Dieser Beitrag ist ein (editierter) Auszug aus dem Kapitel ""Mit klar strukturiertem Nachhaltigkeitsmanagement zum Kulturwandel"" von Filiz Albrecht aus dem Buch "Soziale Nachhaltigkeit und digitale Transformation". Das Buch der beiden Herausgeberinnen Esin Bozyazi und Dilek Kurt zeigt die wechselseitige Beeinflussung der beiden Megatrends digitale Transformation und soziale Nachhaltigkeit. Herausforderungen werden aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet – mit Best Practices in verschiedenen Fallbeispielen von Großkonzernen bis hin zu Start-ups – sowie Wege für die Zukunft aufgezeigt.

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Spätestens seit dem Pariser Klimaabkommen ist klar: Es ist Zeit zu handeln – und zwar jetzt. Während sich noch vor wenigen Jahren lediglich einige Vorreiterunternehmen ernsthaft mit dem Thema befassten, ist nachhaltiges, auf die Zukunft aktueller und kommender Generationen ausgerichtetes Handeln heute Teil des unternehmerischen Imperativs. So steht nicht mehr das bloße Erreichen von Zielen und Wettbewerbspositionen im Fokus. Mehr und mehr rückt in den Vordergrund, auf welche Weise dieser Erfolg erreicht wurde und welche gesellschaftlichen und ökologischen Wertbeiträge – positive wie negative – durch das unternehmerische Handeln entstehen. Anders gesagt: Nachhaltigkeit wird zum Gradmesser, wenn es darum geht, Wertschöpfung und unternehmerischen Erfolg zu beurteilen.

Unternehmen stehen damit vor einem umfassenden Transformationsprozess, den es – parallel zur laufenden digitalen Transformation – zu bewältigen gilt. Prozesse, Richtlinien und Entscheidungswege müssen auf ihre Zukunftsfähigkeit abgeklopft werden, etablierte Werte und Leitprinzipien stehen auf dem Prüfstand. Es gilt, die Prinzipien der Nachhaltigkeit in den unternehmensinternen Wertekanon und in das gemeinsame Grundverständnis im Unternehmen zu integrieren, wie es der US-amerikanische Sozialwissenschaftler und Organisationspsychologe Edgar Schein in seinem Drei-Ebenen-Modell (Schein/Schein 2018) beschreibt.

Gerade traditionsreiche Unternehmen haben oft eine inhärente Transformationsfähigkeit

Gerade traditionsreiche Unternehmen mit einer starken Unternehmenskultur wie Bosch sind dabei besonders gefordert – und haben zugleich die besten Chancen, wenn es darum geht, eine Kultur der Nachhaltigkeit im Unternehmen entstehen zu lassen. Denn ihr Erfolg beruht bereits auf einem starken Fundament, auf gemeinsamen Überzeugungen und Werten und auf Handlungsweisen, die sich in der Vergangenheit bewährt haben. Natürlich lässt sich all das nicht 1:1 auf die Zukunft übertragen. Neue, teils disruptive Geschäftsmodelle erfordern auch hier grundlegend neues Denken. Doch meist haben gerade Unternehmen mit einer langen Tradition auch eine inhärente Fähigkeit zum kontinuierlichen Wandel, denn sonst hätten sich die Unternehmen nicht schon so lange im Wettbewerb bewähren können.

Sie verfügen damit über eine entscheidende Voraussetzung, um auch den anstehenden Transformationsprozess in Richtung Nachhaltigkeit erfolgreich zu bewältigen. Neu – und hier liegt die zentrale Herausforderung begründet – ist dabei jedoch die Dimension des Transformationsprozesses. Jede bzw. jeder Einzelne im Unternehmen ist gefragt, sich einzubringen und die Entwicklung in ihrem bzw. seinem Einflussbereich zu gestalten. Nur dann kann eine Kultur der Nachhaltigkeit entstehen – und nur dann wird unternehmerische Wertschöpfung zugleich auch zu ökologischem und gesellschaftlichem Mehrwert führen.

Digitalisierung als weiterer Transformationsprozess und Wegbereiter für mehr Nachhaltigkeit

Parallel dazu läuft in den meisten Unternehmen bereits ein anderer wichtiger Transformationsprozess – die digitale Transformation, oft auch als vierte industrielle Revolution beschrieben. Auch diese Transformation betrifft in ihrer Breite und Tiefe nahezu das gesamte Unternehmen, auch hier sind alle Mitarbeitenden gefordert, ihren Beitrag zu leisten – und auch hier kommt der Unternehmenskultur eine entscheidende Bedeutung zu. Denn die zunehmende Vernetzung verlangt von uns allen, immer enger zusammenzuarbeiten, in immer komplexeren Prozessen, in agilen und sich immer wieder neu findenden Teams, oftmals über alle Unternehmens- und Landesgrenzen hinweg – und immer seltener im traditionellen Büroverbund. Gegenseitiges Vertrauen, geteilte Werte und ein gemeinsames unternehmerisches Grundverständnis werden damit zum Fundament jeglicher Zusammenarbeit.

Vor diesem Hintergrund wird die digitale Transformation – neben den Potenzialen, die sich durch Vernetzung, intelligente Sensorik und die Nutzung künstlicher Intelligenz ergeben – zum Wegbereiter und Befähiger auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Denn so wie die neuen Organisations- und Arbeitsformen zu einem Mehr an Eigenverantwortung und individuellen Freiräumen für die Mitarbeitenden führen, so steigen damit auch die Möglichkeiten, durch individuelles Handeln die Prinzipien der Nachhaltigkeit in nahezu allen Abläufen und Prozessen im Unternehmen zur gelebten P...

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