Wie eine persönliche Work-Life-Balance gelingt

Es ist eine tolle Vorstellung, die verfügbare Zeit ständig in einem zufriedenstellenden Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu halten. Aber ist das in einer dynamischen und komplexen Welt überhaupt möglich? Und wenn ja, wie?

Die Work-Life-Balance

Wir sind häufig in sehr unterschiedlichen Rollen und Funktionen aktiv. Wir überwachen die Zahlen und stehen als Ansprechpartner für das Management und andere Unternehmensbereiche zur Verfügung. Zusätzlich haben wir vielleicht eine Führungsrolle und sind für die Entwicklung der Kollegen zu guten Controllerinnen und Controllern mitverantwortlich. Wir bringen unser Know-how zu Finance in Projekten mit ein. Viele Teile dieser Aufgaben sind nicht gut planbar. Wir können nur pauschal schätzen und damit unsere Zeit für die Aufgaben planen. Nehmen wir zu viele Aufgaben und Rollen an, wird unsere endliche Zeit bald sehr knapp. Wer einen Beruf hat, bei dem die Aktivitäten nie zeitkritisch sind und der zudem absolut feste Arbeitszeiten von z.B. 09:00-17:00 Uhr bietet, kommt nie in Bedrängnis. Aber wer hat schon solche Bedingungen in Finance & Controlling?

Bisher haben wir nur die berufliche Seite betrachtet. Die Work-Life-Balance erfordert eine ganzheitliche Betrachtung – quasi 24/7. Dazu gehört die privat genutzte Zeit. Auch hier ergeben sich vielfältige Rollen und Funktionen als Ehepartner, Elternteil, bei Nebentätigkeiten, Aktivitäten in Vereinen, weiteren Hobbys und der ganz persönlichen Zeit. Jede Verpflichtung, die Sie eingegangen sind, erfordert einen Teil Ihrer Zeit.

Das gesamte Paket soll Ihnen Spaß machen und Sie mit Freude erfüllen. Wer die Aufgaben immer unter hohem Zeitdruck erledigen muss, dem wird vermutlich die Zufriedenheit abhandenkommen. Wir erledigen die Aufgaben und werden allen Anforderungen gerecht. Wir funktionieren gut und alle anderen sind zufrieden – toll! Allerdings vergessen wir uns selbst dabei.

Work-Life-Balance – Sie müssen gestalten

Eine große Herausforderung bei der Work-Life-Balance ist die Planbarkeit. Es wird nicht alles vollständig kalkulierbar sein. Spontanität und Flexibilität gehören zu unserem Alltag, sowohl auf beruflicher als auch auf privater Seite. Die Komplexität von Aufgaben erschwert uns die Durchdringung und gibt uns zunächst nur den Blick auf einen Teil der Aufgabe frei. Nach längerer Beschäftigung und höherem Wissenstand zeigt sich dann die komplette Welt – Details und Vernetzung. Somit ist eine genaue Planung erheblich erschwert. Wir müssen realistische Schätzungen für den Zeitbedarf machen und mit großzügigen Puffern planen. So verschieben sich zwar Termine nach hinten, allerdings gelingt es uns, die Termine einzuhalten. Wir geraten deutlich weniger in die Gefahr, Dinge zu versprechen, die wir dann nicht einhalten. Das gilt im beruflichen wie im privaten Umfeld gleichermaßen.
Legen Sie ganz grundsätzlich fest, was Ihnen in Ihrem Leben wichtig ist. Dann sind Sie auch bereit, dafür Zeit einzusetzen.

Selbsteinschätzung

Notieren Sie Ihre Gedanken zu den folgenden Fragestellungen:

  • Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Work-Life-Balance?
  • Wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihre Work-Life-Balance?
  • Machen Sie eine Liste Ihrer Rollen und Aufgaben.
  • Ordnen Sie den Rollen ganz grob ein Zeitbudget zu. Wieviel Zeit verwenden Sie also für was? Betrachten Sie dabei beispielsweise eine Woche.

