Nachdem Start- und Zielpunkt geklärt sind, gilt es, den Weg dazwischen zu beschreiben, auf dem man die Lerner zum Lernziel führen möchte. Als Schulungs- bzw. Unterweisungsverantwortlicher hat man die Aufgabe, einen Schulungsplan zu erstellen, der es den Schulungsteilnehmern ermöglicht, unterschiedliche Zugänge zum Lernstoff zu erhalten. D. h., dass man die Lerninhalte auf unterschiedliche Weise vorstellt bzw. die Schulungsteilnehmer damit in Kontakt bringt. Situationen dafür zu schaffen, ist ein wesentlicher Teil einer handlungs- und wirkungsorientierten Schulung und Unterweisung. Im Rahmen der Didaktik und Methodik gibt es einige allgemeine Prinzipien, deren Berücksichtigung bei der Gestaltung von Schulungen und Unterweisungen einen erfolgversprechenden Lernprozess erwarten lässt. Die Prinzipien werden nun kurz mit relevanten Leitfragen vorgestellt:
3.1 Prinzip der Sachgemäßheit
Der Schulungsverantwortliche muss die Arbeitssicherheitsthemen sachlich und fachlich richtig darstellen. Ist er dazu nicht oder nicht vollständig in der Lage, empfiehlt es sich, andere Kollegen zu bitten, die fehlenden Inhalte zu ergänzen.
Leitfragen:
- Kenne ich die Inhalte und dazu gehörende Unterlagen alle gut?
- Welche möglichen Fragen könnten aufkommen und kann ich sie alle beantworten?
- Welche ergänzenden Bereiche spielen für das Thema eine Rolle und wo kann ich mir darüber zumindest überblicksartig Informationen holen?
3.2 Prinzip der Zielgruppenorientierung
Die Lerninhalte sind an die jeweilige Zielgruppe, deren Vorkenntnisse und Erfahrungswelt anzupassen. Die Lerneranalyse gibt dazu wichtige Hinweise.
Leitfragen:
- An welche Vorkenntnisse kann ich bei der Vermittlung der neuen Lerninhalte anknüpfen?
- Welche beruflichen Qualifikationen bringen die Teilnehmenden mit?
- Ist die Zielgruppe beruflich und soziokulturell eher homogen oder eher heterogen zusammengesetzt?
- Muss ich mit Verständnisschwierigkeiten aufgrund einer heterogenen Zusammensetzung rechnen?
3.3 Prinzip des Beispielhaften
Angesichts einer nahezu unüberschaubaren Stofffülle im Hinblick auf rechtliche Vorgaben, technische Einrichtungen und vielfältige Verhaltensanweisungen ist es unerlässlich, sich auf ein Mindestmaß an Lerninhalten pro Schulung oder Unterweisung zu beschränken. Die Kunst liegt in der didaktischen Reduktion: Der Schulungsverantwortliche wählt dabei seine Schwerpunkte so, dass es den Teilnehmenden möglich ist, die Inhalte, das Prinzip, die Gesetzmäßigkeiten, wichtige Begriffe, Verfahrens- und Vorgehensweisen und die übergeordneten Zusammenhänge beispielhaft zu erschließen, ohne sich im Detail zu verlieren.
Leitfragen:
- Welches Beispiel wähle ich, um die neuen Lerninhalte anschaulich und praxisnah zu vermitteln?
- Ist das gewählte Beispiel dafür geeignet, auch die übergeordneten Zusammenhänge und Vorgehensweisen eingängig darzustellen?
- Wirkt das Beispiel auf die Teilnehmenden motivierend?
- Bewirkt das Beispiel auch Veränderungen auf der Einstellungs- und Verhaltensebene?
3.4 Prinzip der Übertragbarkeit
Die bei den Schulungen und Unterweisungen gelernten Inhalte und erworbenen Handlungsweisen sollten auch auf ähnlich gelagerte Situationen Anwendung finden können.
Leitfragen:
- Inwiefern können die Schulungsinhalte und -methoden auch in verwandten Situationen angewendet werden?
- Welche Beispiele aus verwandten Bereichen kann ich im Schulungsgeschehen verwenden?
- Welche sicherheitsrelevanten Situationen sind denkbar, bei denen das Gelernte gut Anwendung finden kann?
3.5 Prinzip der Aktivität
Bei jeder Schulung oder Unterweisung ist eine möglichst hohe Eigenaktivität der Teilnehmenden anzustreben. Was ich selbst tue, prägt sich besser ein. Damit wird eine hohe Behaltenssicherheit und Motivation erreicht. Andererseits wird damit auch die Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit der Teilnehmenden gefördert.
Leitfragen:
- Welche Methoden eignen sich besonders, die Eigenaktivität der Teilnehmenden zu erhöhen?
- Wieviel Zeit plane ich für Eigenaktivität ein?
- Wie sichere ich die Lernergebnisse während der Phase der Eigenaktivität?
3.6 Prinzip der Anschaulichkeit
Eine einfache, anschauliche und bildhafte Sprache, geeignete Methoden und der angemessene Einsatz von Medien erleichtern das Begreifen des Lerninhaltes erheblich. Alles, was wir mit unseren eigenen Händen anfassen (begreifen) können und bildlich aufbereitet sehen, erleichert uns das Lernen und Verstehen.
Leitfragen:
- Wie weit kann ich einen Sachverhalt veranschaulichen oder vereinfachen, ohne den Wesenskern zu verfälschen?
- Welche Modelle, Skizzen oder Bilder kann ich nutzen, um den Teilnehmenden den Zugang zum neuen Lerninhalt zu erleichtern?
- Inwiefern kann ich die Teilnehmenden selbst dazu auffordern, sich eine Skizze oder ein Modell vom neuen Lerninhalt anzufertigen?
3.7 Prinzip der Praxisnähe
Der unmittelbare Bezug des Gelernten zur Praxis fördert maßgeblich die Lernbereitschaft der Teilnehmenden. Der Schulungsverantwortliche sollte jede Gelegenheit nutzen, die Inhalte in den betrieblichen Alltag einzubinden, oder die Teilnehmenden dazu auffordern, selbst den Praxisbezug herzustellen.
Leitfragen:
- Bei welchen Schritten meiner Schulung lassen sich praxisrelevante Elemente umsetzen?
- Inwiefern eignet sich der jeweilige Arbeitsplatz mit seinen sicherheitsre...