Generation Z und Arbeitsschutz – neue Perspektiven

Die Generation Z bringt frische Perspektiven und Erwartungen in die Arbeitswelt ein, die den traditionellen Arbeitsschutz herausfordern und erneuern können. Ihre Technologieaffinität und ihr starkes Gesundheitsbewusstsein bieten zahlreiche Chancen für sicherere und gesündere Arbeitsplätze.

Die Generation Z umfasst die Jahrgänge ab 1997 bis 2009 (Digital Natives), die zunehmend in die Arbeitswelt eintreten. Neben ihr sind noch drei weitere Generationen aktiv im Arbeitsleben: Babyboomer (Jahrgänge 1946-1964), Generation X (1965-1980) und Generation Y (Millennials, 1981 – 1996).

Vorurteile gegenüber der Generation Z

Die Generation Z muss auf dem Arbeitsmarkt mit vielen Vorurteilen kämpfen. Ihr wird nachgesagt, dass sie faul, arbeitsscheu, empfindlich und zu anspruchsvoll sei. Diese Vorurteile sind primär bei älteren Arbeitnehmern vorherrschend. Die Frage ist, warum sich diese Vorurteile so hartnäckig halten.

Das liegt auch an der Eltern-Generation X und der Großelterngeneration (Babyboomer), die komplett anders aufgewachsen sind und nun verstärkt in den Leistungs- und Führungspositionen sitzen. Sie denken primär in „höher, schneller, weiter“, zeigen Einsatz, machen Überstunden und sind 24/7 bereit. Sie leben, um zu arbeiten. Da passt es nicht mehr, wenn es bei Generation Z eher heißt: „Ich arbeite, um zu leben“.

Generation Z bringt neue Erwartungen und Perspektiven

Teilweise arbeiten heute vier bis fünf unterschiedliche Generationen in einem Unternehmen zusammen. Das ist auch für den Arbeitsschutz eine Herausforderung. Alle müssen mit den bestmöglichen Argumenten und Aktionen erreicht und im Arbeitsschutz gleichwertig berücksichtigt werden, damit sie mit ihren jeweiligen Besonderheiten einen wertvollen Input liefern können.

Die Generation Z bringt neue Perspektiven und Erwartungen an den Arbeitsplatz ein, auch an den Arbeitsschutz. Hier liegen viele Ansatzpunkte und Chancen, durch den Arbeitsschutz ein sichereres und gesünderes Unternehmen zu schaffen. Ein Unternehmen könnte als Organismus betrachtet werden, der nur gut funktioniert, wenn er gesund und sicher geführt wird. Hier einige Ansatzpunkte und Chancen:

Technologieaffinität der Generation Z

Bei der Generation Z verschmelzen reales und digitales Leben stärker. Der bisherige Arbeitsschutz ist weiterhin mit Offline-Aspekten vertraut. Zu sehen ist das daran, wie viele gute Arbeitsschutz-Apps angeboten werden, die nicht genutzt werden, bzw. wie schwierig sich Firmen mit der Entwicklung von Arbeitsschutz-Apps und digitalen Inhalten tun.

Die Generation Z ist in einer digitalen Welt aufgewachsen und mit Technologie vertraut. Gesundheits-Apps und Fitnesstracker sind bei fast jedem Zweiten auf Smartphone oder Smartwatch installiert. Dabei heißt es, intuitive Bedienbarkeit ist elementar. Arbeitsschutz wird digitaler, die Technologieaffinität der Gen Z kann positiv dazu beitragen, z. B. durch

  • die Nutzung von Apps zur Meldung von Sicherheitsproblemen,
  • virtuelle Schulungen und Simulationen von Sicherheitstrainings,
  • den Einsatz von Wearables zur Überwachung von Gesundheits- und Sicherheitsparametern am Arbeitsplatz.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Generation Z

Die Gen Z lehnt die traditionelle Unternehmenskultur eher ab. Sie bevorzugt flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte. Dies kann sich auch positiv auf den Arbeitsschutz auswirken, indem sie die Nachfrage nach flexiblen Sicherheitsmaßnahmen und -richtlinien erhöht, die von den Mitarbeitern an ihre individuellen Bedürfnisse und Arbeitsstile angepasst werden können. Dies ermöglicht z. B. neue Ansatzpunkte für das Arbeiten im Homeoffice, die Vier-Tage-Woche oder private und berufliche Flexibilität.

Prozesse, Kommunikation und Partizipation

Die Generation Z ist aktiv in sozialen Medien und Online-Plattformen engagiert. Sie könnte dazu beitragen, die Kommunikation über Sicherheitsrichtlinien und -verfahren zu verbessern, indem sie sich für eine offene, transparente und partizipative Sicherheitskultur am Arbeitsplatz einsetzt.

Es ist stets ein Ziel im Arbeitsschutz, Sinninhalte zu kommunizieren und Notwendigkeiten zu verdeutlichen. Der Vorteil ist, dass speziell diese Generation stets den Sinn in ihrer Arbeit sucht. Die Digitalisierung von Prozessen ist dabei ein wichtiger erster Schritt, um für die neue Generation attraktiv zu wirken. Hier bieten sich Chancen, eine realistische Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen im Betrieb auf den Weg zu bringen.

