Die Einsatzmöglichkeit, die wohl am naheliegendsten ist, ist die Verwendung zur Einrichtung alternsgerechter Arbeitsplätze. Dies ist vor allem, aber nicht nur, in Produktionsumgebungen relevant, wo die Arbeitsplätze von vielen Personen verschiedenen Alters besetzt werden und jeder Altersgruppe entsprechend optimal eingerichtet sein sollten.

3.1 Auswahl der Arbeitsplätze

Zuerst werden bestimmte Arbeitsplätze ausgewählt, die optimiert werden sollen. Generell ist zu beachten, dass das Thema zunächst offen mit allen Beteiligten besprochen und das Ziel klar kommuniziert werden sollte. Dabei sind ältere wie jüngere Mitarbeitende einzubeziehen, um in der Lösungsfindung alle Perspektiven zu berücksichtigen.

Durch das Einbeziehen der Mitarbeitenden ist wichtig zu verstehen, dass eine gewisse Erwartungshaltung geweckt wird, dass nach einem Test an den entsprechenden Arbeitsplätzen auch tatsächlich Veränderungen geschehen und Maßnahmen eingeleitet werden. Ist dies für bestimmte Arbeitsplätze aus verschiedenen Gründen nicht gewünscht oder nicht möglich, sollten jene Arbeitsplätze (vorerst) aus dem Testlauf ausgeschlossen werden.

 
Praxis-Beispiel

Geeignete Arbeitsbereiche

  • Produktion
  • Wartung und Instandhaltung/Werkstatt
  • Logistik
  • Montage
  • Büroarbeitsplätze
  • Lager
  • Laborarbeitsplätze

3.2 Vorbereitungsphase

Nach einer Einweisung in den Alterssimulationsanzug, dem Kennenlernen der Hintergründe und der Festlegung der Zielsetzung, kann ein/e Freiwillige/r den Anzug anziehen und erste Gehversuche machen. Die ersten 10 Minuten sind meistens sehr ungewohnt. Durch die Verteilung der Gewichte am Körper verändert sich bei bestimmten Bewegungen der Körperschwerpunkt und durch die Einschränkungen der Sinne erfährt die Testperson eine Reduzierung ihrer Koordinierungsfähigkeiten. Deshalb empfiehlt es sich in jedem Fall, dass eine Begleitperson dabei ist und neben der Testperson hergeht, um sie ggf. zu unterstützen. Besonders das Treppensteigen ist schwierig und sollte langsam und mit Bedacht geschehen. Erst wenn sich die Testperson sicher und stabil fühlt, sollte das Arbeiten am Testarbeitsplatz beginnen.

 
Achtung

PSA und Alterssimulationsanzug

Je nachdem, ob an diesem Arbeitsplatz eine PSA eingesetzt wird, ist im Einzelfall der Einsatz zu prüfen, ob sich aus der Kombination PSA + Alterssimulationsanzug ein zusätzliches Potenzial für Unfälle oder Verletzungen ergibt.

Beispiel: Ein Arbeitsplatz, an dem eine Absturzsicherung getragen werden muss, kann u. U. nicht gut am Körper anliegen und korrekt verwendet werden, weil Bestandteile des Alterssimulationsanzugs dies verhindern. Dies gilt darüber hinaus für die Gewichte, die im Anzug zum Einsatz kommen (Handgelenksmanschetten, Knöchelmanschetten, Gewichtsweste), sodass der Körper einen veränderten Schwerpunkt hat und Bewegungen nicht wie gewohnt ausgeführt werden können. So ist beispielsweise das Klettern auf senkrechte Leitern erschwert, da das Eigengewicht des Anzugs nach unten zieht und mehr Kraftaufwand nötig macht, als man es bisher gewohnt war. In diesem Fall ist im Zweifelsfall für diese spezielle Aufgabe auf den Einsatz eines Alterssimulationsanzugs zu verzichten.

3.3 Testphase

Die Testperson beginnt nun mit den normalen Arbeitsschritten und erledigt wie sonst auch ihre Aufgaben (s. Abb. 2). Dabei soll sie nun "laut denken" und ganz spontan formulieren, was sie wahrnimmt. Das können Äußerungen sein, wie z. B.

  • Hier ist es zu dunkel, ich sehe nichts!
  • Um hier hochzukommen, bräuchte ich einen Griff.
  • Diese Treppenstufe kann ich nicht sehen.
  • Ich kann die Zahlen vom Display nicht ablesen.
  • Das Werkzeug kann ich schlecht greifen.

Der Begleitperson kommt die Aufgabe zu, diese Äußerungen zu protokollieren und zu notieren, an welchen Stellen sie auftreten. Dafür eignet sich ein vorgefertigtes Formular, das den Arbeitsprozess in groben Abschnitten abbildet. Falls der Testperson für bestimmte Schwierigkeiten schon Lösungen einfallen, können diese spontan mit notiert werden.

Aber noch aus einem weiteren Grund ist es notwendig, dass die Begleitperson die ganze Zeit über an der Seite der Testperson bleibt: Auch wenn das "Eingewöhnen" an den Anzug gut funktioniert hat, kann es für den Körper eine starke Belastung sein, mit dem Anzug dann tatsächlich auch zu arbeiten – schließlich trägt man eine Menge Gewicht mit sich herum und die zusätzliche "Schicht" um den Körper ist warm, was sich an ohnehin warmen Arbeitsplätzen belastend auf den Kreislauf auswirken kann. Die Begleitperson sollte also stets nahe am Geschehen bleiben, die Testperson nie alleine lassen und bei Bedarf auch den Testlauf abbrechen.

Abb. 2: Ausführen von Arbeitsschritten mit dem Alterssimulationsanzug

Je nach Arbeitsplatz dauert ein Testlauf zwischen einer und zwei Stunden. Viel länger sollte der Anzug nicht getragen werden – es empfiehlt sich ansonsten, an einem anderen Tag eine zweite Runde für den gleichen Arbeitsplatz durchzuführen.

 
Wichtig

Fahrzeuge

Wenn während des Testlaufs Flurförderzeuge verwendet werden, ist dies möglich, es ist jedoch ratsam, einen eigens gekennzeichneten und abgesperrten Bereich dafür zur ...

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