Dr. rer. nat. Ulrich Welzbacher
Zusammenfassung
Der PNEC (Predicted No Effect Concentration – abgeschätzte Nicht-Effekt-Konzentration) ist ein Grenzwert, unterhalb dessen ein Stoff keine schädliche Wirkung auf die Umwelt ausübt. PNECs erlauben die Beurteilung der Gefährdung der Umwelt durch die Freisetzung von Gefahrstoffen.
1 Verpflichtung nach REACH
Nach Art. 14 1907/2006/EG muss der Hersteller oder Importeur für jeden registrierungspflichtigen Stoff, den er in Mengen von mehr als 10 t pro Jahr in Verkehr bringen will, eine Stoffsicherheitsbeurteilung (Chemical Safety Assessment – CSA) erstellen. Diese Beurteilung muss im Stoffsicherheitsbericht (Chemical Safety Report – CSR) dokumentiert werden.
Bestandteil der Stoffsicherheitsbeurteilung ist die Ableitung von Expositionsgrenzen für die menschliche Exposition oder die Umwelt. Werden die Grenzen für die Umwelt eingehalten bzw. unterschritten, übt der Stoff keine (schädliche) Wirkung auf die Umwelt aus. Dieser Expositionsgrenzwert wird als Predicted No Effect Concentration – PNEC (abgeschätzte Nicht-Effekt-Konzentration) bezeichnet.
Mehrere unterschiedliche PNECs möglich
Es kann verschiedene Konzentrationen für unterschiedliche Umweltbereiche geben, z. B.
- für Schadstoffe in der Luft,
- für Schadstoffe im Wasser (mit Sedimenten),
- für Schadstoffe im Boden,
- über die Anreicherung in der Nahrungskette sowie
- potenzielle Wirkungen auf die mikrobiologische Aktivität in Kläranlagen.
Die Beurteilung der Wirkungen auf jeden dieser 5 Umweltbereiche wird in Abschnitt 7 des Stoffsicherheitsberichts dargelegt sowie erforderlichenfalls im erweiterten REACH-Sicherheitsdatenblatt unter den Positionen 2 und 12 zusammengefasst.
2 Ziel von PNEC
In den verschiedenen Umweltbereichen sollen keine Stoffkonzentrationen oberhalb des PNEC entstehen. Bestandteil der Stoffsicherheitsbeurteilung ist die Angabe von Schutzmaßnahmen, deren Anwendung dazu führen soll, dass der PNEC für die Konzentration in den jeweiligen Umweltbereichen unter den angegebenen Bedingungen eingehalten wird und die Umwelt nicht gefährdet ist.
Entsprechende Expositionsgrenzen im Arbeits- und Verbraucherschutz werden als DNEL (Derived No-Effect Level – abgeleitete Expositionshöhe) bezeichnet. Diese Konzentration darf nicht überschritten werden, wenn Gefährdungen von Arbeitnehmern oder Verbrauchern durch Gefahrstoffe vermieden werden sollen.
PNECs und DNELs haben im Grundsatz somit die gleiche Funktion wie Grenzwerte z. B. in der TA Luft, im Wasserrecht oder im Bodenschutzrecht bzw. MAK oder AGW am Arbeitsplatz.