Wie die Fraport AG auf die Corona-Krise reagiert hat

Kaum eine Branche war von der Corona-Krise stärker betroffen als der Luftverkehr. Auch die Fraport AG musste darauf schnell und restriktiv reagieren. Fraport-CFO Dr. Matthias Zieschang stellt den Restrukturierungsplan und seine Umsetzung auf der 1. Jahreskonferenz Performance Management & Controlling 2.0 vor.

„Agenda 2025: Steuerung optimieren, Effizienz steigern“  

Am 17. Juni 2021 fand die 1. Jahreskonferenz „Performance Management & Controlling 2.0 – Agenda 2025: Steuerung optimieren, Effizienz steigern“ unter der Leitung von Prof. Dr. Ronald Gleich statt. Namhafte Unternehmen wie Fraport, HAYS, Telekom und IBM Deutschland gewährten spannende Einblicke in den aktuellen Stand und den Wandel der Unternehmenssteuerung. Die Artikelserie zu den Highlights der Veranstaltung wird mit dem Vortrag von Dr. Zieschang eröffnet.

Der Finanz-/Controlling-Bereich in der Krisensituation: „Pythagoreer oder Hannibal Lecter?“

Den Anfang der Controlling-Konferenz macht Herr Dr. Matthias Zieschang, Vorstand Controlling und Finanzen der Fraport AG, mit seinem Vortrag „Der Finanz-/Controlling-Bereich in der Krisensituation: Pythagoreer oder Hannibal Lecter?“ Mit Krise meint er keine kleine Krise, die Unternehmen mit Sicherheit während ihrer gesamten Lebensdauer schon mal erlebt haben. Sondern die Ausbreitung des Corona-Virus, welche eine globale Krise in einem noch nie dagewesenen Ausmaß ausgelöst hat, von der vor allem die Luftverkehrsbranche nicht unverschont blieb. So erlitt der Luftverkehr innerhalb von wenigen Wochen einen Passagierverlust von 98 % im März vergangenen Jahres. Als Reaktion auf die Corona-Katastrophe erarbeitete der Vorstand der Fraport AG in kürzester Zeit einen wirkungsvollen Restrukturierungsplan.

Wie Fraport in sechs Schritten die Corona-Krise überlebte

Auch wenn Fraport eine sofortige Erhöhung ihrer Liquiditätsreserven vornahm und diese Reserven auch in einer Krise entscheidend sind, musste eine massive Verringerung des sogenannten „Cash-Burns“ eingeleitet werden. Personal, Material und Investitionen als größte Kostenhebel wurden drastisch reduziert. Im Folgenden sind die sechs Schritte des Restrukturierungsplans von Fraport aufgelistet:

  1. Top-down Ausarbeitung eines detaillierten Restrukturierungsplans, wofür die erste Führungsebene für jeden Bereich eine klare Zielstellung vorbereitet
  2. Abstimmung im Vorstand und mit Gesellschaftern
  3. Vorgabe der Top-down Ziele an obere Führungskräfte
  4. Ausarbeitung der Maßnahmen zur Zielerreichung durch Führungskräfte
  5. 4 Wochen nach Ausbreitung der Krise: Exekution/Roll-out aller Maßnahmen insbesondere der Maßnahmen im Hinblick auf Personal-, Material- und Investitionsreduktion
  6. Sofortiges Realisierungs-Controlling ohne Duldung von Abweichungen, sprich die strikte Realisierung der festgelegten Ziele ohne zeitfressende Diskussionen

„Führen mit klarem Auftrag“ lautet die Devise. „In der Krise muss man klar und transparent sein und vor allem das Ziel fixieren“, hebt Dr. Zieschang vor. Laut seiner Aussage muss der Führungsmannschaft die Freiheit gelassen sein, wie sie das Ziel erreichen möchte. Auch wenn dieser Restrukturierungsplan „radikal“ erscheinen mag, betont er nochmal, dass sie es letztendlich auf diese Art und Weise geschafft haben, das Unternehmen zu stabilisieren. Und was die Eingangsfrage „Phytagoreer oder Hannibal Lecter“ anbelangt, fasst er zusammen, dass zum einen das handwerkliche Vermögen eines Pythagoreers und zum anderen die Durchsetzungsfähigkeit eines Hannibal Lecters notwendig sei, um eine derartige Krise zu überstehen.

Der Referent: Dr. Matthias Zieschang

Seit 2007 ist Dr. Matthias Zieschang Vorstand Controlling und Finanzen der Fraport AG. Zuvor war er von 2001 bis 2007 Mitglied des Vorstands der Deutsche Bahn Netz AG und zuständig für das Ressort Finanzen und Controlling.

Er begann seine Karriere nach seinem Studium in Volks- und Betriebswirtschaft und promovierte zum Dr. rer. pol. an der TU Darmstadt. Danach war er als Referent bei der BASF AG im Zentralbereich Finanzen tätig, woraufhin er zur Deutschen Bahn AG wechselte und später in Personalunion Geschäftsführer der Deutsche Bahn Projekt Finanzierungs GmbH wurde.

Neben seiner aktuellen Position ist er Vorsitzender des Börsenrats der Frankfurter Wertpapierbörse sowie Honorarprofessor am Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt.

Die Konferenz: Performance Management & Controlling 2.0 

Am 17. Juni 2021 fand die 1. Jahreskonferenz „Performance Management & Controlling 2.0 – Agenda 2025: Steuerung optimieren, Effizienz steigern“ statt. Die hybride Präsenz- und Onlineveranstaltung wurde vom Frankfurt School Verlag in Kooperation mit dem Centre for Perfomance Management & Controlling (CPMC), dem Internationalen Controller Verein (ICV), HAYS und Qvantum veranstaltet. Namhafte Unternehmen wie Fraport, HAYS, Telekom und IBM Deutschland gewährten spannende Einblicke in den aktuellen Stand und den Wandel der Unternehmenssteuerung. Die Fachvorträge wurden durch die Möglichkeit zum branchenübergreifenden Erfahrungsaustausch im Rahmen von interaktiven, virtuellen Podiumsdiskussionen und Networkingpausen ergänzt. Ebenso hatten die Teilnehmer die Gelegenheit zur Teilnahme an einer der beiden Breakout Sessions, die die agile Unternehmensplanung und die Zukunft des Controllers fokussierten. Prof. Dr. Ronald Gleich, Professor für Management Practice & Control der Frankfurt School of Finance & Management, führte durch das Programm.

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