Grüne Mitarbeiterbenefits: Darauf kommt es an
Öffentlicher Nahverkehr statt Auto, nachhaltige Kleidung statt High Fashion, saisonale Bio-Produkte statt Trauben aus Südafrika – wenn es um Nachhaltigkeit geht, wissen die Deutschen genau, was zu tun oder zu lassen ist. Das Umweltbewusstsein ist im allgemeinen Bewusstsein der Menschen angekommen.
Auch Unternehmen ziehen mit: Papier wird, wo es geht, durch digitale Unterlagen ersetzt, Return-Cups helfen dabei, Plastikmüll zu reduzieren und die Nutzung elektronischer Geräte wird so optimiert, dass Energie nicht unnötig verschwendet wird. Und ja, im Pausenraum steht ganz selbstverständlich Obst aus biologischer Landwirtschaft. Unternehmen haben die Notwendigkeit erkannt, das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf ihre Agenda zu setzen. Nicht zuletzt deshalb, weil Beschäftigte dies von ihnen erwarten.
Nachhaltigkeitsbewusste Beschäftigte: Je älter, desto grüner
Laut einer Studie des Karriereportals Stepstone in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt Research Institute (HRI) ist es drei von vier Befragten wichtig, dass Nachhaltigkeit bei ihrem (zukünftigen) Arbeitgeber einen hohen Stellenwert genießt. Dabei liefert ein genauer Blick auf die Zahlen überraschende Erkenntnisse: Demnach ist es nicht nur die Generation Z, die besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legt. Unter Berufseinsteigern und jungen Mitarbeitenden nennen 75 Prozent das Thema "wichtig" oder "eher wichtig".
Bei der Generation der Baby-Boomer (über 50 Jahre) sind es mit 81 Prozent sogar noch deutlich mehr. Dies könnte nach Ansicht der Studienautoren vor allem daran liegen, dass ältere Generationen im Berufsleben eine konkrete Vorstellung davon haben, wie und für wen sie arbeiten wollen, während sich die Jüngeren noch in einer Art Orientierungsphase befinden. Heißt aber auch: Jüngere Generationen werden wahrscheinlich nachziehen, wenn Erfahrung und Sensibilität steigen. Je älter, desto "grüner" – so könnte man das Studienergebnis auf den Punkt bringen.
Ökologisches Engagement der Betriebe reicht nicht aus
Die Managementberatung Porsche Consulting hat nachgefragt, wie zufrieden Angestellte mit ihren Arbeitgebern sind. Heraus kam: Viele wünschen sich deutlich mehr ökologisches Engagement. Auch das soziale Engagement, das untrennbar zu einem nachhaltig agierenden Unternehmen gehört, sollte ausgeweitet werden. Vier von zehn Befragten sind mit dem, was bisher geleistet wird, unzufrieden. Insbesondere für Klima- und Umweltschutz werde zu wenig getan. Jeder Dritte möchte sich persönlich einbringen und würde es begrüßen, wenn ihm sein Unternehmen die Möglichkeit dafür geben würde. Firmen, die dem Thema Nachhaltigkeit also genügend Raum schenken und Möglichkeiten zur Mitwirkung schaffen, binden damit gleichzeitig auch Mitarbeitende nachhaltig.
Nachhaltige Benefits: Tipps für Arbeitgeber
Auch bei den Mitarbeiter Benefits sollte das "grüne Mindset" nicht aufhören. Unternehmen sind hier gut beraten, ihre Zusatzleistungen für Mitarbeitende regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Welche Benefits kommen (noch) gut an? Passen die angebotenen Benefits zu den Unternehmenswerten?
Anknüpfungspunkte, den Benefit-Mix zu überdenken, bieten hier viele Bereiche, die sich im fundamentalen Wandel befinden – von Mobilität über Gesundheit bis zu Ernährung. Diese Bereiche sind es auch, die sich heute in einem zeitgemäßen "grünen" Benefit-Programm widerspiegeln sollten. Beispiel Mobilitätswende: Galten vor einigen Jahren noch ein Dienstwagen und ein Parkplatz vor dem Büro als Statussymbole, überzeugen Arbeitgeber heutzutage mit Leasing-Bikes für Mitarbeitende oder Zuschüssen für den öffentlichen Nahverkehr. Wenn nicht auf Autos verzichtet werden kann, bietet eine Dienstwagenflotte mit hybriden Fahrzeugen oder Elektroautos eine grüne Alternative – ideal, wenn Unternehmen zudem eigene Lademöglichkeiten für die PKW einrichten.
Ebenso bieten Homeoffice, mobiles Arbeiten und weniger Dienstreisen die Möglichkeit, auf Verkehrswege zu verzichten. Das führt zu einer erheblichen Reduzierung von CO2-Emissionen und schont die Umwelt. Benefits, die flexibles Arbeiten ermöglichen, sind ohnehin seit der Coronapandemie kaum noch wegzudenken und zählen heute zu den beliebtesten Zusatzleistungen.
Regionale Produkte für ein gesünderes, zufriedenes Team
Ein weiterer grüner Benefit ist eine Verpflegung des Teams, die auf Bio- und regionale Produkte setzt. Hierbei gilt es auch, die zunehmende Zahl der Menschen zu berücksichtigen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren – ein Veggie-Menü oder die Hafermilch an der Bürokaffeemaschine sollten selbstverständlich sein.
