Unternehmen eingeschaltet werden, die dem Käufer an Grenzübergängen gegen Vorlage der zollamtlich bestätigten Ausfuhrbelege den Steuerbetrag auszahlen und sich anschließend gegen Vorlage der Ausfuhrbelege die ausgezahlten Beträge vom Unternehmer erstatten lassen (vgl. BMF vom 15.03.2022, III C 3 – S 7133/21/10001:001, BStBl I 2022, 352 Tz. 1.1).
Rz. 81
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Weist der Unternehmer USt aus, schuldet er diese nach § 14c Abs. 1 UStG selbst dann, wenn er den Ausfuhrnachweis führen kann. Es wäre grundsätzlich eine Rechnungsberichtigung erforderlich, da erst mit der wirksamen Rechnungsberichtigung die Steuerschuld nach § 14c Abs. 1 UStG erlischt (vgl. Abschn. 14c.1. Abs. 7, 8 UStAE und BFH vom 19.09.1996, Az: V R 41/94, BStBl II 1999, 249 [Berichtigungsmöglichkeit]; BFH vom 10.12.1992, Az: V R 73/90, BStBl II 1993, 383 [Berichtigungserklärung]; wegen weiterer Einzelheiten vgl. die Kommentierung zu § 14c). Aus Vereinfachungsgründen ist die Rechnungsberichtigung jedoch entbehrlich, wenn der ausländische Abnehmer die ursprüngliche Rechnung bzw. den ursprünglichen Kassenbon an den Unternehmer zurückgibt und dieser den zurückerhaltenen Beleg aufbewahrt (vgl. Abschn. 14c. Abs. 8 S. 3 UStAE; BMF vom 15.03.2022, III C 3 – S 7133/21/10001:001, BStBl I 2022, 352, Tz. 2). Nach einem neueren EuGH-Urteil (EuGH vom 08.12.2022, C-378/21, Finanzamt Österreich (Endverbrauchern fälschlicherweise in Rechnung gestellte Mehrwertsteuer)) wird durch Steuerausweis keine Steuerschuld nach Art. 203 MwStSystRL (Rechtsgrundlage des § 14c UStG) begründet, wenn feststeht, dass der Abnehmer keine Vorsteuerabzugsberechtigung hat. Das BMF wendet diese Entscheidung grundsätzlich an (BMF vom 27.02.2024, a.a.O.). Österreich hat zur Umsetzung sein UStG geändert.