Warum lohnt sich Scaling unter Reach? / 1.2 Verantwortung des Chemikalienanwenders

Expositionsszenarien geben an, unter welchen Bedingungen Stoffe sicher verwendet werden können. Sie werden unter REACH für viele als gefährlich eingestufte Stoffe und Gemische erforderlich. Wenn nachgeschaltete Anwender solche Produkte verwenden, werden die zugehörigen Expositionsszenarien als Anhänge von Sicherheitsdatenblättern zu ihnen ins Unternehmen kommen. Es kann auch sein, dass die Informationen zur sicheren Verwendung in die Kap. 1–16 des Sicherheitsdatenblattes integriert werden. In jedem Fall ist es Ihre Aufgabe der nachgeschalteten Anwender, sicherzustellen, dass sie die Angaben im Sicherheitsdatenblatt einhalten. Ihre Anwendung muss durch diese Angaben abgedeckt sein (Art. 37 Abs. 4 und 37 Abs. 5 Verordnung (EG) Nr. 1907/2006).

Wichtig

Warum sollten Chemikalienanwender Scaling einsetzen?

Scaling kann es Anwendern von Chemikalien ermöglichen, ihre gewohnten Prozesse weiterzuführen. Auch wenn Details dieser Prozesse von dem abweichen, was ihr Lieferant in seinen Expositionsszenarien beschreibt. Ohne Scaling wären in diesen Fällen oft aufwendige Maßnahmen erforderlich.

Ob eine Verwendung sicher ist oder nicht, hängt in vielen Fällen von quantifizierbaren Größen ab.

Praxis-Beispiel

Menge eines Farbstoffes, der bei einem Färbeprozess in das Gewebe einzieht

Diese Menge kann dann nicht mehr ins Abwasser eingetragen werden. Der Fixiergrad gibt quantitativ an, wie hoch dieser Anteil ist. Er gehört zu den Anwendungsbedingungen, die mitbestimmen, zu welcher Exposition von Mensch und Umwelt es bei einer Verwendung kommt.

Es kann sein, dass der Kunde die Produkte seines Lieferanten etwas anders einsetzt, als es im Expositionsszenario beschrieben ist. Dann ist die Verwendung durch das mitgeteilte Expositionsszenario nicht abgedeckt.

Achtung

Die Verwendung muss durch das Expositionsszenario abgedeckt sein

Falls der Anwender sich nicht auf einige wenige Ausnahmeregeln berufen kann, muss er, falls seine Verwendung durch das Expositionsszenario nicht abgedeckt ist, als Folge seine Prozesse ändern, sodass er das Expositionsszenario einhält. Oder er muss für die Verwendung eine eigene Stoffsicherheitsbeurteilung durchführen (Art. 37 Abs. 4 Verordnung (EG) Nr. 1907/2006). Alternativ kann sein Lieferant die Verwendung in sein Expositionsszenario aufnehmen oder er wechselt zu einem anderen Prozess bzw. zu einem anderen Produkt. Alle diese Schritte können zeit- und kostenaufwendig sein.

In dieser Situation ist Scaling interessant. Es erweitert den "Anwendungsbereich" eines Expositionsszenarios und ermöglicht nachgeschalteten Anwendern in ausgewählten Fällen ohne großen Aufwand zu zeigen, dass ihre besonderen Einsatzbedingungen durch ein Expositionsszenario abgedeckt sind. Bei vielen quantitativen Abweichungen ist Scaling möglich. Voraussetzung ist, dass der Lieferant in seinem Sicherheitsdatenblatt Scaling-Hilfen angibt.