Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg
Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden zu Nachhaltigkeit überzeugen, nehmen sie mit, sind aber auch selbst absolut von der Relevanz von Nachhaltigkeit überzeugt. Die Aktivitäten sind dann nicht als Marketing geplant, sondern Teil der Unternehmenskultur. Das sind man sehr gut an Beispielen von Unternehmen, die es geschafft haben, nicht nur Nachhaltigkeit umfassend zu verstehen, sondern auch in ihre Unternehmenskultur zu integrieren und dabei die Mitarbeitenden mitzunehmen.
Einbeziehung der Mitarbeitende in konkrete Maßnahmen
Baufritz beispielsweise, der Produzent von Holzhäusern. Hier pflanzt jeder neue Mitarbeitende einen Baum und kann ein Photovoltaikpanel für ein paar tausend Euro kaufen, sodass er jährlich durch die Einspeisung in das Stromnetz einige Hundert Euro ausgezahlt bekommt. Gerade wegen der nachhaltigen Strategie des Unternehmens bewerben sich heute viele Jobsuchende bei dem Unternehmen. Nicht nur, dass nachhaltiges Handeln eines Unternehmens bei den Jobsuchenden immer wichtiger wird – es ist auch ihre Einbeziehung in konkrete Maßnahmen, die für die Mitarbeitenden immer attraktiver wird.
Das zeigt beispielsweise SAP, die dies in einer Umfrage herausgefunden hatten. Mittlerweile gibt es bei SAP einige Hundert Sustainability Champions, Mitarbeitende, die 10 % ihrer Arbeitszeit darauf verwenden, ihren Joballtag noch nachhaltiger zu gestalten und sich dazu regelmäßig untereinander austauschen. Damit sind sie nicht nur ein Teil der Nachhaltigkeitsbewegung in ihrem Unternehmen, sondern gestalten dieses darüber hinaus und sind binden sich meist noch mehr an das Unternehmen, da dies ihr Engagement unterstützt.
Grundsätzlich sieht man oft, dass familiengeführte Unternehmen und Start-ups bei der Implementierung von Nachhaltigkeit in ihr Unternehmen und der Überzeugung ihrer Mitarbeitenden weitaus authentischer wahrgenommen werden als Konzerne, denn hier ist die Inhaberfamilie mit einer inneren Überzeugung dabei und agiert als Role Model für ihre Mitarbeitenden. Führungskräften sollte klar sein: nur wer selbst überzeugt ist, wird auch von Nachhaltigkeit überzeugen können. Auch hier ist das Role Model-Sein ein Teil des Leadership-Ansatzes.
Was also sind Gründe, um für die Nachhaltigkeit im Unternehmen zu überzeugen:
- Nachhaltigkeit als nachprüfbares Qualitätskriterium erhöht die Bereitschaft der Kundinnen, für ein Produkt mehr zu zahlen.
- Nachhaltigkeit stärkt das positive Image eines Unternehmens, das wiederum macht ein Unternehmen für Kandidatinnen attraktiver, vor allem Kandidatinnen der Generation Y und Z.
- Ein sparsamer Ressourcenumgang senkt Kosten.
- Nachhaltigkeit leistet ein Beitrag für eine lebenswerte enkeltaugliche Welt.
- Kundinnen- und Mitarbeitenden-Bindung erfolgt mehr und mehr durch nachhaltiges Handeln des Unternehmens.