Ellen Holder, Britta Sadoun
Die Wesentlichkeitsanalyse (Materialitätsanalyse) ist ein entscheidendes Instrument, um die Vielfalt von Nachhaltigkeit handhabbar zu machen, Prioritäten zu setzen und strategische Entscheidungen zu treffen. Sie ist ein Analysewerkzeug zur Identifikation relevanter Nachhaltigkeitsthemen einer Organisation. Mithilfe der Analyse werden Themen identifiziert, die für Unternehmen wesentlich sind – aus der Wirkungsperspektive und/oder aus finanzieller Perspektive.
Um die Komplexität der verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen handhabbar zu machen, strategisch zu bewerten und entsprechende Programme zu entwickeln und umzusetzen, ist es notwendig, die Themen zu priorisieren. Die Identifizierung wesentlicher Nachhaltigkeitsaspekte erfolgt durch eine sog. Wesentlichkeitsanalyse oder Materialitätsanalyse. Neben den steigenden Erwartungen der verschiedenen Interessengruppen verlangen regulatorische Anforderungen wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) die Identifikation wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen. Zudem beinhalten auch freiwillige Standards wie bspw. die Global Reporting Initiative (GRI) und der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) die Anforderungen einer Wesentlichkeitsanalyse.
Die Wesentlichkeitsanalyse deckt wesentliche Themen sowie Chancen und Risiken einer Organisation auf unter Einbezug der Erwartungen und Perspektiven der Stakeholder. Auf Basis der Wesentlichkeitsanalyse kann die Organisation eine fundierte Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, die den Fokus auf die wesentlichen Themen richtet. Die Wesentlichkeitsanalyse befähigt eine Organisation, zu erkennen, was die relevanten Nachhaltigkeits-Themenfelder sind, um aktiv zu werden und zielgerichtet zu wirken. Im Zusammenhang mit der Wesentlichkeitsanalyse steht im europäischen Kontext häufig die Verwendung der doppelten Materialität. Hierbei werden Nachhaltigkeitsaspekte als wesentlich eingestuft, wenn sie entweder aus der Wirkungsperspektive oder aus der Finanzperspektive oder aus beiden Perspektiven wesentlich sind.
- Wirkungsperspektive: Die Auswirkungen des Unternehmens auf die Gesellschaft und den Planeten werden als Inside-Out-Auswirkungen bezeichnet. Dazu gehören z. B. die Auswirkungen der Organisation durch Emissionen auf den Klimawandel.
- Finanzperspektive: Die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf die Organisation, ihre Position und Entwicklung werden als Outside-In-Auswirkungen bezeichnet, z. B. Risiken für das Geschäftsmodell und die Einnahmeströme der Organisation aufgrund des Klimawandels.
Das konkrete Vorgehen kann durch die Verwendung verschiedener Methoden erfolgen. Allgemein gilt es, bei der Umsetzung einer Wesentlichkeitsanalyse folgende Schritte zu berücksichtigen, um den (zukünftigen) regulatorischen Anforderungen zu entsprechen, wie sie z. B. in der CSRD formuliert werden: