Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg
Es braucht Information, die passenden Tools, um diese zu transportieren – und Kommunikation, wenn man über den Sinn von Nachhaltigkeit informieren möchte. Allein die Interaktion implementiert Gehörtes, hinterfragt, löst Missverständnisse auf, hilft zu verstehen und Dinge in den eigenen Alltag zu integrieren. Die interne Kommunikation im Unternehmen ist entscheidend für den nachhaltigen Erfolg von Projekten. Nicht selten wird sie stark unterschätzt. An erster Stelle muss klar sein – interne Kommunikation ist für alle Mitarbeitende bestimmt. Sie muss klar, agil und auf die Bedarfe der Stakeholder abgestimmt sein, damit sie ankommt, akzeptiert und verstanden wird. Nicht jeder fühlt sich von der gleichen Sprache angesprochen – während die einen Zahlen als Orientierung und Bestätigung brauchen, ist es für die anderen wichtig, von anschaulichen Geschichten zu hören, die zeigen, dass etwas schon einmal funktioniert hat. Das Gleiche gilt für die Wahl der Kommunikationsmittel. Ein Screen im Eingangsbereich des Unternehmens mag gut sein für alle Mitarbeitenden, die durch den Eingang in ihr Büro gehen. Aber was ist mit denen, die im Home-Office arbeiten, die an Nebenstandorten ihr Büro haben oder die als Sales Mitarbeitende zumeist unterwegs bei den Kundinnen sind. Während Mitarbeitende in der Produktion eher selten Zugriff auf ihre Arbeits-E-Mail-Adressen haben, bzw. diese überhaupt nicht nutzen können, haben Mitarbeitende, die im Vertrieb und Außendienst arbeiten, kaum eine Möglichkeit „Werbung” über klassische Kanäle wie Plakate in der Firmenzentrale wahrzunehmen. Außerdem sind Flyer, Plakate oder Aushänge bei jüngeren Mitarbeitende häufig eher verpönt und werden als altmodisch angesehen, während die gesamte Kommunikation über das Intranet ältere Mitarbeitende überfordern kann. Interne Kommunikation kann nicht über einen Kanal laufen, wenn sie fair sein möchte und verankert im gesamten Unternehmen. Neben den Kommunikationskanälen, auf die Mitarbeitende zugreifen können, ist bei der internen Kommunikation noch ein weiterer Faktor grundsätzlich wichtig: Nicht jeder interessiert sich für alle Themen. Das gilt auch für Nachhaltigkeit.
Unterschiedliche Verständnisse des Begriffs "Nachhaltigkeit"
Mitarbeitende verstehen unter Nachhaltigkeit oftmals nicht das Gleiche. Und Nachhaltigkeit ist nicht für jeden Mitarbeitenden konkret fassbar. Als eher theoretisch gebrauchter Begriff fehlen Konkretisierungen und die sind es, die das Thema anfassbar machen. Darüber lässt sich Nachhaltigkeit erst in seiner Relevanz verstehen und anerkennen.
Es gibt Führungskräfte, die davon ausgehen, dass Nachhaltigkeit ungefragt für jeden als wichtig erachtet werden muss. Das kann sie allerdings erst, wenn die Relevanz für jeden auch greifbar ist. Daher ist die wichtige Frage für eine gelingende interne Kommunikation: Wer springt auf welche Themen an? Während Controlling, CFO, Führungskräfte und Vertrieb vor allem an der Optimierung von Kennzahlen orientiert sind, spielen Kennzahlen wie Zufriedenheit, Motivation, Engagement, Verbundenheit mit dem Unternehmen und die Attraktivität als Arbeitgeberin eher eine Rolle für HR oder auch für viele Mitarbeitende selbst. Interne Kommunikation hat zu klären: Wer erhält welche Informationen wann über welchen Kanal, mit welchem Ziel und durch wen, um Interessen und Bedürfnisse in einen Einklang mit der Effizienz der Maßnahmen zu bringen.
3.1 Virale Kommunikation für Sichtbarkeit und emotionale positive Erlebnisse
Letztendlich braucht die interne Kommunikation mindestens Akzeptanz. Mehr noch funktioniert sie, wenn sie motiviert, interessiert, engagiert. Dazu ist es sinnvoll, mit viraler Kommunikation Erlebnisse zu schaffen. Denn virale Kommunikation schafft Sichtbarkeit und emotionale positive Erlebnisse. Das ist einer der effektivsten Wege, um Informationen im Unternehmen zu verbreiten und sie zum Gesprächsthema unter Mitarbeitenden werden zu lassen.
Wer meint, dass virale Inhalte eher oberflächlich sind, hat recht. Das meint an dieser Stelle, dass sie kurz sind und eine umgehende Reaktion hervorrufen. Oftmals dient das allerdings nur dazu, einen tieferen Zweck zu erfüllen.
Spendenerfolg der Eiskübel-Challenge
Ein gutes Beispiel ist die Eiskübel-Challenge, bei der sich Millionen von Menschen weltweit dabei filmten, wie sie sich oder jemand anderem einen Kübel mit Eis über den Kopf kippen. Dahinter stand die Idee, mit dieser Challenge auf eine seltene Krankheit aufmerksam zu machen und dafür zu spenden. Die 115 Millionen Dollar an Spenden überzeugen vom Erfolg dieser Aktion.
Das Beispiel zeigt, wann eine virale Kampagne auch dem Thema Nachhaltigkeit dienen kann. Sie muss nicht direkt mit dem Thema selbst verbunden sein. An erster Stelle steht, Interesse zu wecken und dies zu einem sinnvollen Engagement und einer Auseinandersetzung mit dem Thema zu führen. Über diesen Umweg ist das Thema emotio...