Wie oben bereits aufgeführt, gibt es auf internationaler Ebene – vor allem auf Englisch – mehrere Handbücher und Leitfäden zur Erstellung von Voluntary Local Reviews. Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global bietet deutschen Kommunen Unterstützung zur Erstellung eines VLR nach Muster des Kieler VLR an. Auch die bereits erwähnte Handreichung von Engagement Global, SKEW, ist ein absolut lesefreundlicher und praxistauglicher Leitfaden für deutsche Kommunen.
Im direkten Austausch bzw. Workshops hat Mannheim schon mehrere, vor allem internationale, Kommunen beraten und auch schon für deutsche Kommunen Workshops angeboten. International macht sich gerade eine Bewegung breit, sehr stark getragen von skandinavischen Städten, die möglichst viele Kommunen dazu animieren will, einen VLR zu erstellen. In Finnland gar 100 bis Ende 2023 – warum? Die Idee dahinter entstand im europäischen Austausch von Diskussionen über den Stand der Umsetzung der SDGs und der Rolle eines VLR dabei. Zunächst in informellen Netzwerken, unter Beteiligung auch von Mannheim, dann in formellerer Art am Rande der Hauptversammlung des Eurocities Treffen 2022, und folgend am Rande des World Urban Forums im Juni 2022 – auch unter Beteiligung von Vertretern der Städte Bonn und Mannheim. Die Hypothese dabei ist: Wenn man sich aktuell die Indikatorenwerte weltweit anschaut, sind wir auf dem Weg, die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele weltweit zu erreichen, gelinde gesagt "nicht in der Spur (out of track)".
Ein VLR ist für jede Stadt ein Mehrwert, da er eine integrierte Gesamtsicht einer Stadt ermöglicht, in seiner Erstellung das Silodenken in Verwaltungen aufbricht und durch die jeweiligen Ziele und Indikatoren eine schnelle und handhabbare Kultur- aber auch Steuerungsveränderung (Einstieg in evidenzbasierte und von einer integrierten Gesamtsicht abgeleiteten politischen, aber verwaltungs- und öffentlichen Diskussion) herbeiführen kann. Dabei sind Schnelligkeit und Quick Wins und die damit gemachten Erfahrungen wichtiger, als "einem" Handbuch mit mehreren Hundert Seiten "gerecht" zu werden und dadurch ein Qualitätssiegel für seinen VLR zu erhalten.
Deswegen auch, weil es wichtiger ist, das damit gesteuert wird, als das man "nur" wieder einen weiteren Bericht hat. Diese Steuerungsveränderung, die zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele notwendig ist, muss schnell erfolgen. Was bedeutet dies für deutsche Kommunen? Ein schneller Einstieg und eine damit einhergehende, wenn auch erst einmal kleinere, Steuerungsveränderung ist wichtiger jetzt und am besten sofort als ein VLR nach Vorbild der aktuellen VLRs wie bspw. Bonn, Stuttgart oder Mannheim. Die Überzeugung ist, der Appetit kommt beim Essen und die Kommunen werden, wenn sie diesen Mehrwert für ihre Steuerung erkennen, von alleine den VLR ausweiten.
Wie können deutsche Kommune schnell und möglichst einfach einen VLR erstellen? Jede deutsche Kommune über 5.000 Einwohner kann sofort über das SDG-Portal für deutsche Kommunen von Bertelsmann sich seinen Bericht (UN-Nachhaltigkeitsziele, Indikatoren mit aktuellen Werten der jeweiligen Statistischen Landesämter und entsprechenden Grafiken dazu) herunterladen. Dauert eine Minute! Stellt man diesem Bericht ein Vorwort des jeweiligen oder der jeweiligen Oberbürgermeister:in voraus und würde zu jedem SDG ein Umsetzungsbeispiel mit Foto und Erläuterungstext innerhalb der Kommune hinzufügen – und ich wette, jede deutsche Kommune kann hier etwas aus ihrem Bestand liefern – und ergänzt dies um eine "Conclusio" oder einen Ausblick, so hat man für seine Kommune damit einen ersten VLR erstellt! Will man ihn auf die offizielle Seite für VLRs der Global Task Force von UCLG, UN-Habitat und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen hochladen, muss man ihn natürlich ins Englische übersetzen, was inzwischen auch relativ schnell gehen kann (Grundgerüst Deepl Übersetzung und Qualitätssicherung durch Übersetzungsbüro, Native Speaker oder jemanden in Verwaltung, der sehr gut Englisch kann – gibt es manchmal mehr als man denkt) Wenn der so erstellte deutsche VLR im jeweiligen Kommunalparlament und am besten, wie in unseren Arbeitsgruppen zur Erstellung des sogenannten Quadrennial Reports (Vierjahresbericht über die Umsetzung der Agenda 2030) diskutiert, vor jeder Haushaltsberatung als Top 1! diskutiert würde, dann hat man auf diese Art sehr viel schneller und sehr viel einfacher eine Transformation in der Steuerung von Kommunen erreicht, als mit einer weiteren großangelegten weltweiten Offensive zur Verwaltungsmodernisierung. VLRs könnten hier der Gamechanger in der Verwaltungssteuerung sein!