Studie belegt mehr Unfälle durch Smartphone am Steuer
Bei den Wegeunfällen gab es 2022 einen leichten Anstieg von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr: In diesem Jahr ereigneten sich 173.069 Unfälle – davon hatten 234 einen tödlichen Ausgang, 16 mehr als 2021. Was sind die Gründe für die hohe Zahl von Wegeunfällen? Welchen Einfluss haben die Arbeitgeber bzw. Unternehmen auf das Unfallgefährdungspotenzial?
Individuelle Gründe
Zunächst gibt es natürlich Faktoren, welche die Unternehmen selbst nicht oder kaum beeinflussen können. Gemeint sind zum einen individuelle Verhaltensweisen der Beschäftigten, die sich der direkten Kontrolle der Arbeitgeber entziehen. Ganz besonders gilt dies für die persönliche Risikoeinschätzung und -bereitschaft, die bei Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Hinzu kommt die spezifische Verkehrssituation zum Zeitpunkt des Unfalls oder das allgemeine Verkehrsumfeld im Bereich des Arbeitsweges, auf das die Unternehmen nur in sehr wenigen Ausnahmefällen Einfluss haben.
Smartphone-Nutzung
In einem aktuellen Artikel in der Fachzeitschrift „ASU. Zeitschrift für medizinische Prävention“ geben die Autoren einen Überblick über die Studien der vergangenen Jahre, die sich mit den Hauptursachen für Wegeunfälle beschäftigten. Sie bilanzieren, dass die Ablenkung durch das Smartphone zunehmend zum wichtigsten Grund für die hohe Unfallzahl avanciert. Bei 10-36 Prozent aller Verkehrsunfälle (also nicht nur Wegeunfälle) war nach Studienlage der Gebrauch des Smartphones während der Fahrt der Grund für den Unfall. Bei berufsbezogenen Fahrten sei das Problem der Ablenkung, so die Autoren, sicher noch größer als bei privaten Fahrten, da neben privaten Gesprächen oder Onlinenutzung auch noch die berufsspezifische Kommunikation hinzukäme. So werden vor allem auf dem Weg zur Arbeit Termine und Arbeitsprojekte des Tages besprochen und koordiniert, was in der Regel die volle Aufmerksamkeit des fahrenden Beschäftigten erfordert.
Arbeitsstress und -belastungen
Die berufliche Smartphone-Nutzung auch außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit ist also ein weiteres Element im Spektrum der psychischen Belastungen, die durch das Arbeitsumfeld entstehen und die Konzentration der Beschäftigten auf ihrer Fahrt (weiter) einschränken. Die teilweise pausenlose Kommunikation mit dem Smartphone, vor allem in Medienberufen, im Marketing, im Außendienst und im Ingenieur- und Bauwesen, erhöht für viele Beschäftigte den Arbeitsstress noch einmal beträchtlich. Eine verringerte Aufmerksamkeit und infolgedessen Unfälle auf dem Arbeitsweg können daraus resultieren. Aber auch das Arbeitszeitvolumen sowie der empfundene Arbeitsstress seien als wichtige Prädiktoren für Arbeitsunfälle belegt. Zusätzlich könnten enge Zusammenhänge von Autounfällen mit Arbeitsklima und Arbeitszufriedenheit überzeugend nachgewiesen werden, so die Autoren.
Sicherheitskultur im Betrieb
Auf organisationaler Ebene sei zudem relevant, dass auch die generelle Sicherheitskultur eines Unternehmens einen bedeutsamen Einfluss auf Einstellungen, Kompetenzen und Verhalten der Mitarbeitenden ausüben könne. Denn Fahrverhalten und Sicherheitseinstellungen von Beschäftigten hingen auch vom wahrgenommenen Sicherheitsklima im Unternehmen ab, insbesondere der Vorbildfunktion von Flottenverantwortlichen und Vorgesetzten. Diverse Studien zeigten auf, dass ein unterstützendes Klima im Betrieb die gründliche Planung von betrieblichen Fahrten seitens der Fahrenden fördert und diese Form der Entlastung sich positiv in Fehlerhäufigkeiten und Unfallzahlen bemerkbar macht.
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