Johannes Henne, Jens Mofina
Die Vielfalt der Themen und Aufgaben in Städten und Landkreisen ist enorm. Verschiedene Rahmenbedingungen und divergierende Interessen unterschiedlicher Stakeholder müssen berücksichtigt werden, wenn es um die Konsolidierung und nachhaltige Fortentwicklung der einzelnen Politikfelder geht. Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung sollten sich daher mit der strategischen Bedeutung und dem Mehrwert digitaler Innovationen vertraut machen. Im 1. Teil dieses Kapitels werden beispielhaft einige kommunale Politikbereiche dargestellt, in denen die modernen Informationstechnologien als Infrastrukturkomponente eine Rolle spielen bzw. perspektivisch nutzbar gemacht werden können. Im 2. Teil des Kapitels werden zudem 3 strukturelle Dimensionen skizziert, die mit Blick auf die unterschiedlichen Themenfelder und Interessengruppen einen Rahmen für die Definition konkreter Handlungsfelder und Maßnahmen geben sollen.
2.1 Themenbereiche der digitalen Kommune
Quer durch sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens stellt sich die Frage, wie Menschen in naher Zukunft mithilfe der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien kommunizieren und interagieren werden. Auch für die Fortentwicklung kommunaler Lebensräume sind diese Überlegungen von entscheidender Bedeutung, denn in vielen Aufgabenbereichen zeichnet sich bereits heute unter dem Leitgedanken der smarten und digitalen Kommune die zunehmende Relevanz vernetzter und intelligenter digitaler Steuerungs- und Kommunikationssysteme ab. Zusätzlich zur klassischen Stadt- und Regionalentwicklungsplanung müssen deshalb auch die technischen Systeme und Infrastrukturen in einer Kommune analytisch betrachtet und die Potenziale digitaler Technologien für die jeweiligen Politik- und Handlungsfelder ermittelt werden. Bereits zum aktuellen Zeitpunkt zeigen sich diese Potenziale in einigen kommunalen Themenbereichen.
Abb. 1: Themenbereiche der digitalen Kommune
2.1.1 Verwaltung
Der Einsatz von digitalen Technologien in öffentlichen Verwaltungen ermöglicht eine produktivere, transparentere und wirtschaftlichere Aufgabenerledigung. Öffentliche Leistungsprozesse können durch die Vernetzung von Daten und die Automatisierung sowie Parallelisierung von Arbeitsschritten zeitlich beschleunigt werden. Außerdem lassen sich netzwerkartige Kooperationsformen etablieren, die über die klassische Aufgabenzuteilung nach Ressorts bzw. Fachämtern und die Grenzen der Verwaltung hinausgehen. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Fall die Bereitstellung offener Daten und Dienste, wodurch die Verwaltung zunehmend zur Steuerungsinstanz zwischen den wirtschaftlichen, zivilgesellschaftlichen und politischen Akteuren im kommunalen Raum wird.
2.1.2 Mobilität
Mobilität bildet seit vielen Jahrzehnten eines der zentralen Themen in Kommunen und fungiert als wichtiger Motor für Fortschritt, Wachstum und individuelle Fortbewegung. Da die vorhandenen kommunalen Verkehrsinfrastrukturen häufig an ihre Grenzen stoßen, gewinnen die Verknüpfung von Verkehr und Kommunikation sowie die Etablierung alternativer Verkehrsmittel und Verkehrswege zunehmend an Bedeutung.
Durch den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationsmittel gelingen eine intelligente Verkehrsplanung, eine bessere Vernetzung von Verkehrsteilnehmern und der Ausbau neuer Formen des öffentlichen Personennahverkehrs.
Smartphone-Apps für den Verkehr
Digitale Technologien wie z. B. Smartphone-Apps für Staumeldungen, Mitfahrgelegenheiten oder Carsharing-Angebote ermöglichen die individuelle Planbarkeit von Mobilität, indem aktuelle Verkehrsdaten geteilt und somit für alle Verkehrsteilnehmer zur Verfügung gestellt werden. Dadurch entsteht ein offenes und weitreichendes Mobilitätsnetzwerk, welches die individuellen Bedürfnisse nach Fortbewegung im kommunalen Raum bestmöglich unterstützt.
2.1.3 Bildung
Über das klassische Verständnis von Aus- und Weiterbildung hinaus ermöglichen die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien die Entwicklung zukunftsorientierter kommunaler Bildungslandschaften. Im Mittelpunkt steht dabei ein datenbasiertes Bildungsmanagement, welches sich durch den transparenten Austausch und die barrierefreie Vernetzung von Wissen auszeichnet. Alle lokalen Akteure aus dem Bildungsbereich sowie sämtliche relevanten Datenressourcen müssen hierfür gezielt zusammengeführt werden. Durch ein sinnvolles kommunales Bildungsmanagement können Städte und Landkreise die lokalen Bildungschancen nachhaltig verbessern bzw. ausbauen und somit einen wichtigen Beitrag zur Gewinnung von Fachkräften und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit leisten.
2.1.4 Gesundheit
Eine gute Gesundheitsversorgung ist ein wesentlicher Standortfaktor für Städte und Landkreise. Alle kommunalen Behörden, Ämter, Institutionen und freien Träger sind angehalten, die Förderung von Gesundheit voranzutreiben. Aufgrund der vielschichtigen Herausforderungen in den Kommunen müssen auch für die Gewährleistung der medizinischen und pflegerischen Versorgung neue Formen der Steuerung, Abstimmung und Verknüpfung von Aktivitäten und Ressourcen etabliert werden. Mittels ...