Carmen Auer, Viola Möller
2.2.1 Entstehung und Bedeutung
Rz. 148
"Die Nachhaltigkeitsziele sind der universell vereinbarte Fahrplan zur Überwindung wirtschaftlicher und geopolitischer Gräben, zum Wiederaufbau von Vertrauen und zur Wiederherstellung der Solidarität", so António-Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen.
Im Jahr 2015 wurde von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen die Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Die Agenda 2030 umfasst 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die sog. Sustainable Development Goals (SDGs). Sie traten an die Stelle der im Jahr 2000 verabschiedeten "Millennium Development Goals", die nur für die Länder des globalen Südens galten und darauf abzielten, diesen bis 2015 gute Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Die Sustainable Development Goals (SDGs) nehmen hingegen alle Länder und Organisationsformen gleichermaßen in die Verantwortung.
Rz. 149
Auch als nicht bindende Leitplanken lohnt sich ein Blick auf die SDGs, die Unternehmen und Regierungsorganisationen als Orientierungshilfe für die Ziele und Tätigkeiten dienen und von immer mehr Ratings und Rankings als Maßstab verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns herangezogen werden.
Mit ihrer Vielfalt bieten die SDGs privatwirtschaftlichen wie staatlichen Organisationen die Möglichkeit, die ihnen zugeschriebene Verantwortung entlang von Lieferketten (§ 15) und in Bezug auf Materialität konkret zu überprüfen und pragmatisch zu gestalten.
2.2.2 Die Ziele und ihre Umsetzung
Rz. 150
Zentrale Aspekte der Ziele sind das Voranbringen des Wirtschaftswachstums, die Reduzierung von Disparitäten im Lebensstandard, die Schaffung von Chancengleichheit sowie ein nachhaltiges Management von natürlichen Ressourcen, das den Erhalt von Ökosystemen gewährleistet und deren Resilienz stärkt. In der Ausgestaltung der Ziele wird die Bedeutung der Menschen, welche "das Zentrum einer nachhaltigen Entwicklung sind", betont. Dabei ist v. a. die Wahrung von Menschenrechten ein wichtiger Aspekt.
Rz. 151
Je nach Branche, Geschäftsmodell und Region bieten die SDGs die Möglichkeit, unterschiedliche Risiken zu adressieren und damit verbundene Chancen wahrzunehmen. Zu jedem Ziel wurden umfangreiche spezifische und praktisch umsetzbare Unterziele formuliert (in Summe sind dies 169 Unterziele). Diese sollen dazu beitragen, die Anwendung der Oberziele auf nationaler und lokaler Ebene zu vereinfachen.
Rz. 152
Die 169 Unterziele lassen sich unterteilen in 107 inhaltliche Ziele, die für die SDGs 1 bis 16 mit arabischen Ziffern gekennzeichnet sind, und in 62 Umsetzungsmaßnahmen ("Means of Implementation"), mit denen meist finanzielle oder institutionelle Strukturen beschrieben werden. SDG 17 enthält ausschl. Umsetzungsmaßnahmen.
Abb. 12: Sustainable Development Goals (SDGs)
Rz. 153
Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen oder Organisationen, sich bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung auf die SDGs zu beziehen. Die Sustainable Development Goals 2030 sind auch kein konkretes Rahmenwerk zur Erfüllung der EU-Berichtspflichten, wie es die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sind. Dennoch sind sie eine gute inhaltliche Orientierung für Unternehmen und Organisationen, die über ihre Nachhaltigkeitsleistungen berichten. Um den Einstieg in die Berichterstattung im Einklang mit den SDGs zu erleichtern, haben UN Global Compact und GRI den sog. SDG Compass entwickelt.
Rz. 154
Zur Kontrolle der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele stellen jährlich rund 40 UN-Mitgliedstaaten im Hochrangigen politischen Forum über nachhaltige Entwicklung (High-level Political Forum on Sustainable Development – HLPF) ihre nationalen Berichte zu den SDGs vor. Zudem richten immer mehr Unternehmen und öffentliche Organisationen weltweit ihre Nachhaltigkeitsstrategien und ihre Berichterstattung an den SDGs aus, um langfristig zu einer positiven globalen Entwicklung beizutragen.
Rz. 155
Sowohl das Deutsche Global Compact Netzwerk als auch die Homepage der Vereinten Nationen stellen zahlreiche Ressourcen für die praktische Umsetzung der SDGs zur Verfügung. Diese interaktiven, digitalen Tools richten sich v. a. an Unternehmen und sollen Analysen, Maßnahmenplanung sowie die Erfolgskontrolle und die Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen in Managementprozessen unterstützen.