Angelehnt an die Phasen eines Kulturwandels der Firma DuPont durchlaufen alle Mitarbeiter und Führungskräfte ein 4-stufiges Modell.
6.2.1 Phase 1: Reaktiv
Mitarbeiter reagieren instinktiv im Arbeitsschutz (Überlebensinstinkt). Es mangelt an Führung durch das Management und Arbeitsschutz ist ausschließlich mit der Person der Fachkraft für Arbeitssicherheit verbunden.
Wildunfall
Ein Mitarbeiter fährt mit seinem PKW auf einer Landstraße durch ein bewaldetes Gebiet und plötzlich kommt es im Lichtkegel der Scheinwerfer zu einem Wildwechsel. Der Mitarbeiter tritt in die Bremsen, versucht instinktiv auszuweichen, kommt von der Straße ab und bleibt im Seitengraben liegen.
In diesem Fall lag weder Planung noch Gefahreneinschätzung vor; eine rein instinktive Handlung führt in den meisten Fällen zu negativen Auswirkungen für die betroffene Person und ggf. deren Umwelt.
6.2.2 Phase 2: Abhängig
Der Arbeitsschutz ist abhängig von den Führungskräften. Er wird über Regeln und Konsequenzen eingeführt und umgesetzt.
Geschwindigkeitsübertretung
Auf die Frage, wie schnell Mitarbeiter auf der Straße unterwegs sind, wenn eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h ausgeschildert ist, antworten sie meistens, dass sie die Geschwindigkeit um 20 km/h überschreiten. Als Begründung führen sie an, dass sich bei einer Kontrolle die fällige Verwarnung noch im angemessenen Rahmen bewege und sie bereit sind, das Risiko der durch die Polizei wahrgenommenen Überschreitung einzugehen.
In dieser Phase ist ein Kontrollsystem die normative Kraft.
6.2.3 Phase 3: Unabhängig
Der Arbeitsschutz ist unabhängig vom Management. Mitarbeiter sorgen selbstständig für ein sicheres Arbeitsumfeld und sichere Arbeitsbedingungen.
Schlechte Straßenverhältnisse
In einer regnerischen Herbstnacht fährt ein Mitarbeiter oder eine Führungskraft mit seinem Pkw durch ein bewaldetes Gebiet und hat nur noch wenige Kilometer Wegstrecke bis zum Familiensitz. Trotz einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80 km/h verringert der Fahrzeugführer seine Geschwindigkeit auf 60 km/h, da seine eigene Gefahreneinschätzung ihn davon überzeugt, dass die Straßenverhältnisse nur mit geringerer Geschwindigkeit eine sichere Ankunft garantieren. Des Weiteren hat er durch die Zeitangaben auf seinem Navigationsgerät gelernt, dass eine Verringerung der Geschwindigkeit einen Mehraufwand von nur 2 min mit sich bringt.
Oftmals macht der technische Fortschritt die Mitarbeiter und Führungskräfte unabhängig. Dieses erfolgt aber nur in den Fällen, in denen der Sinn und Zweck einer persönlichen Verhaltensänderung für die betroffene Person klar ersichtlich ist.
6.2.4 Phase 4: Ineinandergreifend
Hohes Maß an Wertschätzung und Stolz auf die Organisation. Arbeitsschutz wird als Gemeinschaftsaufgabe verstanden, eine Verantwortungsgemeinschaft besteht.
Anschnallpflicht
Eine Verantwortungsgemeinschaft besteht, wenn ein Mitarbeiter mit seinem Vorgesetzten in einem Pkw unterwegs ist und der Mitarbeiter die Führungskraft auch bei kurzen Strecken davon in Kenntnis setzt, dass sie sich bitte anschnallen muss, wenn sie mitgenommen werden will.
Solche Situationen entstehen sehr häufig und leicht im Zusammenspiel zwischen Mitarbeiter und Führungskraft. Führungskräfte treten an Arbeitsplätze heran, obwohl sie sich nicht den geltenden und gleichen Schutzstandards unterwerfen. Wenn in diesen Fällen der Mitarbeiter einschreitet, dann ist in diesem Moment eine 4. Phase zu beobachten.