Dipl.-Inform. Jörg Schiemann
In Tab. 1 wurden Anwendungsmöglichkeiten für Wearables genannt, jedoch sieht es in der Realität im Arbeitsschutz anders aus. Wenige Unternehmen scheinen derzeit schon Wearables einzusetzen, Beispiele aus Deutschland sind kaum zu finden.
4.1 Einhaltung gesetzlicher Ruhezeiten
Eine sehr einfache Anwendung von Wearables ist die Erinnerung an Ruhezeiten. Die Anzahl der häufig ausgefallenen Pausen stieg über die vergangenen Jahre leicht an und betrifft mittlerweile 31 % der Arbeitnehmer in Deutschland.
Mit Erinnerungen durch Wearables können die Arbeitenden an die Pausen erinnert werden und über Zeitbuchungssysteme die Pausenzeiten eintragen. Dadurch kann dann eine Übersicht erstellt werden. Wenngleich es bereits Apps für Arbeitstageplanung gibt, so wäre eine Erinnerung und Buchungsfunktion über ein ständig getragenes Wearable wie eine Smartwatch eine direktere, hilfreiche Unterstützung.
4.2 Detektion von Krankheitssymptomen
Als erste Verwendung von Sensoren, Transpondern und Wearables im Arbeitsschutz kann wohl die Detektion von Symptomen wie einer hohen Herzfrequenz und abnormalen Atmungsmustern im Kontext der Corona-Pandemie gelten. Tatsächlich fing die Messung von Symptomen und die Auswertung sogar schon mit verschiedenen auf den Smartphones befindlichen Apps – ohne zusätzliche Wearables – an. Ergänzt um Pulsoximeter oder Temperaturmessungen von Wearables wurde die Erkennung von COVID-19 Infektionen erfolgreicher.
Mit einer z. B. von Siemens entwickelten Echtzeitlokalisierung (Real-Time Locating System, RTLS) zu der einerseits von Mitarbeitern tragbare RTLS Transponder und andererseits die notwendige RTLS-Funkinfrastruktur gehören, konnte darüber hinaus der zwischenzeitlich geforderte Mindestabstand zwischen verschiedenen Mitarbeitern überprüft und diese bei Unterschreitung alarmiert werden. Analoge Lösungen wurden unter anderem von Kinexion und Intranav entwickelt.
4.3 Prävention von Bewegungsarmut im Büro
Wearables können auch dazu beitragen, das Bewegungsverhalten zu fördern und so gesundheitliche Probleme durch zu langes Sitzen zu reduzieren. Smarte Uhren und Fitnesstracker, die häufig am Handgelenk getragen werden, sind eine einfache Möglichkeit, die Aktivität zu überwachen und die Nutzer an regelmäßige Bewegung zu erinnern. Diese Geräte messen z. B. die Anzahl der Schritte oder wann und wie oft der Nutzer aufgestanden ist und warnen ihn, wenn er zu lange gesessen hat. Dadurch wird ein bewussteres Verhalten gefördert, das zu einer Reduktion der Sitzzeit führen kann.
Darüber hinaus gibt es fortschrittlichere Systeme, die nicht nur Bewegung, sondern auch physiologische Parameter wie Herzfrequenz und Energieverbrauch überwachen. Diese Systeme können dabei helfen, spezifische Bewegungsmuster und potenzielle Gesundheitsrisiken zu identifizieren, indem sie genaue Daten über das allgemeine Bewegungsverhalten sowie die Nutzung dynamischer Büroarbeitsstationen, wie Schreibtischfahrräder und Stehpulte, liefern.
Im Rahmen der Evaluierung bewegungsarmer Verhaltensweisen an Büroarbeitsplätzen setzte das Institut für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) in einem Projekt verschiedene Wearables ein und überprüfte diese auf ihre Eignung sowie auf die Akzeptanz durch die Nutzenden. Zur Prävention von Bewegungsarmut wurden dynamische Büroarbeitsstationen eingesetzt, die eine leichte physische Aktivität während der Arbeit im Büro ermöglichen. Mittels der Wearables wurden das generelle Bewegungsverhalten, die Nutzung der Stationen sowie physiologische Parameter aufgezeichnet. Dabei wurden Fitnesstracker, Smart Textiles und ein Multisensorsystem verwendet.
Alle Messsysteme bildeten das generelle Bewegungsverhalten und die Nutzung der Stationen zuverlässig ab. Hinsichtlich der Eignung der Wearables im täglichen Einsatz erhielten die Fitnesstracker, die am Handgelenk getragen wurden, die größte Zustimmung.
4.4 Ergonomie und Sitzposition im Büro
Während früher schwere körperliche Arbeit als Hauptursache für Rückenprobleme galt, sind es heute vor allem sitzende Tätigkeiten, die zu Beschwerden führen. Mangelnde Bewegung, aber auch ungünstige Sitzhaltungen und unergonomische Arbeitsplätze, sowohl im Büro als auch im Homeoffice, verschärfen das Problem.
Eine innovative Lösung für bessere Ergonomie am Arbeitsplatz ist ein Clip mit integrierten Sensoren, der am Hemdkragen befestigt wird und Amplitude, Richtung und Intensität von Bewegungen aufzeichnet. Dieser Clip misst kontinuierlich die Bewegungen des Nutzers sowie dessen Körperhaltung während der Arbeit am Schreibtisch. Sollte der Träger zu lange in einer Position verharren, wird er durch eine Vibration darauf aufmerksam gemacht. Zudem analysiert der Sensor, ob die Haltung symmetrisch und aufrecht ist oder ob der Nutzer z. B. in einer gebeugten Position sitzt. Die gesammelten Daten werden an eine Smartphone-App gesendet, die nicht nur die Ergebnisse visualisiert, sondern auch direkt passende Übungen zur Korrektur und Verbesserung der Sitzhaltung vorschlägt.
4.5 Analyse des Blickverhaltens auf Baustellen
Wearables können auch indir...