Maximilian Henkel, Achim Wenning
Punktuelle und unverbundene Einzelmaßnahmen werden der Gravität des Themas nicht mehr gerecht. Unternehmen haben erkannt, dass sie herausgefordert sind, in größeren Zusammenhängen zu denken und holistisch zu agieren.
2.2.1 Ganzheitliche Transformationsaufgabe
Schien es früher noch ausreichend, isolierte Teilaspekte aus dem Nachhaltigkeitskosmos zu bedienen und themen- bzw. funktionsspezifische Maßnahmenpakete zu schnüren, wird heute sehr klar die Notwendigkeit gesehen, in Gesamtzusammenhängen zu denken und zu handeln (vgl. Abbildung 7).
Abb. 7: Ganzheitliche Transformationsaufgabe (Anteil an Zustimmung zur Aussage)
Dies impliziert, dass Nachhaltigkeit rein inhaltlich als äußerst komplexes Themengebiet mit multiplen Facetten betrachtet werden muss: Nachhaltigkeit ist mehr als die Versorgung der firmeneigenen Gebäude mit Grünstrom, ist mehr als das Bekenntnis der Unternehmensführung zu mehr Diversität und ist mehr als die Unterstützung von Spendenaktionen im Kampf gegen Armut und Hunger.
Mehr und mehr Unternehmen forcieren daher eine ganzheitliche Herangehensweise an den Themenkomplex. Diese fängt mit der möglichst präzisen Antwort auf die Fragestellung an, wie das Unternehmen selbst Nachhaltigkeit interpretiert und welche (strategischen) Ziele es in diesem Zusammenhang verfolgt.
2.2.2 Pflichtaufgabe: Transparenzschaffung beim Thema Nachhaltigkeit
Als wohl gewichtigster Faktor – das zeigen auch sehr deutlich die Umfragewerte (vgl. Abbildung 8) – stellt sich den Unternehmen die Aufgabe, über ein klares und verständliches Rahmenwerk Transparenz darüber zu erzeugen, was Nachhaltigkeit für das Unternehmen überhaupt bedeutet, welche Ziele verfolgt werden, und nicht zuletzt, wie man Status und Fortschritt der eigenen Bemühungen intern und extern misst und transparent macht. Logischerweise entkoppeln sich solche unternehmensinternen Heuristiken nie gänzlich von bestehenden externen Frameworks und Berichtsstandards.
Abb. 8: Transparentschaffung als Erfolgsfaktor (Anteil an Zustimmung zur Aussage)
Dennoch besteht die Herausforderung darin, eine gemeinsame "Sprache" zum Thema zu definieren, die intern wie extern verstanden wird und die dazu geeignet ist, die eigene Transformationsambition zielgerichtet zu steuern. Bedeutet konkret: Welche Aspekte im Themenkomplex Nachhaltigkeit stehen im Fokus, wie macht man Status und Fortschritt anhand geeigneter KPIs messbar und wie integriert man diese Sicht möglichst nahtlos und aufwandsarm in bestehenden Steuerungsprozesse?
2.2.3 Interdisziplinäre Themenverantwortung mit unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten
Es wird deutlich, wie stark interdisziplinär die Herausforderungen und die nötigen Lösungsansätze sind. Die verantwortlichen Personen sind sich darüber im Klaren, dass ein solch komplexes Themenfeld unmöglich funktionsisoliert verantwortet und bearbeitet werden kann. So lässt sich feststellen, dass allen Unternehmensbereichen – mit unterschiedlicher Gewichtung – eine Mitverantwortung beigemessen wird.
Bei der Frage zu Rollen- und Aufgabenprofilen der unterschiedlichen Unternehmensressorts zeichnet sich ein klares Bild ab. Die Gesamtverantwortung im Sinne einer Sponsorenrolle wird sehr deutlich mit 83 % im CEO-Umfeld angesiedelt (vgl. Abbildung 9). Hier werden die grundlegende Nachhaltigkeitsstrategie und die damit einhergehenden Ziele formuliert. Die vorrangige Aufgabe der Maßnahmenumsetzung kommt laut den aktuellen Umfragewerten derzeit den operativen Bereichen unter Federführung des COO zu (74 %).
Der Finanzbereich selbst (mit 39 %) hingegen sieht sich im Status quo insbesondere in der Rolle des Berichterstatters gefordert: Wie operationalisiert und misst man die Nachhaltigkeitsbestrebungen? Wo stehen wir heute, was wollen wir mittelfristig erreichen und sind wir auf dem Transformationspfad im Soll?
Abb. 9: Verantwortung in der Nachhaltigkeitsdebatte (in %, gerundet)
Ausgehend von dem eigenem Rollenverständnis als Berichterstatter bei dem Thema Nachhaltigkeit ist es nur schlüssig, dass im Finanzbereich die Top-Maßnahme im Rahmen der Nachhaltigkeitstransformation aktuell die "(Mitarbeit an der) Definition eines geeigneten KPI-Sets zur Messung und Steuerung von Nachhaltigkeitsbestrebungen" ist. Insgesamt gaben 70 % der diesjährigen Studienteilnehmer an, diese Maßnahme zurzeit zu priorisieren (vgl. Abbildung 10).
Zudem haben es in die Top-3-Maßnahmen auch die "(Mitarbeit an der) Formulierung und Konkretisierung einer durchgängigen Nachhaltigkeitsstrategie" (61 %) und "Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Unternehmens-Zielsystem" (51 %) geschafft. Die aktuellen Top-Maßnahmen unterstreichen die Wahrnehmung von Nachhaltigkeitsbemühungen als ganzheitliche Transformationsaufgabe.
Vor dem Hintergrund der oben beschrieben Rollenverteilung erscheint ein Anteil von 61 % der Befragten, die aktuell an der Formulierung und Konkretisierung der Nachhaltigkeitsstrategie mitarbeiten, zunächst viel, denn offensichtlich wird dem CEO eine klare Lead-/Sponsorenrolle beigemessen.
Die Ergebnisse unterstreichen aber einmal mehr die Einschätzung, das Thema Nachhaltigkeit langfristig nur gesamtheitlich und unternehmensübergreifend lösen zu können.
Abb. 10: Aktuelle Maßnahmen im Rahmen der Nachhaltigke...