Familie, Gesundheitsbewusstsein und Sicherheit

Die Generation Z zeigt ein starkes Bewusstsein für Gesundheit, Wohlbefinden und Familie. Die eigene Gesundheit ist ihr wichtiger als Karriere um jeden Preis. Bei ihr heißt es: Work-Life-Separation statt Work-Life-Balance. Mitglieder der Generation Z legen viel Wert auf sichere und gesunde Arbeitsplätze. Sie wollen nicht nur lesen und hören „Sicherheit und Gesundheit haben höchste Priorität.“

Mit leeren Versprechen kann die Generation Z gar nichts anfangen. Sie fragt bei „Abweichungen“ stets kritisch nach. Wird hier dem Arbeitsschutz auch wirklich höchste Priorität eingeräumt? Sie hat Sicherheits- und Gesundheitswissen schnell verfügbar und informiert sich verstärkt dazu. So können Unternehmen z. B. mit einem vielseitigen Gesundheitsangebot punkten – von einem Mental-Health-Tag über Vergünstigungen in Fitnessstudios bis zu individueller Beratung und Coaching.

Die Gen Z könnte dazu beitragen, den Fokus auf präventive Gesundheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz zu verstärken und die Bedeutung von psychischer Gesundheit und Work-Life-Balance im Rahmen des Arbeitsschutzes hervorzuheben.

Runter von den Überstunden

Beschäftigte leisteten 2023 etwa 1,3 Mrd. Überstunden. Es ist bekannt, dass Überstunden auf verschiedene Weise weitreichende negative Auswirkungen auf die physische, psychische und soziale Gesundheit von Arbeitnehmern haben können. Studien und Forschung zeigen, dass Personen, die regelmäßig Überstunden machen, ein höheres Risiko für verschiedene gesundheitliche Probleme haben, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und psychischen Störungen. In der arbeitsmedizinischen Forschung gibt es viele Berichte, die die negativen Auswirkungen von Überstunden auf die Gesundheit zeigen und die Notwendigkeit von besseren Regulierungen zur Begrenzung der Arbeitszeit fordern und betonen.

Jetzt fordert die Generation Z eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf inklusive Gesundheit und Gerechtigkeit. Arbeitszeitgesetze, wie sie jetzt vorherrschen, werden nicht mehr so positiv gesehen und es wird auch gefordert, diese stringenter anzuwenden und zu kontrollieren. Mitarbeiter der Generation Z sind nicht bereit, in dem Maße Überstunden zu leisten, wie es aktuell der Fall ist. Eine Reduzierung der Überstunden kann also allen Beschäftigten und dem Gesundheitswesen etwas Gutes bringen.

Wohlbefinden und Lebensqualität

Es ist weniger das Geld, sondern eher Lebensqualität und Wohlbefinden, die auch am Arbeitsplatz für die Generation Z zählen. Dies fordert die Generation Z stärker als die Generationen vor ihr. Wir wissen schon länger, dass nur eine ganzheitliche Gestaltung der Arbeit das körperliche, seelische und psychische Wohlbefinden nachhaltig fördert.

Beispiele aus der Praxis und Studien zeigen, dass Unternehmen, die umfassende Arbeitsschutzprogramme implementiert haben, oft über eine gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit und reduzierte Fluktuation berichten. Studien zeigen, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen guten Arbeitsschutzbedingungen und höherem Wohlbefinden gibt. Studien belegen auch, dass Arbeitsschutzmaßnahmen zu einer Reduktion von Burnout und anderen stressbedingten Erkrankungen führen.

Der Arbeitsschutz hat direkten und indirekten Einfluss auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Beschäftigten. Physische und psychische Gesundheitsmaßnahmen, eine gute Arbeitsumgebung und die Förderung einer positiven Sicherheits- und Unternehmenskultur sind wesentliche Faktoren, die zu einem höheren Wohlbefinden und einer besseren Lebensqualität führen. Mit großer Sicherheit hat kein Arbeitnehmer etwas gegen mehr Lebensqualität und Wohlbefinden.

Strukturen und Führung neu denken

Babyboomer und die Generationen X und Y wissen, dass es im Arbeitsleben immer auch Unsicherheit und Überlastung geben wird – dies sind „Bedingungen“ in jedem Job. Die Generation Z will dies jedoch nicht erleben oder sich damit auseinandersetzen und strebt daher nach Strukturen und Führung, die Unsicherheit und Überlastung reduzieren.

Mitarbeitende wünschen sich mehr Gestaltungs- und Entscheidungsfreiräume, flache Hierarchien, einen kooperativen Führungsstil und agiles Arbeiten. Laufendes Feedback ist erwünscht, denn die Generation Z ist schnell verunsichert und sucht nach Bestätigung.

Das heißt ggf. auch, dass die Fachkraft für Arbeitssicherheit näher dran sein muss und der betriebsspezifische Aufwand steigt. Die Generation Z ist nicht so beratungsresistent wie einige Personengruppen zuvor. Werden angepasste Strukturen geschaffen, hilft dies der jungen Generation, sich zu organisieren. Dies wirkt sich insgesamt auch positiv auf die betriebliche Arbeitsschutzstruktur aus.

Innovation und Kreativität

Die Generation Z ist bekannt für ihren Einfallsreichtum und ihre Fantasie. Sie könnte also dazu beitragen, neue Ansätze und Lösungen für Sicherheitsprobleme am Arbeitsplatz zu entwickeln, indem sie frische Ideen und Perspektiven einbringt und bestehende Arbeitsprozesse und -praktiken in Frage stellt.

Fazit

Viele Unternehmen richten sich auch heute noch fast ausschließlich nach den Bedürfnissen der Generation Y. Wir brauchen die Personen der Generation Z, nicht nur um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Insgesamt könnte die Generation Z dazu beitragen, den Arbeitsschutz durch ihre Technologieaffinität, Flexibilität, Kommunikationsfähigkeiten, Gesundheitsbewusstsein, Innovationskraft und Kreativität zu verbessern und zu erneuern. Es ist wichtig für Unternehmen und Organisationen, diese Merkmale zu berücksichtigen und die Generation Z aktiv in die Gestaltung und Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen einzubeziehen.

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