Eine zentrale Fragestellung, die sich bei der Umstellung auf Circular Economy stellt, lautet: Wie können Unternehmen ein Geschäftsmodell, das derzeit noch als komplex und schwer greifbar wahrgenommen wird, in die Praxis umsetzen? Insbesondere stellt sich die Frage, welche ersten Schritte erforderlich sind, um die Implementierung dieses Modells in Gang zu setzen und somit den Übergang von der theoretischen Konzeption zur praktischen Anwendung zu vollziehen. Die Herausforderung liegt dabei nicht nur in der Operationalisierung abstrakter Konzepte, sondern auch in der Etablierung konkreter Prozesse und Strukturen, die es den Unternehmen ermöglichen, die Prinzipien des Modells effektiv und nachhaltig in ihre bestehende Wertschöpfungskette zu integrieren.
4.1 Produktportfolio analysieren
Es ist entscheidend, das Produktportfolio eines Unternehmens zunächst gründlich zu analysieren und einen umfassenden Überblick zu schaffen, bevor ein Circular Economy-Geschäftsmodell implementiert wird:
- Identifikation von Potenzialen zur Ressourcenschonung: Durch die Analyse des bestehenden Produktportfolios können Unternehmen herausfinden, welche Produkte und Prozesse die meisten Ressourcen verbrauchen und wo es Möglichkeiten gibt, durch Wiederverwendung, Recycling oder die Nutzung erneuerbarer Materialien Einsparungen zu erzielen. Ein klarer Überblick ermöglicht es, gezielt an den Bereichen anzusetzen, die das größte Potenzial für Ressourceneffizienz bieten.
- Ermittlung von Kreislauffähigkeit: Nicht alle Produkte eignen sich gleichermaßen für eine Umstellung auf zirkuläre Prinzipien. Eine detaillierte Analyse zeigt, welche Produkte leicht angepasst werden können, um in einem geschlossenen Kreislauf zu funktionieren, und welche möglicherweise grundlegende Änderungen im Design oder in den verwendeten Materialien erfordern.
- Priorisierung von Maßnahmen und Risikominimierung: Mit einem vollständigen Überblick können Unternehmen die Umstellung auf ein Circular Economy-Modell strategisch planen, indem sie Prioritäten setzen. Dies erlaubt es, zuerst diejenigen Produkte zu fokussieren, bei denen die Umstellung den größten wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen bringt. Zudem hilft eine sorgfältige Analyse des Produktportfolios auch, Risiken zu erkennen, die mit der Umstellung verbunden sein könnten, wie beispielsweise Abhängigkeiten von bestimmten Rohstoffen oder Lieferanten.
4.2 Mit einem Pilotprojekt starten
Der zweite Ansatz besteht darin, diese Themen für Kolleginnen und Kollegen, die zuvor noch nie an diesem Thema gearbeitet haben, greifbar und leicht verständlich zu machen, indem zunächst praktische und für den Großteil der Belegschaft nachvollziehbare Projekte gemeinsam mit verschiedenen Abteilungen umgesetzt werden. Es könnte sich beispielsweise um zirkuläre Verpackungen oder langlebige Montagesysteme handeln, die nach den höchsten Cradle to Cradle-Prinzipien gestaltet wurden, oder um biologisch abbaubare Reinigungsmittel. Dies mag im ersten Schritt keinen großen Einfluss auf die Transformation des gesamten Produktportfolios haben, aber es hilft den Kolleginnen und Kollegen zu verstehen, wie diese – manchmal komplexen und immer noch etwas theoretischen – Ansätze in die Praxis umgesetzt werden können. Dies nimmt den Menschen die Angst und Hindernisse vor dieser schwierigen Transformation. Es geht nicht nur darum, das Gefühl des Erfolgs zu vermitteln, sondern diesen Erfolg sichtbar zu machen und zu zeigen, dass durch ihr Handeln Veränderung möglich ist.
Der Start mit einem Pilotprojekt, bevor ein Unternehmen vollständig auf ein Circular Economy-Geschäftsmodell umstellt, ist aus mehreren wichtigen Gründen entscheidend:
- Risikominimierung: Ein Pilotprojekt erlaubt es, die Konzepte und Prinzipien der Circular Economy in einem kontrollierten, kleineren Rahmen zu testen. Dies hilft, potenzielle Risiken und Herausforderungen zu identifizieren, bevor sie das gesamte Unternehmen betreffen. Falls Probleme auftreten, können diese im Rahmen des Pilotprojekts gelöst werden, ohne dass große Teile des Unternehmens beeinträchtigt werden.
- Praxisnahe Erkenntnisse: Durch das Pilotprojekt sammelt das Unternehmen wertvolle praktische Erfahrungen und Daten. Diese realen Einblicke ermöglichen eine genauere Einschätzung der Machbarkeit und der wirtschaftlichen Auswirkungen der Umstellung. Das Unternehmen lernt, welche Strategien und Maßnahmen effektiv sind und wo Anpassungen erforderlich sind.
- Kosteneffizienz: Ein Pilotprojekt erfordert in der Regel weniger Ressourcen als eine vollständige Umstellung. Es ermöglicht dem Unternehmen, die finanziellen und operativen Aufwendungen zu begrenzen, während es gleichzeitig die Wirksamkeit der neuen Ansätze bewertet. Dies ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass das Unternehmen nicht unnötig in eine umfassende Umstellung investiert, die möglicherweise noch Optimierungen benötigt.
- Anpassung und Verfeinerung: Im Pilotprojekt können Prozesse und Modelle flexibel angepasst und verfeinert werden. Diese iterative Vorgehensweise sorgt dafür, dass das Unternehmen seine Strategie optimier...