Die bestehenden globalen Lieferketten sollen in geschlossene Kreisläufe überführt werden. Dies würde bedingen, dass Produkte zur Aufbereitung in ihre Herkunftsländer zurückgeführt würden. Aus vielerlei Hinsicht ist solches Tun wenig sinnvoll, müsste doch die Wiederaufbereitung resp. die Wertsteigerung lokal vonstattengehen. Wiederaufbereitungs-Hubs könnten dort entstehen, wo der momentan größte Bedarf an entsprechenden Produkten ist. Diese Wiederaufbereitung müsste sicherstellen, dass neueste Technologie verwendet und ökologische Bedenken berücksichtigt werden, was wiederum die Reorganisation der Materialflüsse, auch der rückwärtsgerichteten, voraussetzt. Design Circular spricht daher nicht von rückwärts, sondern von vorwärts gerichteten Netzwerken, nämlich denjenigen zur Wieder- und Weiterverwendung der Produkte und Komponenten. Dies macht die enge Zusammenarbeit der Unternehmen entlang der Wertschöpfungsketten, zwischen den Herstellern und den angrenzenden resp. der kaskadierenden Aktivitäten unumgänglich. Herausfordernd wird sein, die bisher hohe geografische Streuung der einzelnen Produktionsschritte entsprechend zu reduzieren, was im Umkehrschluss vermehrte lokale Herstellung impliziert.
11.1 Globale Vorwärtsintegration
Im Wissen darum, dass die Welt von Reverse Cycles spricht, wird mit Design Circular eine Vorwärtsintegration versucht. Damit werden die gänzlichen Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft genutzt, was weit über das bisherige Verständnis des Recyclings von Altstoffen hinausgeht. In der Vergangenheit hat man komplexe mehrstufige Inbound-Lieferantennetzwerke kreiert und sie harmonisiert. Design Circular verfolgt die identische Strategie, nur dass die gleichen Anstrengungen der Wieder-und Weiterverwendung gelten, womit sich die Wertschöpfungsströme nach der Nutzung über mehrere Integrationspartner verteilen. Mit den an die Kunden gelieferten Produkten verfügt ein Unternehmen über sein zukünftiges Rohstofflager. Idealerweise hat das Unternehmen mit den Kunden Vereinbarungen getroffen, dass diese Produkte nach Lebensende wieder zurückgesandt werden. Die Digitalisierung kann es heute möglich machen, dass wir Waren, die verkauft wurden, über ein ganzes Produktleben verfolgen können. Dafür müssen hingegen die Ausgangsprodukte und Komponenten von weit höherer Qualität sein als heute. Wer baut schon gerne etwas ein, was in der Vergangenheit nicht zuverlässig war? Gelingt es, die Voraussetzungen hierfür zu schaffen, können Ressourcen in gigantischem Ausmaß eingespart werden. Getreu dem Motto: "Warum Gutes durch Neues ersetzen?"
11.2 Akteure der Vorwärtsintegration
Design Circular empfiehlt Demontage und Wiederaufbereitung, wobei mit den relevanten internen und externen Anspruchsgruppen intelligente Lösungen zu entwickeln sind. Mit anderen Worten: Abteilungen wie Forschung & Entwicklung, Beschaffung sowie Marketing & Vertrieb sind funktionsübergreifend einzubinden. Ebenfalls miteinzubeziehen sind die Akteure des gesamten lieferantenübergreifenden Netzes: Lieferanten, Auftragnehmer, Recycling- und Logistiklieferanten sowie branchenübergreifende Akteure. Der resultierende Aktionsplan soll die wirkungsvollsten und pragmatischsten Konzepte und Wege aufzeigen, die Lösungen zu implementieren. Die Mobilisierung der Anspruchsgruppen ist eine enorme Herausforderung. Wie ist eine gemeinsame vereinbarte Faktenbasis zu schaffen, woraus eine Win-win-Situation für alle, auch die Natur, entsteht? Die Voraussetzungen dafür sind die Schulung und der Aufbau von Fähigkeiten, damit alle Beteiligten mit den Konzepten und Anwendungen der Kreislaufwirtschaft vertraut sind. Mit Sicherheit würde die weitere Verwendung der Produkte gefördert, wenn jedes Produkt bspw. nach GS1-Standards mittels einer Nummer oder aber durch die Anwendung der Blockchain-Technologie eindeutig identifizierbar wäre. Dadurch können die Produkte bestimmt und auf denkbare weitere Verwendungszwecke hin untersucht werden. Bedingung wäre aber, dass die Informationen in einer Produktbibliothek der Unternehmen enthalten sind.