Das sich ein nachhaltig ausgerichtetes Benefit-Programm lohnt, zeigt sich auf vielfältige Weise: So sind gesündere Mitarbeitende (Stichwort: Fahrrad statt Auto) kreativer, leistungsstärker und produktiver. Sehen Arbeitnehmende zudem ihre Werte und Bedürfnisse im Unternehmen repräsentiert, steigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Identifikation mit und die Bindung an den Arbeitgeber, während sich Fehlzeiten und Fluktuation reduzieren – und damit auch Rekrutierungskosten. All dies wirkt sich auf eine Produktivitätssteigerung und damit höhere Wirtschaftlichkeit aus. Außerdem profitieren Unternehmen und Mitarbeitende von Steuervorteilen grüner Benefits. Nicht zuletzt bringt die Umsetzung grüner Maßnahmen (Stromsparen, papierloses Büro, etc.) auch konkrete Ersparnisse mit sich.
So kann Nachhaltigkeit zur Mitarbeiterbindung genutzt werden
Fürs Employer Branding bedeutet das: Tue Gutes und rede darüber. Die Öffentlichkeit und damit auch alle potenziellen neuen Mitarbeitenden sollten erfahren, wie und wo sich ein Unternehmen engagiert. Deshalb gilt es breitgefächert und über alle Kanäle zu kommunizieren, wenn für die Dienstwagenflotte künftig nur noch E-Autos angeschafft werden oder wenn sich das Unternehmen an einem CO2-Kompensationsprojekt beteiligt. Aber auch, wenn Produkte oder Dienstleistungen umweltfreundlicher werden.
Belohnt wird jedoch nur, wer hier langfristiges Engagement zeigt und es ehrlich meint. Nachhaltiges Handeln ist kein Sprint, sondern muss fest in der unternehmerischen Denkweise und mithilfe konkreter Maßnahmen im Unternehmensalltag verankert sein. Maßnahmenpakete sollten stets zur Unternehmenskultur, Branche, den Produkten oder Dienstleistungen passen. So kann sich beispielsweise ein Hersteller von Sanitärartikeln für den Erhalt des Meeresraumes engagieren oder ein Beratungsunternehmen ein Bildungsprojekt für benachteiligte Kinder initiieren.
Corporate-Social-Responsibility-Events: Mitarbeitende einbinden
Um Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, sich einzubringen und selbst aktiv zu werden, eignen sich sogenannte Corporate-Social-Responsibility-Events. Dies kann eine regelmäßig veranstaltete Tauschbörse für Kleidung sein, eine Bibliothek für gebrauchte Bücher, die innerhalb des Teams weitergegeben werden oder das gemeinsame Gestalten von Grünflächen. Noch einen Schritt weiter gehen Unternehmen, die ihrem Team ein Zeitbudget zur Verfügung stellen, dass sie nach eigenen Ideen und Interessen für Projekte in den Bereichen Gesellschaft, Umwelt und Fortschritt einsetzen können. Um die Mitarbeitenden abzuholen und sie bei der Gestaltung aktiv einzubinden, können Ideen und Wünsche regelmäßig per Online-Umfrage oder in Arbeitskreisen ermittelt werden. Erfolgreiche Nachhaltigkeit im Unternehmen sollte Top-Down initiiert, aber Bottom-Up mitgetragen und gelebt werden.
Green Recruiting: überzeugende Nachhaltigkeit von Anfang an
Wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit ist und dass es um mehr als Greenwashing geht, können Unternehmen bereits beim Recruiting beweisen. Als glaubwürdig wahrgenommen werden jene, die nicht nur reden, sondern auch handeln. Die ersten Bewerbungsrunden können gut und gerne in einem Videocall durchlaufen werden, um die Anreise zu vermeiden und Ressourcen zu schonen.
Für die Vorauswahl von Kandidatinnen und Kandidaten sowie zur Vorbereitung auf ein persönliches Gespräch vor Ort reichen Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse in digitaler Form. So wird exemplarisch gezeigt, dass das papierlose Büro im Arbeitsalltag kein Lippenbekenntnis ist. Bewerberinnen und Bewerber, die großen Wert auf einen nachhaltigen Arbeitgeber legen, werden dies positiv zur Kenntnis nehmen. Und auch sonst sollten Anspruch und Wirklichkeit zusammenpassen: Wird der Müll getrennt? Wurde der angebotene Kaffee mit Kapseln zubereitet, die zusätzlichen Müll bedeuten und stammen die Schokokekse auf dem Tisch aus fairer Produktion? Unternehmen, die ihre Hausaufgaben erledigt haben, dürfen sich trauen, neue Mitarbeitende per Unterschrift dazu zu verpflichten, sich an "grünen Maßnahmen" zu beteiligen.
Aus Unternehmenssicht sollte nachhaltiges Wirtschaften bereits bei einem gemeinsamen Werteverständnis ansetzen. Passen Organisation und Mitarbeitende zusammen, profitieren beide Parteien: Mitarbeitende gehen in ihrer Arbeit auf, weil sie sich mit Aufgaben und Unternehmenswerten identifizieren und Unternehmen profitieren dadurch, weil die Zahlen stimmen. Am allermeisten jedoch profitieren Umwelt und Gesellschaft. Mehr Nachhaltigkeit geht nicht.
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