Prof. Dr. Werner Gleißner, Gina Heller-Herold
Der Begriff "Risikoappetit" bezeichnet das Maß an Risiko, das eine Organisation bereit ist einzugehen, um ihre Ziele zu erreichen. Im Kontext der Nachhaltigkeit bezieht sich der Risikoappetit darauf, wie bereit ein Unternehmen ist, potenzielle Nachhaltigkeitsrisiken (ESG-Risiken) zu akzeptieren, um nachhaltige Geschäftspraktiken und langfristigen Wert zu fördern.
Risikoappetit im Bereich Nachhaltigkeit umfasst die Bereitschaft eines Unternehmens, Unsicherheiten und potenzielle negative Auswirkungen im Zusammenhang mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren zu akzeptieren. Diese Bereitschaft kann stark variieren und hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Unternehmensstrategie, Stakeholdererwartungen und regulatorische Anforderungen.
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E (Environmental Risks) |
S (Social Risks) |
G (Governance Risks) |
Beispiele |
- Klimawandel: Unternehmen müssen entscheiden, wie viel Risiko sie in Bezug auf den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf ihre Geschäftsmodelle akzeptieren.
- Ressourcennutzung: Der Umgang mit Risiken, die durch die Verknappung natürlicher Ressourcen und Umweltschäden entstehen, ist entscheidend.
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- Arbeitsbedingungen: Die Bereitschaft, Risiken im Zusammenhang mit Arbeitsbedingungen und Mitarbeiterwohl zu akzeptieren, kann die Arbeitszufriedenheit und -produktivität beeinflussen.
- Menschenrechte: Unternehmen müssen abwägen, wie sie mit Risiken umgehen, die sich aus Menschenrechtsverletzungen in ihrer Lieferkette ergeben.
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- Unternehmensführung: Die Akzeptanz von Risiken, die durch ineffiziente oder unethische Führung entstehen, kann die Unternehmensreputation und den langfristigen Erfolg beeinflussen.
- Compliance: Die Bereitschaft, Risiken in Bezug auf die Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen zu akzeptieren, ist entscheidend für die Vermeidung von Sanktionen und Reputationsschäden.
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Festlegung des Risikoappetits auf Basis:
- Strategische Ausrichtung: Unternehmen sollten ihren Risikoappetit in Einklang mit ihrer strategischen Ausrichtung und ihren langfristigen Zielen festlegen, d. h. inkl. der Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Strategie und die klare Definition von Prioritäten.
- Stakeholder-Engagement: Die Erwartungen und Bedürfnisse der Stakeholder spielen eine zentrale Rolle bei der Festlegung des Risikoappetits. Unternehmen müssen den Dialog mit Investoren, Kunden, Mitarbeitenden und anderen Interessengruppen suchen, um deren Ansichten und Anforderungen zu berücksichtigen.
- Regulatorische Anforderungen: Der rechtliche Rahmen und regulatorische Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit beeinflussen den Risikoappetit erheblich. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie Compliance-Risiken minimieren und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele verfolgen.
Die Ergebnisse fließen in die Risikomanagementprozesse, die Berichterstattung, die Schulung und Mitarbeitersensibilisierung. Durch die klare Festlegung und Überwachung des Risikoappetits können Unternehmen ihre Resilienz stärken und langfristig nachhaltigen Wert schaffen.