Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
Für berufliche Vielfahrer können die Stunden, die im Auto sitzend zugebracht werden, zur gravierenden Belastung am Arbeitsplatz werden. Hohe Jahresfahrleistungen, z. B. bei Außendienstmitarbeitern, Monteuren usw., erhöhen das Risiko insbesondere von Rückenproblemen. Es dürfte unstrittig sein, dass dagegen vor allem mit Bewegungspausen und einem guten Muskelaufbau durch Ausgleichssport vorgebeugt werden kann.
Der Faktor, den der Betrieb aber vor allem beeinflussen kann, bleibt der Autositz, zumindest bei Firmenfahrzeugen. Eine verbesserte ergonomische Qualität und Anpassbarkeit des Sitzes trägt durchaus dazu bei, Gesundheitsprobleme zu vermeiden und Belastungen für vorgeschädigte Beschäftigte zu vermindern. Weil gerade zunehmende Bandscheibenprobleme sich häufig über Monate und Jahre erkennen lassen und die letztlich daraus resultierenden Ausfallzeiten hoch sind, darf hier sogar von nachvollziehbaren wirtschaftlichen Argumenten für Investitionen in bessere Autositze gesprochen werden – und zwar möglichst nicht erst dann, wenn die Rehabilitation nach einem Vorfall eine solche Maßnahme unumgänglich macht.
Ein guter Autositz sollte zunächst eine entspannte Körperhaltung für Fahrer oder Fahrerin ermöglichen. Dazu ist eine möglichst weitgehende Einstellbarkeit des Sitzes (möglichst in Höhe und Neigung) heute meist schon Standard. Für sehr große oder kleine Personen ist aber abhängig vom Automodell vielleicht auch eine Sonderanpassung erforderlich. Die meisten Autohersteller bzw. -werkstätten können solche Anpassungen vornehmen.
Bei der Gestaltung des Sitzes selbst kommt es neben der Qualität der Polsterung besonders auf die Lendenstütze an. Durch die charakteristische Körperhaltung beim Lenken und die lange Bewegungslosigkeit der Rückenmuskulatur kippt das Becken bei langen Fahrten typischerweise zurück und belastet dadurch besonders die Lendenwirbelsäule. Die Lendenstütze muss das Becken in leicht vorgeneigter Stellung halten, ohne störenden Druck auszuüben.
Unter dem Zwang zur Gewichts- und vor allem Kostenersparnis ist die Qualität von Autositzen unter diesem Aspekt oft sehr gering. Vorgegebene Wölbungen bestehen nicht selten nur aus einer leichten Textilbespannung, die nicht den erforderlichen Halt aufbringt. Auch die Bezeichnung "Sportsitze", mit der manche Hersteller großzügig werben, sagt nicht automatisch etwas über die Qualität. Autositze sollten immer wieder getestet und die Erfahrungen damit dem Fuhrparkverantwortlichen zurückgemeldet werden, zumal die meist zugelieferte Sitzausstattung herstellerseitig häufig wechselt. I. d. R. bieten nicht nur Spezialisten, sondern auch die meisten Hersteller geeignete Sitze (z. B. mit anpassbarer Lendenstütze) an, nur eben oft nicht in der Standardausstattung.
Je mehr unterschiedliche Personen ein Auto fahren sollen, desto eher sollte auch auf die vielfältige Einstellbarkeit des Lenkrades geachtet werden.