2.1 Zirkuläre Geschäftsmodelle

Das 9R Framework der EllenMacArthur Foundation gibt praktische Anweisungen, mit welchen Instrumenten Unternehmen zirkulär wirtschaften können. Die verschiedenen R-Strategien lassen sich entlang des sogenannten "Value Hills" zuordnen, der die Prozesse von Beginn der Produktion über die Nutzungsdauer bis zum Lebensende eines Produktes darstellt.

Die R-Strategien setzen sich zusammen aus

  • Refuse,
  • Rethink,
  • Reduce,
  • Reuse,
  • Repair,
  • Refurbish,
  • Remanufacture,
  • Repurpose,
  • Recycle,
  • Recover.

Je höher ein Unternehmen auf dem Value Hill ansetzt, desto größer ist der ökologische Impact, der mit der verfolgten Strategie erzielt werden kann. Man verlängert hier die Lebensdauer von Produkten aktiv ohne signifikanten zusätzlichen Energiebedarf. Das kann beispielsweise erreicht werden, indem Produkte an mehrere Personen nacheinander vermietet werden, anstatt sie einmal zu verkaufen. Recycling ist somit eine der letzten Strategien, die man im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft verfolgen sollte, denn hier handelt es sich fast immer um "Downcycling". Die Qualität des Endproduktes ist meist geringer als die des Rohmaterials selbst und zusätzlich verbraucht dieser Schritt viel Energie. Je mehr der ursprünglichen Produkteigenschaften beibehalten werden können, desto produktiver können die Ressourcen zirkulieren und desto geringer wird der Umwelteinfluss des Produktes verteilt auf seine Lebensdauer.

Abb. 2: Zunehmende Kreislaufwirtschaft

2.2 Philips – Light as a Service

Das niederländische Unternehmen ist Vorreiter in zirkulären Geschäftsmodellen und zeigt seit einigen Jahren, wie nachhaltiges Wirtschaften nach einer Triple Bottom Line (People, Planet, Profit) funktioniert. Das Unternehmen steht mit dem Amsterdam Airport Schipol in einer Kooperation mit dem Titel "Light as a Service". Konkret bedeutet das, das die Schipol Group monatlich eine Service-Gebühr an Philips zahlt für den Lichtkonsum des Flughafens während Philips Lightning weiterhin Besitzer der rund 3.700 installierten Vorrichtungen und Anlagen im Amsterdamer Flughafen bleibt. Philips Lightning ist somit dafür verantwortlich, dass alle Anlagen zuverlässig funktionieren und hat als Produzent aufgrund des monatlich fixen Service-Betrags einen großen Anreiz, die Lebensdauer der Produkte zu erhöhen bzw. die installierten Vorrichtungen mit geringem Materialeinsatz zu reparieren.

Im Zuge der Kooperation hat Philips Lightning neue Vorrichtungen entwickelt, deren Lebensdauer um 75 % länger ist als die konventioneller Beleuchtungsanlagen. Zudem fällt für die Reparatur der Vorrichtungen oft nur ein sehr geringer Materialeinsatz (ca. 2 %) an, was nicht nur den Ressourcenverbrauch und somit den Druck auf die Umwelt, sondern gleichzeitig die Material- und Energiekosten von Philips Lightning stark minimiert – ein ökologischer-ökonomischer Win-Win. Gleichzeitig haben die effizienteren LED-Lampen sowie der monetäre Anreiz der Service-Gebühr, die die Schipol Group für den Lichtkonsum des Flughafens anstatt der konventionellen Einmal-Zahlung für die Beleuchtungsanlagen zahlt, dazu geführt, dass der Energieverbrauch des Flughafens um 50 % gesenkt wurde. Die Umweltbilanz der Kooperation fällt also ausgesprochen positiv aus während beide Parteien zusätzlich einen ökonomischen Nutzen verbuchen. Darüber hinaus hat die regelmäßige Wartung und Reparatur der Anlagen zusätzliche Jobs geschaffen – die Triple Bottom Line ist somit durchwegs positiv.[1]

[1] Philips Lightning, 2016

2.3 Refurbed – Plattformmodell zur Skalierung von Refurbishment

Das Österreichische ScaleUp Refurbed trägt mit seinem online Marktplatz für qualitativ hochwertige refurbished Produkte zu einem Paradigmenwechsel unter Konsumenten sowie einer signifikanten Verlängerung von Produktnutzungsdauern von Elektrogeräten in Europa bei.

Die Zielgruppe des zirkulären Geschäftsmodells von Refurbed sind Endkonsument. Anstatt ein neues Handy zu kaufen, bietet Refurbed die Möglichkeit, ein günstigeres, qualitativ-hochwertiges Gerät mit einer signifikant geringeren Umweltbilanz zu kaufen. Wie?

Refurbed erwirbt gebrauchte Artikel und gibt diese an hochprofessionelle Refurbishment-Unternehmen weiter, welche die gebrauchten Elektrogeräte in einem 40-stufigen Prozess von Grund auf erneuern. Diese Refurbished-Geräte, die wie neu funktionieren, können schließlich um bis zu 40 % günstiger als neu produzierte Elektrogeräte auf der online Plattform angeboten werden. Neben explodierenden Umsätzen verzeichnet refurbed auch einen beträchtlichen ökologischen Impact. Im Vergleich zur Neuproduktion von Elektrogeräten werden im Refurbishment circa 70 % der Treibhausgasemissionen eingespart. Zusätzlich sinken die Ressourcennutzung, vor allem von Metallen und seltenen Erden, sowie der Anfall von Elektroschrott, massiv.

Mit dem Buy-back Programm kauft Refurbed die Produkte ihrer eigenen Konsumenten zurück, wenn diese kaputt sind oder nicht mehr verwendet werden und der Prozess beginnt von Neuem. Erst wenn das Refurbishment aus technologischen Gründen nicht mehr möglich ist, kommt die Lebensspanne eines Produkts zu einem Ende und es wird dem Recycling überführt.

Neben E...

Dieser Inhalt ist unter anderem im Haufe Sustainability Office enthalten. Sie wollen mehr?