David Ockert, Irene Oksinoglu
Die Zugehörigkeit ist ein wesentliches Bedürfnis und wird in der Maslowschen Bedürfnishierarchie unter den sozialen Bedürfnissen zusammengefasst. Das zentrale Element, um das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu erfüllen, liegt in der Teilhabe an einer Gemeinschaft und dem Erleben bedeutungsvoller Beziehungen, die durch Vertrauen gekennzeichnet sind. Mit dem Büro soll ein Ort geschaffen werden, dies zu erleben.
Ein Forschungsbericht der Arbeits- und Organisationspsychologie der Justus-Liebig-Universität belegt den motivierenden Einfluss von qualitativ hochwertigen sozialen Erfahrungen auf die Leistungsfähigkeit bei der Arbeit in Präsenz. Die Untersuchung ergab, dass es eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen positiven sozialen Interaktionen und steigender Motivation gibt. Der regelmäßige Kontakt mit Arbeitskolleginnen und -kollegen prägt den Arbeitsalltag und übt somit einen signifikanten Einfluss auf die individuelle Motivation und Verhaltensweise aus.
Eine weitere Untersuchung fand heraus, dass hochwertiger Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen sowie positive soziale Interaktionen zu mehr sozialer Achtsamkeit und Empathie führten. Als direkte Folge dieser Offenheit gegenüber den Bedürfnissen und Interessen anderer zeigte sich eine gesteigerte Bereitschaft, Kolleginnen und Kollegen bei der Bewältigung anspruchsvoller oder zeitkritischer Aufgaben zu unterstützen. Aber auch eine negative Beeinflussung des Wohlbefindens können soziale Beziehungen auslösen. So können soziale Konflikte oder Mobbing die Belastung und das Stresserleben steigern.
1.1 Plattform für Co-Creation und Co-Working
In der Zukunft wird Präsenzarbeit bzw. die Arbeit vor Ort zunehmend als Plattform für Co-Creation und Co-Working betrachtet, was zu einer Stärkung der zwischenmenschlichen Beziehungen und der Unternehmenskultur führt. Denn das Vorhandensein von vertrauensvollen Beziehungen fördert das Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine kollektive Identifikation, bei der die Mitarbeitenden die Werte und Annahmen des Kollektivs erkennen und übernehmen. Durch die soziale Interaktion innerhalb des Teams wird die Teamidentität gestärkt. Die Sozialisation im Kollektiv führt zu einer Stärkung der Teamidentität. Somit wird das Büro als Kulturmeile des Unternehmens gesehen, an dem Unternehmenswerte gelebt werden, ein Wir-Gefühl entsteht und an dem durch Co-Creation gemeinsam Neues geschaffen wird.
Mit dem Modell "Matrix der Zusammenarbeit" (siehe später folgende Abb. 4) will OTTO genau an diesem Punkt den Mitarbeitenden eine Orientierung bieten, zu entscheiden, für welche Aktivitäten sie in das Büro kommen und welche Tätigkeiten sich eher außerhalb des Büros erledigen lassen. Basis dafür ist die Überzeugung, dass durch die differenzierte Betrachtung der Arbeitsorte, -methoden und -tools in Abhängigkeit zur jeweiligen Tätigkeiten und Arbeitsinhalte, die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die jeweiligen Team- und Arbeitsprozesse sicherzustellen.
1.2 Wissensaustausch
Weitere aufschlussreiche Ergebnisse im Hinblick auf die Effekte des hybriden Arbeitens auf zentrale Themen des Wissensaustauschs und der Vernetzung zwischen den Mitarbeitenden liefert uns eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Fragen nach Weiterbildung und Geschwindigkeit gleich hohe Werte zu Verbesserung und Verschlechterung angaben, nahmen die negativen Tendenzen bei den Antwortkategorien im Bereich des Wissensaustauschs und der Vernetzung zu. 46 % der Befragten gaben an, dass der Wissensaustausch im Unternehmen schlechter geworden sei. Knapp 62 % bestätigten, dass die Vernetzung der Kolleginnen und Kollegen schlechter geworden sei.
Die Umfrage verdeutlicht erneut die große Bedeutung des Unternehmens als sozialer Ort. Es ist nicht nur der Ort, an dem Produkte und Dienstleistungen entwickelt und bereitgestellt werden und an dem die Menschen arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es fungiert auch als sozialer Ankerpunkt als Ort der Begegnung und prägt sowohl unsere berufliche als auch private Sozialisation.