Die sichere Verwendung von Chemikalien ist an mehrere Voraussetzungen geknüpft:
- gute Kenntnisse zu den Eigenschaften der verwendeten Stoffe und Gemische,
- gute Kenntnisse zu den Anwendungsbedingungen und zu der Umgebung, in die die Stoffe freigesetzt werden können,
- gute Kenntnisse zu den Expositionen beim direkten Umgang mit den Stoffen und zu Expositionen, die sich aus der Verwendung der Stoffe ergeben,
- die Ausarbeitung angemessener Risikomanagement-Maßnahmen, wenn es sich um gefährliche Stoffe handelt, und ihre Kommunikation zu den Anwendern,
- Umsetzung der Risikomanagement-Maßnahmen durch alle, die mit den Stoffen umgehen.
Für die Beurteilung, ob eine Verwendung von Stoffen und Gemischen sicher ist, und die damit einhergehende Kommunikation sind in REACH eine Reihe von Instrumenten vorgesehen, die zueinander in Beziehung stehen:
- die Stoffsicherheitsbeurteilung ("Chemical Safety Assessment", CSA),
- der Stoffsicherheitsbericht ("Chemical Safety Report", CSR),
- die Expositionsszenarien ("Exposure Scenarios" ES),
- das (erweiterte) Sicherheitsdatenblatt (SDB/SDS) ("Chemical Safety Data Sheet").
3.1 Die Stoffsicherheitsbeurteilung
In der Stoffsicherheitsbeurteilung wird untersucht, unter welchen Bedingungen Stoffe sicher verwendet werden können. Dies erfordert eine Beurteilung der Stoffeigenschaften und der Verwendungen, bei denen Expositionen entstehen.
Sie umfasst folgende Schritte (Art. 14 Nr. 3 REACH):
- die Ermittlung schädlicher Wirkungen auf die Gesundheit des Menschen,
- die Ermittlung schädlicher Wirkungen durch physikalisch-chemische Eigenschaften,
- die Ermittlung schädlicher Wirkungen auf die Umwelt,
- die Ermittlung der persistenten, bioakkumulierbaren und toxischen (PBT) Eigenschaften sowie der sehr persistenten und sehr bioakkumulierbaren Eigenschaften (vPvB).
Kommt der Registrant auf der Grundlage der Schritte 1–4 zum Ergebnis, dass der untersuchte Stoff die Kriterien für die Einstufung als gefährlich gemäß CLP-Verordnung erfüllt oder dass es sich um einen PBT-Stoff oder einen vPvB-Stoff handelt, so sind in der Stoffsicherheitsbeurteilung auch die Schritte 5 und 6 durchzuführen:
5. |
die Expositionsbeurteilung und |
6. |
die Risikobeschreibung. |
In den letzten Schritten 5 und 6 wird ermittelt, welche Risikomanagement-Maßnahmen für eine angemessene Kontrolle der Risiken erforderlich sind, die sich aus dem Umgang mit dem Stoff ergeben. Die Stoffsicherheitsbeurteilung ist ein Analyse- und Beurteilungsinstrument. Der Stoffsicherheitsbericht dokumentiert schriftlich die Ergebnisse der Stoffsicherheitsbeurteilung. Er ist ein Dokumentationsinstrument. Zentrale Ergebnisse der Stoffsicherheitsbeurteilung für die sichere Verwendung werden direkt ins Sicherheitsdatenblatt übernommen.
3.2 Expositionsszenarien
Expositionsszenarien beschreiben die Bedingungen für die sichere Verwendung von Stoffen, insbesondere die Anwendungsbedingungen und die Risikomanagement-Maßnahmen. Expositionsszenarien werden im Rahmen der Stoffsicherheitsbeurteilung erarbeitet, abhängig vom Einzelfall in einem mehrstufigen Verfahren, und im Stoffsicherheitsbericht dokumentiert. Expositionsszenarien, die sich auf die Verwendungen bei nachgeschalteten Anwendern beziehen, werden im Anhang des Sicherheitsdatenblattes kommuniziert.
3.3 Sicherheitsdatenblatt
Das Sicherheitsdatenblatt ist und bleibt das zentrale Kommunikationsinstrument in der Lieferkette für industrielle und professionelle Anwender. Es wird unter REACH durch zusätzliche Informationen und ggf. durch Expositionsszenarien erweitert und als "erweitertes Sicherheitsdatenblatt" bezeichnet (in englischer Sprache: "eSDS" = extended safety data sheet). Stoffhersteller müssen Expositionsszenarien in Form von Anhängen zum Sicherheitsdatenblatt weitergeben. Bei Gemischen können Formulierer entscheiden, ob sie Sicherheitsdatenblätter mit oder ohne Expositionsszenarien erstellen.
Für die sichere Verwendung von Stoffen und Gemischen ist die Zusammenarbeit in der Lieferkette essenziell. Dies gilt insbesondere dann, wenn nicht bereits ausreichende Informationen oder Bewertungen bei dem jeweiligen Akteur in der Kette vorliegen.