Genau wie zum Klimawandel gibt es auch zu den 1,5- bis 2,0-Grad-Grenzwerten unzählige Studien und jede Menge Forschungsmaterial. An dieser Stelle soll ein guter Überblick über das Thema geben werden.
Wie im vorangegangenen Abschnitt beschrieben, sind Treibhausgase für unser Klima prinzipiell gesehen nicht schlecht. Wie in einem bekannten Sprichwort, das besagt, dass die Dosis das Gift mache, verhält es sich auch mit den Treibhausgasen. Neben Wasserdampf ist das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) das wichtigste Klimagas. Seit Beginn der Industrialisierung ist die globale Konzentration allerdings um 44 % gestiegen. Im Kyoto-Protokoll werden weitere 5 essenzielle Treibhausgase beschrieben. Diese sind Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O) – auch als Lachgas bekannt –, halogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6). Zusammengefasst werden diese in sogenannten CO2-Äquivalenten berechnet.
Wenn wir also zumindest das 2-Grad-Klimaziel zum Ende dieses Jahrhunderts erreichen wollen, dann darf laut Weltklimarat die Grenze von 450 ppm CO2-Äquivalenten nicht dauerhaft überschritten werden. Im Jahr 2019 lag die gesamte Treibhausgaskonzentration allerdings bei 500 ppm CO2-Äquivalenten. Wenn es also so weitergeht wie bisher, werden wir unser Ziel ganz klar verfehlen und da reden wir noch gar nicht von einem viel ambitionierten 1,5-Grad-Ziel.
2-Grad-Erwärmung bedeutet nicht jeden Tag 2 Grad wärmer
Es hat große Bedeutung, dass wir an diesem Punkt verstehen, dass ein Temperaturanstieg nicht bedeutet, dass wir im Winter weniger frieren. Die 2-Grad-Erwärmung wird oft so verstanden, dass es "nur" ein bisschen wärmer wird. Und was ist schon der Unterschied, ob es an einem Tag nun 17 oder 19 Grad hat?
Ganz so einfach und harmlos ist es leider nicht. Da wir von einer globalen Durchschnittstemperatur ausgehen, müssen wir z. B. miteinberechnen, dass sich das Wasser langsamer erhitzt. Außerdem bildet dieser Durchschnitt auch die Temperaturentwicklungen aller Weltregionen ab sowie die Temperaturunterschiede der einzelnen Jahreszeiten.
So kommt es, dass die globale Mitteltemperatur derzeit 15 Grad beträgt. Wenn sich die Durchschnittstemperatur also um 2 Grad erwärmt, bedeutet das, dass die Landflächen sich tatsächlich weit stärker erwärmen.
Doch was wären die Folgen, wenn wir unsere Ziele tatsächlich verfehlen? Ab einer Erhitzung um 2 Grad befürchten Expertinnen und Experten katastrophale Folgen für unseren Planeten und seine Ökosysteme – von denen wir Menschen ein Teil sind. Aber bereits mit einem Anstieg der Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad wären die Folgen für unseren Planeten gravierend und irreversibel. Jedes Zehntel Grad Temperaturanstieg macht einen großen Unterschied für die Erde und hat schwerwiegende Konsequenzen für die Umwelt. Wissenschaftliche Prognosemodelle sind so exakt wie noch nie und können inzwischen die Konsequenzen zwischen einer Erhitzung von 1,5 oder 2,0 Grad für unseren Planeten so genau wie noch nie berechnen.
Gelänge es uns nicht, den Temperaturanstieg noch einzugrenzen, würden wir viele Risiken eingehen:
- Ein Anstieg der Durchschnittstemperaturen um mehr als 2 Grad würde uns vor eine Flüchtlingskatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes stellen, da durch Meeresspiegelanstieg und anhaltende Dürren viele Gebiete nicht mehr bewohnbar wären.
- Dadurch würden Armut und Hungersnöte in der Welt enorm steigen.
- Die Süßwasserknappheit würde dramatisch zunehmen.
- Durch das völlige Absterben der Korallenriffe würde ein weiterer wichtiger Teil unseres Ökosystems verschwinden.
Ganze Vegetationszonen würden verschoben werden, was den Verlust des größten Teils der Biodiversität zur Folge hätte. Der Großteil aller Lebewesen wäre vom Aussterben bedroht oder würde gänzlich aussterben.
Das Risiko eines Massensterbens bei vielen Tier- und Pflanzenarten kann aber verringert werden. Bei einer Temperaturzunahme von 1,5 Grad droht ein Massensterben von mehr als 50 % der Population, und zwar bei 6 % der Insektenarten, 8 % der Pflanzenarten und 4 % der Wirbeltierarten. Ist es aber um 2 Grad heißer, dann droht ein derartiges Massensterben bei 18 % der Insektenarten, 16 % der Pflanzenarten und 8 % der Wirbeltierarten.
Bei einem Temperaturanstieg von 1,5 Grad wäre die Arktis über 100 Jahre hinweg einmal komplett eisfrei, bei 2 Grad einmal in 10 Jahren und bei 3 Grad in 2 von 3 Sommern.