Dipl.-Ing. Andreas Terboven
Sofern eine Person beim Besteigen im Automatiklager abstürzt und bewegungslos im Gurt hängen bleibt, kann ein überaus gefährliches Hängetrauma eintreten. Hierbei wird ein Rückfluss des Blutes aus den Beinen behindert oder gar unterbrochen. Es verbleibt eine große Menge Blut in den Beinen, was zu einem Kreislaufschock führen kann.
Üblicherweise wird die Zirkulation des Blutes zum einen durch die Pumpaktivität des Herzens aufrechterhalten, zum anderen durch die sog. Venenpumpe, d. h. die Aktivität des Muskelvenenapparates, welche für die Rückführung des Blutes sorgt. Hängt eine Person in einem Gurt, fällt dieser Mechanismus weg. Dadurch steht nicht mehr genügend Blut für den Sauerstofftransport zu den Organen zur Verfügung. Dieser sog. orthostatische Schock kann zu ernsthaften Schäden des Organismus bis hin zum Herzstillstand führen.
Symptome eines Hängetraumas könnten je nach Konstitution auch bei gesunden Personen schon nach wenigen Minuten bewegungslosem Hängen in einem Sitzgurt auftreten. Deshalb sollte der Betroffene möglichst schnell aus der freihängenden Position befreit werden.
Verfahren nach einem Hängen im Auffanggurt
Ist die hängende Person noch bei Bewusstsein, sollten Maßnahmen ergriffen werden, die dem Blutstau entgegenwirken. Dazu gehört vor allem die Bewegung der Beine. Hierbei sind ruckhafte Bewegungen zu vermeiden. Wenn möglich sollte die Person die Beine abstützen und gegen einen Widerstand drücken.
Befindet sich der (nicht bewusstlose) Mitarbeiter wieder auf dem Boden, darf die Muskelvenenpumpe nur langsam wieder in Gang gesetzt werden, weil es sonst zu einem plötzlichen Überangebot an Blut im Herzen und damit zu einer Herzschädigung, z. B. in Form von Herzrhythmusstörungen oder gar Herzstillstand, kommen könnte. Von sofortiger Flachlagerung des Verunfallten sollte daher zunächst abgesehen werden. Aus einer beginnenden Kauerstellung mit aufrechtem Oberkörper heraus sollte der Übergang in die flache Lage nur ganz allmählich erfolgen. Atmung und Kreislauf müssen dabei jederzeit überwacht werden.
Bei bewusstlosen Personen ist sofort die stabile Seitenlage herzustellen. Besteht Bewusstlosigkeit und keine Atmung, sind unmittelbar Maßnahmen der Wiederbelebung einzuleiten.
Weiterführende Informationen sind in der DGUV-I 204-011 "Erste Hilfe – Notfallsituation: Hängetrauma" enthalten.
Hängetrauma = medizinischer Notfall
Es muss bereits vor Abschluss der Rettungsmaßnahmen der Notarzt alarmiert werden, da es sich bei einem Hängetrauma um einen medizinischen Notfall handelt.