Zusammenfassung
Für die Deutsche Post DHL Group ist Nachhaltigkeit bereits fest in das unternehmerische Handeln integriert. Durch die Integration entsprechender Ziele und Kennzahlen hat das Controlling einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Dr. Klaus Hufschlag erläutert in diesem Interview die Vorgehensweise, die Inhalte und die Erfolgsfaktoren bei diesem preisgekrönten Projekt.
1 Einleitung
Zur Person
Dr. Klaus Hufschlag ist Senior Vice President Sustainability Reporting & Controlling bei Deutsche Post DHL Group. Damit ist er sowohl für die externe Nachhaltigkeitsberichterstattung als auch für die Einbindung der Nachhaltigkeitsziele des Konzerns in die finanzielle Steuerung verantwortlich. Seine langjährige Erfahrung bringt er als Mitglied der EFRAG Technical Expert Group Sustainability Reporting auch in die Entwicklung der zukünftigen europäischen Berichtsstandards ein.
Das Unternehmen
Deutsche Post DHL Group ist der weltweit führende Logistikanbieter. Im Jahr 2021 waren in über 220 Ländern und Territorien der Welt rund 590.000 Mitarbeiter*innen beschäftigt und erwirtschafteten einen Umsatz von mehr als 81 Milliarden Euro. Dazu konzentriert sich Deutsche Post DHL Group auf Wachstum in seinen profitablen Logistik-Kerngeschäften und die Beschleunigung der digitalen Transformation in allen Unternehmensbereichen. Dabei leistet der Konzern mit nachhaltigem, unternehmerischem Handeln sowie dem Engagement für Gesellschaft und Umwelt einen positiven Beitrag für die Welt. Mit seiner Nachhaltigkeits-Roadmap hat sich der Konzern 2021 ehrgeizige Ziele im Bereich Nachhaltigkeit gesetzt.
Das Interview führte Günther Lehmann, Chefredakteur Controlling von Haufe und Vorstand der Verlag für ControllingWissen AG.
2 Ausgangssituation und Projektklärung
Zunächst nochmals herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des ICV Excellence Awards 2022. In der Laudatio hob Prof. Utz Schäffer insbesondere hervor, dass „nach der Kommunikation der neuen ESG Roadmap der Finance-Bereich von Deutsche Post DHL Group die Verantwortung für das ESG-Reporting übernahm. Was genau war Gegenstand Ihres Projektes, was war Ihr Projektauftrag?
Dr. Hufschlag: Unser Konzern hat sich mit unserer 2021 vorgestellten ESG-Roadmap sehr ambitionierte Ziele im Nachhaltigkeitsbereich gesetzt und diese auch mit einem signifikanten Investitionsvolumen – bis zu 7 Mrd. Euro – hinterlegt. Unser Ziel war es, ein umfassendes ESG-Controlling zur Steuerung dieser Roadmap aufzubauen und dieses mit der klassischen, finanziellen Konzernsteuerung zu integrieren.
"Wir haben früh erkannt, dass Nachhaltigkeit einen Wettbewerbsvorteil darstellt." |
Wir haben die Nachhaltigkeits-Ziele unseres Unternehmens in operative und messbare Zielgrößen übersetzt und über alle Dimensionen E-S und G ein System an Kennzahlen für die interne Steuerung aufgebaut. Diese Kennzahlen haben wir in unser monatliches Management Reporting integriert und zum Gegenstand unserer Steuerungsprozesse gemacht. Flankierend haben wir die Daten und Berichtsprozesse auch in unser internes Kontrollsystem integriert, um eine hohe Qualität sicherzustellen. Schließlich haben wir auch den Prozess unserer Investitionsentscheidungen um anspruchsvolle ESG Kriterien erweitert. Kurz gesagt: Wir wollen über Nachhaltigkeit nicht nur berichten, wir möchten unsere ESG-Zielgrößen auch aktiv steuern können – und haben das Controlling hierfür im Finanzbereich implementiert.
Was war die Motivation für diese Initiative?
Dr. Hufschlag: Naja, wir haben als Konzern schon sehr früh mit dem Nachhaltigkeitsreporting angefangen, schon in den frühen 2000er Jahren. Ein Nachhaltigkeitsbericht war damals vor allem Instrument der Stakeholder-Kommunikation; für den Kapitalmarkt war der Geschäftsbericht bestimmt. Wir haben aber früh erkannt, dass Nachhaltigkeit einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Und das ist auch für Investoren relevant: Investoren interessieren sich nicht mehr ausschließlich für die finanzielle Leistung, sondern wollen auch ein Verständnis der dieser Leistung zugrunde liegenden Kräfte erlangen – ein langfristig erfolgreiches Geschäftsmodell muss nicht nur in sich nachhaltig angelegt sein, sondern basiert letztlich auf guter Governance, einem Bewusstsein für die Gesellschaft, in der das Unternehmen operiert sowie auf einer leistungsfähigen Mannschaft.
Wir haben das Thema Nachhaltigkeit daher aus dem Finanzbereich schon früh unterstützt und seinerzeit zunächst das CO2-Reporting, unser Carbon Accounting aufgebaut. Mehr und mehr haben wir dann begonnen, die Inhalte miteinander zu verknüpfen und unsere Top-Kennzahlen zur Nachhaltigkeit in den Geschäftsbericht integriert. Ab 2015 sind der Geschäftsbericht und der „Bericht zur Unternehmensverantwortung“ dann auch zeitgleich erschienen.
Der Nachhaltigkeitsbericht war ja damals rein freiwillig. Erst mit der EU Non-Financial Reporting Directive (NFRD) haben wir eine gesetzliche Grundlage, und mit der Verpflichtung zur Nichtfinanziellen Erklärung konnten wir das Ganze dann ab 2020 i...