Der Punkt kulturelles Engagement steht nicht umsonst als Letztes und unter Sonstiges. Mir ist völlig klar, dass ein Unternehmen diese Art von Engagement nicht an erste Stelle stellt – auch nicht stellen sollte. Dennoch hat eine Studie in Deutschland, Österreich und der Schweiz von dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK) in Zusammenarbeit mit Roland Berger Strategy Consultants bereits 2002 die Frage gestellt, "ob Kulturstrategie Teil der Unternehmensstrategie ist und ob sie gegebenenfalls zu Wettbewerbsvorteilen führt."
Ich zitiere die Studie, obwohl sie schon 20 Jahre alt ist, weil dort unter anderem eine Klassifizierung von kulturengagierten Unternehme:rinnen vorgenommen wurde, die ich interessant finde, und ich denke, dass die Unterteilung auch heute noch Gültigkeit hat. Es handelt sich um die folgenden 3 Typen von kulturengagierten Unternehmer:
- der kommerzielle Typ
- der patronale Typ
- der Good Citizen-Typ
Der kommerzielle Typ, der am seltensten von den 3 Grundtypen vorkommt, kommuniziert sein kulturelles Engagement gezielt und setzt es zu Werbezwecken und zur Bildung bzw. Stärkung von Netzwerken ein.
Der patronale Typ tritt am zweithäufigsten in Erscheinung und sieht sein kulturelles Engagement als ein Handeln im Sinne der Unternehmenstradition. Zudem handelt er auch aus persönlichem Interesse. Er bezieht die Mitarbeiter des Unternehmens in sein kulturelles Engagement ein.
Den Good Citizen-Typ gibt es am häufigsten. Er betrachtet sein Kulturengagement als ein Übernehmen von gesellschaftlicher Verantwortung. Entsprechend wichtig ist ihm die Kommunikation seiner Aktivitäten, um damit die Attraktivität des Unternehmens als (potenzieller) Arbeitgeber und für Investoren zu steigern.
Eine Untersuchung von 2013 für die Stadt Hamburg, die zum "ersten Hamburger Kulturindex"geführt hat, hat herausgefunden, "dass der Einsatz zur Förderung der Kultur von Seiten der Unternehmerschaft zunehmend eigeninitiativ erfolgt. (…) Die Kulturförderung der Unternehmen erfolgt laut der Erhebung zum größten Teil selbstlos. (…) Allgemeiner Imagegewinn sowie die positiven Wirkungen auf Geschäfts- und Kooperationspartner stehen somit eher selten im Vordergrund." Das zumindest wurde aus den Antworten der 1500 befragten Unternehmen herausgelesen.
Dagegen kommt der "Corporate Responsibility Index" (CRI) der Bertelsmann Stiftung 2014 zu dem folgenden Ergebnis: "Die Motive für CR-Aktivitäten sind in erster Linie von wirtschaftlichen Interessen geprägt. Im Vordergrund steht die Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern und damit die Erschließung von Absatz- und Arbeitsmärkten. Weitere Gründe sind, sich von der Konkurrenz abzuheben und das eigene Image zu verbessern."
Dass hohes soziales und kulturelles Engagement besonders in Familienunternehmen anzutreffen ist, finde ich nicht überraschend. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung und der Stiftung Familienunternehmen mit dem Titel: "Das gesellschaftliche Engagement von Familienunternehmen" kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass es "Familienunternehmerinnen und -unternehmern [...] generell zu eigen [ist], dass sie ihre Unternehmen mit großem Selbstvertrauen, innerer Stärke und persönlicher Überzeugung führen. In der Sicht der Unternehmer spielen ethische Motive hierbei eine entscheidende Rolle."
Wenn in unserer Gesellschaft mehr Menschen unser Dasein als Gemeinschaft (Familie) erleben würden, wäre die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit insbesondere auch für die nachfolgenden Generationen vermutlich selbstverständlich(er).