Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
Für offene Empfangstheken, besonders wenn die Beschäftigten im Wesentlichen ruhig sitzen, sind grundsätzlich die Raumtemperaturen empfehlenswert, wie sie die ASR A3.5 "Raumtemperaturen" für Büroarbeitsplätze vorgeben, also 20 °C.
Es ist aber nicht leicht, in sehr großen Räumen an einem bestimmten Punkt ein definiertes Raumklima zu erzielen. Großflächige, hohe Glasfronten erzeugen z. B. Fallwinde, wenn die Raumluft an der Glasfläche abkühlt und nach unten fällt. So entstehen Luftbewegungen, auch ohne dass tatsächlich ein Luftaustausch mit anderen Bereichen stattfindet. Dazu kommt, dass große Räume in modernen Gebäudekonzepten über vielfältige regelbare und ineinander greifende Klimatechnik verfügen, sodass es nicht leicht ist, genau nachzuvollziehen, welche Einstellung exakt welche Effekte an einem bestimmten Platz im Raum hervorbringt.
Schließlich haben Empfangshallen und Treppenhäuser vor allem die Funktion, den Übergang von außen nach innen und umgekehrt zu gestalten. Der Austausch mit dem Außenbereich ist wesentlicher Bestandteil dieser Funktion. In diesem Zusammenhang kann es z. B. im Winter nicht sinnvoll sein, eine große Eingangshalle komplett auf über 20 °C zu bringen, nur um an der Empfangstheke eine büroähnliche Raumtemperatur zu erzielen. Abgesehen vom energetischen Aufwand empfinden das die Nutzer des Gebäudes auf ihrem Weg hinaus oder hinein eher stickig als angenehm.
Angenehme Raumtemperaturen für das Empfangspersonal müssen in solchen Situationen dadurch erzielt werden, dass der Empfangsbereich im Hinblick auf das Raumklima vom großen Volumen der Halle abgekoppelt wird. Das ist z. B. bei Nischenlösungen relativ einfach. Luftvorhänge oder intelligente Beheizung durch Flächenheizungen oder Warmluftströme können hier für angenehmes Kleinklima sorgen. Allerdings muss bei allen Lösungen, die mit bewegter Warmluft arbeiten, darauf geachtet werden, dass die Luftgeschwindigkeit nicht zu groß und die Luftfeuchtigkeit nicht zu gering wird, weil das das Wohlbefinden der Beschäftigten erheblich beeinträchtigen und z. B. zu Schleimhauttrockenheit, Kopfschmerzen und Infektanfälligkeit führen kann. Auch das spricht dafür, die Differenz zwischen Hallen- und Raumtemperatur im Empfangsbereich nicht zu groß anzusetzen.
Wenn eine Empfangstheke völlig frei im Raum steht, ist es ratsam, den Bereich ringsum wenigstens halbhoch geschlossen zu gestalten. Im Zusammenwirken mit einer gut ausgelegten Bodenheizung kann das ausreichen, um bodennah anströmende Kaltluft zurückzuhalten. Gegen Fallwinde können Luftleitelemente wie große Segel wirken, die bei entsprechender Gestaltung gleichzeitig den Raumeindruck positiv unterstreichen können. Solche Lösungen sind jedoch nicht von der Stange zu haben und verlangen viel Aufwand, Fingerspitzengefühl und gute Beratung. Wenn alle Maßnahmen nicht ausreichen, um Zuglufterscheinungen zu unterdrücken, kommt immer noch die Einhausung durch mannshohe Glaswände infrage. Dabei gehen dann allerdings Vorteile der offenen Gestaltung verloren und Nachteile der geschlossenen Bauweise können auftreten. Es fragt sich, ob dann nicht gleich eine geschlossene bzw. räumlich abgetrennte Empfangslösung sinnvoller ist.
Als Fazit für offene Empfangstheken in großen Eingangshallen kann gelten, dass es sinnvoll und im Interesse aller ist, im Empfangsbereich nicht unter allen Umständen Wohnzimmertemperaturen erzeugen zu wollen. Wichtig und viel wesentlicher für das Wohlbefinden ist es, Zugluft effektiv zu vermeiden.