Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst, Dr. Petra Bernatzeder
Schritt 1: Im Beispielunternehmen wird alle 2 Jahre eine ausführliche Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Zum Zeitpunkt des Projektes lief gerade die Planung der nächsten Befragung. So wurde festgelegt, dass die anstehende Befragung i. S. eines ersten Überblicks für die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung genutzt werden soll. Im bereits vorhandenen Fragenkatalog wurden als relevant angesehene Themen ergänzt. Da das Unternehmen auch sehr kleine Funktionsbereiche hat, wurde mit Rücksicht auf die anonymisierte Auswertung nur eine grobe Zuordnung der Befragten zu einzelnen Bereichen vorgenommen. Erfragt wurde die Zugehörigkeit zu Organisationseinheiten, wie z. B. Verwaltung, Verkauf, Service/Wartung. Besondere Tätigkeitsgruppen innerhalb dieser Organisationseinheiten, Alter, Geschlecht, Dauer der Betriebszugehörigkeit wurden nicht erfasst. (Dies kann aber durchaus sinnvoll sein, um z. B. besonders belastete Personengruppen im Betrieb identifizieren zu können.)
Im Laufe dieser Planung wurde der Unterschied zur "normalen" Mitarbeiterbefragung klar: Es geht um das Verständnis möglicher Belastungen an gleichartigen Arbeitsplätzen bzw. Tätigkeitsbereichen und nicht um die Analyse einer Organisationseinheit. So sind z. B. die möglichen Belastungen im Service-Innendienst (Annahme von Telefonaten) andere als im Service-Außendienst (Wartung von Geräten vor Ort) und dies unabhängig von den Personen, die in diesen Positionen arbeiten. Das Stresserleben ist subjektiv. Dennoch gibt es bestimme Faktoren einer Tätigkeit, z. B. die Bearbeitung von Beschwerden verärgerter Kunden, die unabhängig von der persönlichen Stress-Stabilität der betroffenen Mitarbeitenden vom Arbeitgeber kritisch geprüft werden müssen.
Schritt 2: Durchführung von Fokus-Workshops zur vertiefenden Datenerhebung mit gleichzeitiger Entwicklung von Verbesserungsvorschlägen. Da aus Datenschutzgründen entschieden wurde, die Tätigkeitsgruppen nicht konkret abzufragen, wurden Workshops zur Konkretisierung der Ergebnisse vorgesehen. Geplant wurden 10 Workshops – je einer pro Tätigkeitsgruppe, in denen die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung für die Organisationseinheit vorgestellt werden sollten. Verbesserungen zu bestimmten Themen bezogen auf Qualität und Effektivität sowie im Hinblick auf psychische Belastungen sollten im Workshop diskutiert werden. Die Workshops sollten von externen Experten moderiert werden. Die verantwortlichen Führungskräfte sollten zu Beginn bei der Vorstellung der Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung und gegen Ende zur Vorstellung und Diskussion der Verbesserungsvorschläge am Workshop teilnehmen. Der Umfang der Workshops wurde mit 4 bis 5 Stunden angesetzt.