Bei der Betrachtung genügt uns eine grobe Orientierung. Sehr schnell werden Sie die Verteilung erkennen. Richten Sie sich nach der Arbeit oder nach dem Privatleben aus?

Verteilung des Zeitbudgets

Die Work-Life-Balance ist keinesfalls eine fixe Einteilung der Zeit, die erreicht werden soll. Sie ist das Ergebnis Ihrer Verteilung des Zeitbudgets auf die verschiedenen Aktivitäten. Oft heißt es, wir verbringen zu viel Zeit an der Arbeit und haben zu wenig Zeit für die privaten Dinge. Allerdings müssen wir uns verdeutlichen, dass es zumindest teilweise in Ihrer Macht liegt, dies zu gestalten.

Wer sich treiben lässt, gestaltet nicht. Er reagiert und erfüllt die Anforderungen, die oft von Anderen kommen. Es kommt zu dem Gefühl, man stehe mit dem Rücken an der Wand. Dann hat man alle Gestaltungsmöglichkeiten abgegeben.

Gestalten bedeutet zu agieren. Sie müssen Ihre Aktivitäten in beiden Handlungsbereichen auswählen und dann so planen, dass Sie nach Ihrer Betrachtung beiden Seiten gerecht werden. Es zählt aber nicht höher, schneller, weiter. Was Sie sich vornehmen, muss beherrschbar sein. Sie müssen es leisten und gleichfalls eine persönliche Zufriedenheit erlangen können.

Homeoffice und die Besonderheiten für das Zeitmanagement

Aufstehen, entspannt frühstücken und dann einen Arbeitsweg von circa zehn Schritten zurücklegen. Keine Zeit im Stau verlieren, keine Fahrt mit überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln – traumhaft. Dem Homeoffice sei Dank. Die technischen Möglichkeiten ermöglichen vielen von uns diese Arbeitsform. Man kann ungestört und sehr konzentriert an einer Aufgabe arbeiten. Die Effektivität steigt und man wird vermutlich auch schneller sein, alleine weil die Ablenkungen durch Kolleginnen und Kollegen entfällt. Telefonate oder Besprechungen werden geplant und können so einfach in den Alltag eingebaut werden.

Das gilt aber nur dann, wenn man im Homeoffice auch wirklich ungestört arbeiten kann. Wer gleichzeitig kleine Kinder betreut, wird gerade bei zahlenlastigen und sehr genau auszuführenden Aufgaben nicht schneller sein. Die geteilte Aufmerksamkeit senkt unsere Konzentration. Wir kontrollieren die Aufgaben intensiver und beginnen sie oft auch nach der Unterbrechung neu. Einige von uns verlagern dann die Arbeitszeiten in die Tagesrand- oder sogar Nachtzeiten, in denen störungsfreies Arbeiten möglich ist.

Die Arbeit im Homeoffice muss gut geplant werden. Am besten setzt man sich auch hier feste Arbeitszeiten und gibt sich eine Zeit, zu der man die Arbeit beendet. Privatleben und Arbeit fließen in dieser Arbeitsform oft ineinander. Der klare Abstand wie bei dem Ortswechsel zwischen Büro und zu Hause entfällt. Daher ist die eindeutige Grenzziehung sehr wichtig. Stimmen Sie sich in der Familie zudem hinsichtlich der gemeinsamen Zeit ab und halten Sie diese unbedingt ein.

Fazit

Die Work-Life-Balance muss keinesfalls ein Wunschtraum bleiben. Sie haben es in der Hand, Ihr Zeitkontingent zwischen Privatleben und Beruf zu verteilen. Überfordern Sie sich nicht durch unrealistische Erwartungen. Das führt nur zu ständigen Erklärungen an das Umfeld und persönlicher Unzufriedenheit. Schätzen Sie den Zeitaufwand einzelner Aktivitäten realistisch ein und planen Sie langfristig. Je mehr Routine Sie in den Alltag bringen können, umso einfacher haben Sie es.


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