Dipl.-Ing. Andreas Terboven
Zusammenfassung
Die Möglichkeit der Nutzung neuer Technologien, gepaart mit dem Kostendruck sowie oftmals auftretenden Platzproblemen in Unternehmen führen dazu, dass Lagereinrichtungen als Automatiklager errichtet werden. Diese automatischen Lagereinrichtungen, auch automatische Kommissionier- oder Behälterlager genannt, funktionieren vollautomatisch. In ihnen halten sich bestimmungsgemäß keine Personen auf. An der Zugangs- und Ausgangsseite kommissionieren Menschen die Waren, die computergesteuert im Automatiklager ein- und ausgelagert werden. Lediglich zu Reparatur- oder Wartungsarbeiten sowie zur Beseitigung von Störungen müssen Personen das Automatiklager betreten und dort Tätigkeiten verrichten.
Die DGUV-R 108-007 "Lagereinrichtungen und -geräte" enthält allgemeine Vorgaben für Läger, aber keine speziellen Vorschriften für Automatikläger. Die DGUV-I 208-021 "Erstellung von Betriebsanweisungen für Geräte und Anlagen zur Regalbedienung" gibt Hinweise zu Regalbediengeräten, auch zu Instandhaltung und Störungsbeseitigung. Eine Musterbetriebsanweisung ist hier jedoch nicht enthalten.
Das Thema "Gefährdung durch Absturz" wird in einigen berufsgenossenschaftlichen Schriften behandelt. Dies sind die DGUV-R 112-198 "Benutzung von persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz", die DGUV-R 112-199 "Retten aus Höhen und Tiefen mit persönlichen Schutzausrüstungen", die DGUV-I 204-011 "Erste Hilfe – Notfallsituation: Hängetrauma" sowie DGUV-G 312-906 "Grundlagen zur Qualifizierung von Personen für die sachkundige Überprüfung und Beurteilung von persönlichen Absturzschutzausrüstungen".
Die TRBS 2121 "Gefährdung von Beschätigten durch Absturz" stellt die Ermittlung von Gefährdungen dar, die durch Absturz von Personen entstehen können.
1 Vorteile eines Automatiklagers
Durch den Betrieb eines Automatiklagers (Abb. 1) kann das Personal, das in einem herkömmlichen Lager zum Ein- und Auslagern der Waren benötigt wird, reduziert werden. Ein mitunter wichtiges Kriterium für Unternehmen, gerade in Zeiten des Mangels an Fachkräften. Weiterhin können die Zugriffszeiten optimiert werden, da die Automatikläger mit hohen Geschwindigkeiten operieren. Auch ist der Platzbedarf eines Automatiklagers geringer als der eines mit Flurförderzeugen befahrenen Lagers, da die Lagergänge, die von den Regalbediengeräten befahren werden, schmaler sind.
Abb. 1: Automatiklager
Ein weiterer Vorteil beim Automatiklager ist, dass der Computer den Lagerort bestimmt. In herkömmlichen Lagern sind Waren einer bestimmten Produktklasse üblicherweise zusammen untergebracht. Sofern zu bestimmten Zeiten wenige Teile eines Produktes gelagert werden, führt dies zu Leerstellen im Regal. Auf der anderen Seite stößt man auf Probleme, wenn eine größere Lieferung eines Produktes eingelagert werden soll und dann der hierfür eigentlich vorgesehene Platz in einer bestimmten Lagerzeile nicht mehr ausreicht. Dies führt oftmals zu aufwendigen und arbeitsintensiven Umlagerungen. Diese Probleme lassen sich durch die Errichtung eines Automatiklagers vermeiden. Es sollte jedoch an dieser Stelle auch nicht verschwiegen werden, dass in einem technisch aufwendigen Automatiklager oftmals in der Anfangsphase gewisse "Kinderkrankheiten" auftreten, die mitunter erst nach einiger Zeit abgestellt werden können, bevor ein reibungsloser Betrieb gewährleistet werden kann.
2 Kommissionieren in Automatiklägern
Einen Großteil der Tätigkeiten für die Kommissionierer stellen das Bestücken der Ladeeinheiten sowie die Entnahme der Waren dar.
Zunächst muss ein Automatiklager über eine entsprechende Einhausung – oftmals eine Umzäunung – verfügen, die das Betreten durch Unbefugte sicher verhindert. Hierzu gehört z. B. auch, dass die Zugangstüren einer besonderen Überwachung unterliegen. Des Weiteren müssen die Stellen des Warenzugangs und des Warenausgangs – üblicherweise als Rollenbänder ausgebildet – gesichert sein.
Im Bereich der Rollenbänder besteht grundsätzlich die Gefahr, dass Körperteile oder Kleidungsstücke eingezogen werden. Um dies zu verhindern, müssen die dort tätigen Mitarbeiter eng anliegende Kleidung tragen. Lange Schals, Krawatten o. Ä. sind nicht zulässig. Bei Beschäftigten mit langen Haaren müssen ggf. entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, die einer Verletzung in den Rollenbändern vorbeugen. Dies kann bedeuten, dass die Haare nach oben gebunden oder mit einem Haarnetz versehen werden. Da zum Transport der Waren oftmals ein relativ geringer Kraftaufwand ausreicht, sind in vielen Fällen die einzelnen Transportwalzen des Rollenbandes mit Gummiriemen versehen, die leicht durchrutschen. Dadurch werden Verletzungen bei Einzug der Hände o. Ä. relativ sicher verhindert.
Eine erhöhte Gefährdung ist stets im Bereich der Umsetzer zu erwarten, d. h., an den Stellen, an denen die zu transportierenden Behälter oder Paletten eine Richtungsänderung erfahren (Abzweigungen). Ein wirkungsvoller Schutz kann i. d. R. durch das Anbringen von Schutzgittern erzielt werden. Durch Not-Aus-Schalter lassen sich die Anlage bzw. Anlageteile im Not...