Rz. 10
Die Branche sowie das Geschäftsmodell eines Unternehmens haben einen wichtigen Einfluss auf die Ausgestaltung des Nachhaltigkeitsmanagements und die Nachhaltigkeitsperformance. In den Materialitätsanalysen (§ 2 Rz 12 ff.) wird ausführlich analysiert, welche Auswirkung das Geschäft auf Nachhaltigkeitsbereiche hat und wie i. R. d. doppelten Wesentlichkeit Nachhaltigkeitsthemen ihrerseits das Geschäft beeinflussen (können).
Rz. 11
Die Darstellung des Geschäftsmodells eines Unternehmens zu Berichtszwecken ist eine anspruchsvolle Anforderung. Informationen über die Wertschöpfungskette (value chain, VC) sind nach den ESRS sowohl als Teil des Prozesses der Wesentlichkeitsprüfung als auch als Ergebnis der Wesentlichkeitsprüfung erforderlich. Die ESRS definieren die Wertschöpfungskette als die Gesamtheit der Aktivitäten, Ressourcen und Beziehungen, die mit dem Geschäftsmodell eines Unternehmens und seinem externen Umfeld verbunden sind. Unternehmen können mehrere Wertschöpfungsketten haben, die auch die Geschäftsbeziehungen umfassen. Geschäftsbeziehungen sind nicht nur auf direkte vertragliche Beziehungen beschränkt, sondern schließen auch indirekte Beziehungen in der Wertschöpfungskette sowie Beteiligungen an Joint Ventures oder Investitionen ein.
Die wesentlichen Auswirkungen sowie Risiken und Chancen eines berichtenden Unternehmens ergeben sich häufig aus seiner vor- oder nachgelagerten Wertschöpfungskette und nicht ausschl. aus der eigenen Geschäftstätigkeit. Eine ausschl. Fokussierung auf die eigene Geschäftstätigkeit würde daher ein unvollständiges Bild der Auswirkungen auf Menschen und Umwelt vermitteln, die mit den Tätigkeiten, Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens verbunden sind.
In der Praxis wird nicht immer berücksichtigt, dass nicht alle relevanten Stakeholder über das Geschäftsmodell des jeweiligen Unternehmens so gut informiert sind wie die langjährigen Experten und Manager intern. Die Darstellung der Wertschöpfungskette, von der die Lieferkette ein wichtiger Bestandteil ist, ist Voraussetzung dafür, begleitet durch die Nachhaltigkeitsmanager, um das sog. Verankern von Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft zu beginnen oder voranzubringen. Das ist entscheidend, um intern Verbündete zu identifizieren und sie für die Mitarbeit an Nachhaltigkeitsthemen zu gewinnen sowie externe Interessierte und Kritiker solide abzuholen.
Darstellung des Geschäftsmodells
- Klare und umfassende Beschreibung (textlich und ggf. ergänzend grafisch);
prägnante Beschreibung
- der Inputs (Ressourcen und Beziehungen),
- der Geschäftsaktivitäten und Auswirkungen des Geschäftsmodells auf die Stakeholder,
- des Outputs (Ergebnisse) und
- der Auswirkungen des Geschäftsmodells;
- Unterscheidung zwischen direkten und indirekten, vor- und nachgelagerten Inputs und Outputs;
- Darstellung verbundener Geschäftsrisiken und -chancen;
- Verknüpfung mit anderen Berichtsinhalten z. B. durch eine Tabelle mit Verweisen oder zusätzliche kontextualisierende Informationen;
- grafische Aufbereitung durch visuelle Darstellung des Geschäftsmodells z. B. in Form eines Diagramms, einer Grafik, einer Tabelle, Nutzung von Technologien (z. B. interaktive Funktionen auf der Website).
Abb. 1: Schematische Darstellung einer möglichen Wertschöpfungskette eines produzierenden Unternehmens