Daniel Schmitz-Remberg, Andreas Streubig
1.1 Der Druck durch CSRD und aktuelle Extremwetterereignisse
Als Verantwortliche im Bereich Nachhaltigkeit waren Sie in den letzten Wochen entweder durch die erneuten verheerenden Überflutungen in Deutschland oder die CSRD-Anforderungen an Ihr Unternehmen geschockt. Beides hat mit der Anpassung an den Klimawandel zu tun.
Wie die EU-Umweltbehörde kürzlich mahnend feststellte, sind wir in Europa bislang nur sehr schlecht darauf vorbereitet. Die Behörde sagt substanzielle Auswirkungen auf unsere Wirtschaftsleistung vorher.
Bleiben wir kurz bei der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Unter den 1178 möglichen Offenlegungsanforderungen, befinden sich auch solche zu Klimarisiken. Angefangen bei der doppelten Materialitäts-Analyse, über die Notwendigkeit sich zum Thema Anpassung an den Klimawandel zu äußern (37 Mal erwähnt im delegierten Rechtsakt zu Set 1 der ESRS vom 22.12.2023), bis zu der Anforderung, offen zu legen wie auf chronische bzw. akute Wetterereignisse im Unternehmen reagiert wird (IRO-1).
Diese Notwendigkeit wurde durch die Überflutungen in Süddeutschland, Saarland und Anfang 2024 in Niedersachsen eindrucksvoll unterstrichen. "Jahrhundertfluten" ereignen sich nun mehrmals jährlich. Diese extremen Wetterereignisse zeigen deutlich, wie sehr der Klimawandel bereits heute die Umwelt und Wirtschaft beeinflusst. Es wird heißer, trockener, nasser und windiger. Das schauen wir uns näher an.
1.2 Realitäts-Check: Das Klima ändert sich
Der Klimawandel ist keine ferne Zukunftsvision mehr. Er ist hier und jetzt. Europa ist der sich am schnellsten erwärmende Kontinent und wir sind schlecht vorbereitet. Ein physikalischer Fakt lässt nichts Gutes erahnen: Aufgrund komplexer atmosphärischer Prozesse dauert es 10 – 30 Jahre, bis sich CO2-Emissionen auf das Klima auswirken. Kurz gesagt: Auch wenn die Emissionen sinken, wird es die nächsten Jahrzehnte auf jeden Fall noch schlimmer.
Laut Prof. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung nimmt die Feuchtigkeit in der Atmosphäre mit steigenden Temperaturen zu, was zu häufigeren und intensiveren Starkregen führt. Der Weltklimarat (IPCC) bestätigt, dass die letzten vier Jahrzehnte die wärmsten seit Beginn der modernen Klimamessung waren. Der jüngste Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP 2023) zeigt, dass die Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse weltweit zu nimmt. Zum Beispiel hat sich die Anzahl der schweren Überflutungen vervierfacht. Das Weltwirtschaftsforum identifiziert den Klimawandel als eines der größten globalen Risiken für Unternehmen in den kommenden Jahren.
Schauen wir uns die Klimakarte für den 1. Juni 2024 an: "Nur" mit der aktuellen durchschnittlichen Erwärmung von 1,5°C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit sind hunderte Millionen Menschen zwischen Nordafrika, Mittlerem Osten bis über Pakistan und Indien sehr viel häufiger sehr hohen Temperaturen ausgesetzt.
Trockenheit betrifft insbesondere den europäischen Süden, aber auch bestimmte Regionen in Ostdeutschland (auf der Website Aqueduct | World Resources Institutekann sich jeder selbst ein Bild machen). Mit einem Blick in die Speisekammer wird klar, hier sind unsere täglichen Lebensmittel bedroht. Von spanischen Tomaten, bis Olivenöl oder Getreide. Und auch etwa die Hälfte aller Kaffeepflanzen, so ein Forschungspapier, könnten absterben.
1.3 Innovation und Lösungen: Erfolgreiche Klimawandelanpassung
Das klingt dramatisch. Ist es auch, denn es sind nicht nur einzelne Wetterereignisse ("Früher gab es doch auch schonmal warme Tage"). Die ersten Unternehmen und Start-ups haben das erkannt und handeln bereits. Sie entwickeln innovative Strategien zur Anpassung an den Klimawandel. Werfen wir einen kurzen Blick auf einige Beispiele:
Versicherungsunternehmen wie Swiss Re und Munich Re nutzen fortschrittliche Klimamodelle und Big Data, um Risiken besser einzuschätzen und maßgeschneiderte Versicherungslösungen zu entwickeln. Diese Modelle helfen nicht nur bei der Risikobewertung, sondern auch bei der Preisgestaltung und der Entwicklung von Präventionsstrategien. Swiss Re prognostiziert, dass die weltweiten wirtschaftlichen Schäden durch Naturkatastrophen bis 2040 auf jährlich 1,3 Billionen USD steigen könnten.
Viele Produktionsbetriebe investieren in wetterresistente Materialien und Technologien. Beispielsweise verlagern Unternehmen wie BMW ihre Produktionsstätten aus hochwassergefährdeten Gebieten in sicherere Regionen. BMW überprüft kontinuierli...