Zusammenfassung
Mit der DIN EN ISO 26000:2011-01 (im Folgenden als ISO 26000 bezeichnet) existiert seit Ende 2010 erstmals eine weltweit anerkannte Norm zur Umsetzung gesellschaftlicher Verantwortung von Organisationen. Die Norm bietet eine umfassende Orientierungshilfe und konkrete Empfehlungen, mit denen Organisationen aller Art die Inhalte und Reichweite ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der ökologischen Umwelt (= CSR) bestimmen, wahrnehmen und systematisch managen können.
Internationale Standards und neue europäische Vorgaben
Neben der ISO 26000 gibt es weitere international anerkannte Normen, Standards, Grundsätze oder globale Abkommen, die wesentliche Teilaspekte von CSR abbilden.
Zu den wichtigsten Orientierungshilfen, die von Unternehmen weltweit genutzt werden können, um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen, gehören heute die nachfolgend aufgeführten:
- ISO 26000 (2010) sowie zahlreiche weitere ISO Normen zu Teilaspekten gesellschaftlicher Verantwortung wie Umweltschutz, Energiemanagement, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Qualitätsmanagement, Org. Governance, Compliancemanagement etc.
- OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen (2023)
- Die 10 Prinzipien des UN Global Compact (1999/2001)
- Die UN Guiding Principles on Business & Human Rights (2011)
- Die UN Sustainable Development Goals (SDGs) (Agenda 2030, 2015)
- Die Berichtsstandards der Global Reporting Initiative (GRI) (2021)
Neben diesen, auf freiwilliger Basis anzuwendenden normativen Orientierungen wurden in den letzten Jahren zudem im Kontext des sog. Green Deal der EU und dem dafür zentralen Hebel der Umleitung globaler Finanzströme in Richtung Nachhaltigkeit, eine Reihe von Direktiven zu CSR bezogenen Themen verabschiedet, allen voran Vorgaben zur Berichterstattung über unternehmerische Aktivitäten im Bereich "ESG – Environmental, Social, Governance". Die europäischen Mitgliedsstaaten sind dazu aufgefordert, die darin adressierten Inhalte in nationales Recht zu überführen und so aus freiwilliger Selbstverpflichtung gesetzliche Vorgaben werden zu lassen, die auf nationaler Ebene durchzusetzen sind.
1 CSR ist heute Norm
Während über viele Jahre hinweg Unklarheit über den Gegenstand von gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen (engl. Corporate Social Responsibility – CSR) bestand, hat das Konzept inzwischen eine klare Kontur.
CSR hat sich endgültig von der langen Zeit weit verbreiteten Auffassung entfernt, es ginge dabei einzig um Umweltaspekte, Sponsoring oder den Einsatz für den guten Zweck. CSR wird heute als Querschnittsaufgabe verstanden, die sich ausgehend von der Unternehmenspolitik, der Unternehmenssteuerung und -überwachung (Corporate Governance) durch alle Unternehmensbereiche zieht. Ein professionelles, systematisches und entsprechend glaubwürdiges CSR-Management legt seinen Schwerpunkt auf das Kerngeschäft, trägt zum nachhaltigen Erfolg von Unternehmen und zu deren Zukunftssicherung bei und ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal, insbes. bei der zunehmend erfolgskritischen Positionierung als attraktiver Arbeitgeber.
Für die Personalarbeit geht es beim Thema CSR zum einen darum, damit verbundene Orientierungen und Vorgaben für den eigenen Bereich umzusetzen und zu nutzen, zum anderen übernimmt das Personalwesen unterstützende Aufgaben, um ein unternehmensweites, konsistentes CSR-Management zu etablieren. Eine wichtige Aufgabe besteht darin, Führungskräfte und das gesamte Personal zu verantwortlichem Handeln und Entscheiden zu befähigen. Aus dem CSR-Management des Unternehmens ergeben sich neue Chancen für das Personalmarketing im Wettbewerb um Fachkräfte: Für die Generationen, die dem Arbeitsmarkt heute als Nachwuchs zur Verfügung stehen, spielen Antworten auf die Gretchenfrage "Wie haltet Ihr es mit der Wahrnehmung Eurer Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft?" eine immer bedeutendere Rolle bei der Entscheidung für ihren künftigen Arbeitgeber.
Die Art und Weise, wie Verantwortung von einem Unternehmen wahrgenommen und kommuniziert wird, hat darüber hinaus einen entscheidenden Einfluss auf die Ausprägung eines positiven öffentlichen Images. Ein solches Image fördert nicht nur die Beziehungen zu Kunden, Bewerbern und Partnern, sondern erzeugt auch Stolz, Identifikation und Motivation innerhalb der bestehenden Belegschaft.
2 Grundlagen zu Corporate Social Responsibility
2.1 Ebenen gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen
Das 4-Stufen-Modell von Archie B. Carroll, das als eines der ersten CSR modellhaft zu beschreiben versuchte, zeigt eine Hierarchie unternehmerischer Verantwortlichkeiten. Als notwendig wird dabei die Verantwortung zur Unternehmenssicherung, also das Erzielen von Gewinnen, angesehen. Notwendig im Sinne einer unbedingten Verpflichtung ist darüber hinaus die Verantwortung von Unternehmen, sich bei den geschäftlichen Aktivitäten an die gültige Gesetzgebung zu halten. Eine von der Gesellschaft erwartete bzw. ihr geschuldete Verantwortung von Unternehmen wiederum besteht darin, sich an ethischen Prinzipien und Werten zu orientieren. Darunter fällt bspw. auch die Ein...