Neue Aufgaben erfordern neue Charaktereigenschaften
Globalisierung, neue Organisationsformen und vor allem die rasanten Entwicklungen im IT-Bereich haben ihn obsolet gemacht: den traditionellen zahlenverliebten Controller ("Erbsenzähler"). Er wachte sorgfältig darüber, dass die Unternehmenszahlen stimmten. Nicht nur, was die Aufgabenstellung, auch was die Persönlichkeitsmerkmale betrifft, hat sich sein Bild heute grundlegend verändert. Einen „Business Partner“, der das Geschäft von Grund auf versteht und Kennzahlen und Zielgrößen für das Tagesgeschäft zur Verfügung stellt, wünschen sich die Manager heute, zugleich einen „kritischen Counterpart“, der vor wichtigen strategischen Entscheidungen alle möglichen Szenarien analysiert, und einen „Sparrings Partner“, der im richtigen Augenblick die notwendigen Fragen stellt. Der reine Accounting-Experte von gestern kann das nicht leisten. Doch welche Ausbildung, welche Erfahrung und welche Charaktereigenschaften muss der Controller heute mitbringen? Mit welchen Themen wird er sich in Zukunft auseinandersetzen müssen, und was muss sich in den Finanzabteilungen ändern, damit die Anforderungen erfüllt werden können? Oder haben die technischen Möglichkeiten der automatischen Datenverarbeitung den Berufsstand längst überflüssig gemacht?
Entwicklungen und Lösungsansätze aus renommierten Unternehmen
Diesen Fragen gingen über 100 Controller, Controlling-Leiter, CFOs, Manager und Wissenschaftler auf dem „WHU-Campus for Controlling“ in Vallendar nach. Praktiker von RWE, SAP, Bayer, CWS-boco, DB Energie und der Bundesagentur für Arbeit sprachen in ihren Vorträgen über Entwicklungen und Lösungsansätze in ihren Unternehmen und standen gemeinsam mit Vertretern der Wissenschaft in einer Podiumsdiskussion dem Auditorium Rede und Antwort.
Gastgeber Prof. Jürgen Weber wies in seinem Vortrag darauf hin, dass sich die Entwicklung des Controllers zum „Business Partner“ des Managements aus dem Zusammenwirken vieler Faktoren ergibt. Einerseits sind es die eigenen Fähigkeiten und das wachsende Geschäftsverständnis, die den Controllern neue Möglichkeiten eröffnen und die auch ihr Ansehen gehoben haben. Andererseits machen die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Manager, die durch proaktive Controller im Sinne des Business Partners unterstützt werden möchten, ein Umdenken notwendig.
Neue IT-Potenziale: Vor der Nutzung steht eine aufwändige Implementierung
Eher als Generalisten, der die Zusammenhänge im Unternehmen als Ganzes versteht, und nicht als Spezialisten sieht Dr. Bernhard Günther, CFO der RWE AG, den Controller. Dass die neuen technischen Möglichkeiten der Business Intelligence für den Controller nicht nur eine Arbeitserleichterung sind, machte Dr. Lothar Burow von Bayer MaterialScience deutlich. Er schilderte, welchen Herausforderungen die Controller sich in seinem Unternehmen heute stellen müssen. Um das Reporting flexibler zu gestalten, sollen die Manager des Unternehmens jederzeit selbständig mit den verfügbaren Daten arbeiten können. Mobile Endgeräte und entsprechende Programme (Portlets) machen dies bei Bayer möglich. Auch Mark Deinert, Leiter des Global Controlling der SAP AG, beschäftigt sich mit solchen Lösungen. Er sieht den Controller in der Verpflichtung, neue IT-Trends aktiv mitzugestalten und Veränderungen voranzutreiben.
Ein ganz anderes Zukunftsthema des Controllings sprach Prof. Utz Schäffer in seinem Vortrag an: Angesichts der volatileren und stärker vernetzten Welt müssen Controller als Business Partner rechtzeitig und erfolgreich mit sich abzeichnenden Veränderungen umgehen und eine Kultur des Informationsaustauschs im Unternehmen etablieren.
Die Veranstaltung
Der 7. "WHU-Campus for Controlling" am 13. September 2013 wurde von der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar veranstaltet und stand unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber und Prof. Dr. Utz Schäffer. Die Inhalte der Vorträge stellen wir in einer neuen Serie in der nächsten Zeit vor.