Aus Abb. 2 lassen sich der typische Verlauf einer Krise, der Einfluss wirksamer Krisenprävention und ihre Auswirkungen auf das Unternehmen ablesen. Mit Eintritt einer Krise wird die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens unweigerlich einbrechen. Der entscheidende Unterschied liegt in der Tiefe und zeitlichen Dauer dieses Einbruchs.
Ohne geeignete Präventionsmaßnahmen ist ein Verlauf entsprechend der gestrichelten Kurve zu erwarten. Die Leistungsfähigkeit des Unternehmens ist auf lange Zeit massiv gemindert, mit entsprechenden Folgen für Liquidität und Eigenkapital. Hinzu kommen schwer bezifferbare, langfristige Auswirkungen auf Marktanteile und Reputation.
Ein gut vorbereitetes Unternehmen wird wesentlich besser in der Lage sein, mittels professionellem Krisenmanagement zu intervenieren und dadurch den Leistungseinbruch deutlich zu reduzieren. Der Krisenverlauf wird dann eher dem durchgezogenen Verlauf folgen.
Die schraffierte Fläche zwischen den beiden Kurven entspricht der Differenz der Schadensumfänge zwischen beiden Szenarien. Krisenprävention und professionelles Krisenmanagement reduzieren also das Risiko erheblicher, ggf. existenzbedrohender Schäden im Krisenfall dramatisch.
Die schnellere Rückkehr zum "Normalbetrieb" ermöglicht zudem eine wesentlich früher einsetzende Postvention ("Nachsorge"), in der der Schwerpunkt auf der Auswertung und Umsetzung von lessons-learned aus der Krise liegen. Idealerweise führt dies sogar zu einer Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens über den Ausgangszustand hinaus. Zudem kann diese Zeit genutzt werden, um verloren gegangene Marktanteile und Reputation zurückzugewinnen.
Abb. 2: Typischer Verlauf einer Krise und verschiedene Auswirkungen auf das Unternehmen
3.1 "Schleichende" Krisen frühzeitig erkennen
Im Gegensatz zu den oben beschriebenen "akuten" Krisen, gibt es auch Krisen, die sich "schleichend" entwickeln. Woran kann man erkennen, dass ein Unternehmen auf eine solche Krise zusteuert und wann ist der "richtige" Zeitpunkt, aktives Krisenmanagement zu starten? Denn ein zu frühes Ausrufen einer Krise kann genauso schädliche Wirkung entfalten wie ein zu spätes Reagieren.
3.2 Risikofaktoren
Erfahrene Controlling-Experten werden stets ohnehin eine Reihe makro-ökonomischer (z. B. diverse Indizes) und unternehmensspezifische Frühindikatoren im Hinblick auf sich abzeichnende ökonomische Risiken auswerten. Zusätzliche Warnsignale potenzieller Krisen sind:
- Mehrere sich gleichzeitig oder in kurzer Folge negativ verändernde Frühindikatoren
- Graduelle negative Entwicklung mehrerer zentraler KPIs
- Starke Abhängigkeiten von einzelnen Regionen, Branchen, Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern oder Geldgebern
3.3 Die Frage des Eingriffszeitpunktes
Deutliche Hinweise auf eine hohe Eingriffsnotwendigkeit liefern:
- zunehmendes Missverhältnis zwischen Prognosen und realer Entwicklung
- variable Erklärungsmuster für die Nichterreichung von KPI-Zielen
- Unwirksamkeit getroffener Gegenmaßnahmen
Gerade das Controlling ist prädestiniert, diese Risikofaktoren kontinuierlich zu beobachten und zu bewerten und somit den richtigen Zeitpunkt für den notwendigen Einstieg in ein Krisenmanagement-Szenario zu identifizieren.