Jedes Lösungsangebot beruht auf unplausiblen Modifikationen menschlicher Überzeugungen. Die "Lösung" besteht vielmehr darin, dass andere, ebenso schwere Paradoxien aufgezeigt und die Mitarbeiter damit konfrontiert werden.
Ein Argument gegen Trittbrettfahrer liefert das Rätsel der harmlosen Folterknechte. 1000 Folterknechte hatten jeder ein anderes Opfer. Jeder Folterknecht drückte 1000 mal auf den Knopf des Folterapparates. Die Wirkung, den zusätzlichen Schmerz durch einen einzelnen Knopfdruck nimmt kein Opfer wahr, aber die kumulierte Wirkung von 1.000 Knopfdrücken erzeugt entsetzliche Schmerzen. Jedes Opfer leidet durch separate, aber baugleiche Foltergeräte. Den Folterern kommen moralische Skrupel. Sie ändern ihre Arbeitsweise: Jeder Folterknecht drückt den Knopf eines Folterapparates nur ein einziges Mal, dafür aber bei jeder der 1.000 Maschinen. Kein Folterer verschlimmert den Schmerz eines einzelnen Opfers, dennoch erleiden die Opfer den gleichen grauenhaften Qualen. Dieses Bild zeigt auf, was Trittbrettfahren tatsächlich bewirkt. Die einzelne Aktion mag als Kleinigkeit, als Bagatelle erscheinen, das Gesamtbild zeigt die verheerenden Folgen auf.
Eine weitere Perspektive bietet das folgenden Gedankenspiel: Im Rückgriff auf den Einwand gegen Trittbrettfahren lassen sich drei Fälle konstruieren:
- Wenn jeder trittbrettfährt, findet das gemeinsame Projekt nicht statt, es macht keinen Unterschied aus, wenn ich einen Beitrag leiste.
- Wenn niemand außer mir trittbrettfährt, findet das gemeinsame Projekt statt, es macht also wieder keinen Unterschied aus, ob ich meinen Beitrag leiste. In beiden Fällen lohnt sich Trittbrettfahren.
- Einige Leute sind Trittbrettfahrer, andere nicht. Dann sollte ich nur Trittbrettfahren, wenn die anderen genug zum Projekt beitragen, dass dies auch ohne meinen Beitrag stattfinden kann.
Damit steht die Frage wie viel genug ist, ob es einen Grenz- oder Kipppunkt gibt und wie dieser erkannt wird, im Mittelpunkt. Wenn dieser Punkt unbekannt, ungewiss oder umstritten ist, ist dies eine Einladung zum Trittbrettfahren. Die praktische Unmöglichkeit liegt darin, dass Kipppunkte erst in der Rückschau zu ermitteln sind, wann also z. B. ein Staat, eine Gemeinschaft oder ein Unternehmen an diesem Punkt stand und ihn überschritt.
Wenn es keinen Kipppunkt gibt, soll der Einzelne nach der oben dargestellten Perspektive nur einen Beitrag leisten, wenn die Situation noch knapp unterhalb des Grenzwertes liegt. Denken alle Beteiligten so, führt dies dazu, dass erst im letzten Moment ein Beitrag geleistet wird. Verkalkuliert sich nur eine Person, scheitert das gesamte Projekt, alle verlieren. Dies führt zu einer riskanten Lebensweise, zu einer hochgradig instabilen Gesellschaft, zu einer Gemeinschaft oder einem Unternehmen, das permanent an der Schwelle zum Scheitern steht. Meint der einzelne Trittbrettfahrer tatsächlich, diesen Zeitpunkt erkennen zu können, um dann plötzlich sein Verhalten zu verändern?
Eine einfache Faustregel
Das Thema ist und bleibt komplex. Eine einfache Faustregel gibt folgenden Hinweis: Leisten Sie einen Beitrag, wenn Ihrer Einschätzung nach der langfristige Nutzen aus einer gemeinschaftlichen Anstrengung mindestens so groß ist wie die Kosten Ihres Beitrags.