Umfang und Inhalte der erforderlichen Gesundheitsüberwachung bzw. arbeitsmedizinischen Vorsorge sind in § 13 LärmVibrationsArbSchV erläutert und bestehen aus der Beurteilung der Krankengeschichte eines Arbeitnehmers in Verbindung mit einer körperlichen Untersuchung und der Beurteilung des Gesundheitszustandes unter Berücksichtigung der Arbeitsverhältnisse durch einen Facharzt für Arbeitsmedizin bzw. eines Arztes, der die Zusatzbezeichnung Betriebsmediziner führt.
Fragebögen für die Gesundheitsüberwachung bei Hand-Arm-Vibrationen sind an mehreren Stellen erhältlich (z. B. bei der Sektion VIBGUIDE):
http://www.humanvibration.com/EU/EU_index.htm
Für die Umsetzung der LärmVibrationsArbSchV steht in Deutschland der Berufsgenossenschaftliche Grundsatz "Belastungen des Muskel- und Skelettsystems" (G46) einschließlich der Belastung durch Hand-Arm-Vibrationen zur Verfügung unter:
http://www.hvbg.de/d/bgz/praevaus/amed/bg_grund/g46/index.html
F.1 Die Krankengeschichte
In der Krankengeschichte verdienen folgende Punkte besondere Aufmerksamkeit:
- Familienanamnese,
- soziales Umfeld, einschließlich Tabak- und Alkoholkonsum und sportliche Betätigung,
- beruflicher Werdegang, einschließlich früherer und aktueller Beschäftigungsverhältnisse mit Hand-Arm-Vibrationsexposition, Exposition gegenüber neurotoxischen bzw. angiotoxischen Stoffen und sonstige Freizeitaktivitäten, bei denen vibrierende Werkzeuge oder Maschinen verwendet werden,
- persönliche Anamnese.
F.2 Die körperliche Untersuchung
Eine körperliche Untersuchung sollte sich ausführlich den peripheren Gefäßen und dem neurologischen System sowie dem Muskel-Skelett-System widmen und von einem qualifizierten Arzt vorgenommen werden.
F.3 Klinische Tests
Allgemein lässt sich sagen, dass klinische Tests keinen zuverlässigen Nachweis von Schädigungen durch Vibrationen erbringen. Dennoch können sie hilfreich sein, wenn man andere Symptomursachen ausschließen möchte, die denen des "Hand-Arm-Vibrations-Syndroms" ähneln oder wenn man die Entwicklung einer Schädigung verfolgen möchte.
Zur Untersuchung des peripheren Gefäßsystems gehören der Lewis-Prusik Test, der Allen-Test sowie der Adson Test.
Tests des peripheren Nervensystems umfassen die Beurteilung der manuellen Geschicklichkeit (z. B. das Erkennen und Aufnehmen von Münzen), den Roos-Test, den Phalen-Test und den Tinel-Zeichen-Test (bei Karpaltunnel-Syndrom).
F.4 Gefäßuntersuchungen
Die vaskuläre Begutachtung des "Hand-Arm-Vibrations-Syndroms" beruht im Wesentlichen auf einem Kälteprovokations-Test: der Beurteilung von Veränderungen in der Fingerfarbe, dem Aufzeichnen der Erholungszeit der Fingerhauttemperatur sowie dem Messen des systolischen Blutdrucks an den Fingern. Andere nicht-invasive Diagnosetechniken wie die Doppler-Messung der Blutzirkulation und des Blutdrucks von Arm und Fingern können ebenfalls sinnvoll sein.
F.5 Neurologische Untersuchungen
Die neurologische Begutachtung des "Hand-Arm-Vibrations-Syndroms" umfasst mehrere Tests:
- Schwellen der Vibrationsempfindung (Fühlschwelle)
- Taktile Empfindlichkeit (Fühlen von Lücken, Monofilamenten)
- Schwellen der Wärmeempfindung
- Geschwindigkeit der Nervenbahnen der oberen und unteren Extremitäten
- Elektromyographie
- Fingerspitzenfertigkeit (Stecktafel "Purdue pegboard")
F.6 Untersuchungen der muskulären Kraft
Die Bewertung der Muskelkraft an der Hand kann mithilfe eines Dynamometers erfolgen, der die Greifkraft misst sowie mit einem Druckmessgerät, das die Druckkraft misst.
F.7 Radiologische Untersuchungen
In den Ländern, in denen die vibrationsinduzierte Osteoarthropathie der oberen Extremitäten als Berufskrankheit anerkannt ist, werden in der Regel Röntgenaufnahmen der Schulter, Ellbogen, Handgelenke und Hände angefertigt, um die Knochen- und Gelenksstörungen radiologisch diagnostizieren zu können.
F.8 Laboranalysen
Um eine Schädigung durch Vibrationen von anderen vaskulären oder neurologischen Störungen unterscheiden zu können, sind möglicherweise Blut- und Urinanalysen erforderlich.
Literaturhinweis: |
ISO 13091-1:2001 Mechanische Schwingungen – Schwingungswahrnehmungsschwelle zur Bewertung von Nervenfunktionsstörungen – Teil 1: Verfahren zur Messung an den Fingerkuppen DIN ISO 14835-1:2005 Mechanische Schwingungen und Stöße – Kälteprovokationstests zur Beurteilung der peripheren Gefäßfunktion – Teil 1: Messung und Bewertung der Hauttemperatur der Finger ISO 14835-2:2005 Mechanische Schwingungen und Stöße – Kälteprovokationstests zur Beurteilung der peripheren Gefäßfunktion – Teil 2: Messung und Bewertung des systolischen Blutdrucks der Finger |