Kai Grönke, Lisa Katharina Janus
1.1 Grundlegende Treiber für die Integration in die Unternehmensführung
Was bedeutet ESG?
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt seit Jahren in nahezu allen Bereichen der Gesellschaft und der Wirtschaft zunehmend an Relevanz. Sinnverwandte Begriffe wie Corporate Social Responsibility, Responsible Management oder ESG erfassen im Wesentlichen den Trend, dass Unternehmen sich nicht mehr ausschließlich auf Profit fokussieren, sondern zunehmend ihre Verantwortung für die Umwelt bzw. Natur, ihr soziales Umfeld sowie für "gute" Unternehmenspraktiken erkennen.
Die aktive Gestaltung zur Erreichung oder Umsetzung dieser Prinzipien nimmt einen immer höheren Stellenwert in den Bemühungen der Unternehmen ein. Das Akronym ESG steht dabei für "Environmental, Social, Governance", was die Integration von Umwelt- und Sozial-Aspekten sowie der verantwortungsvollen Unternehmensführung in sämtliche Bereiche eines Unternehmens und somit in dessen Prozesse, Systeme und Organisation umfasst.
Warum beschäftigen sich Unternehmen zunehmend mit Nachhaltigkeit?
Verschiedene Interessengruppen treiben und beeinflussen die Transformation in Bezug auf die Nachhaltigkeit weltweit operierender Unternehmen. Diese Dynamik wird in der jährlich durchgeführten Horváth CFO Study bestätigt, bei der Finanzvorstände und kaufmännische Geschäftsführer zu aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit befragt werden. Dieser Wandel wird allen voran durch veränderte Kundenbedürfnisse getrieben, wie von knapp 58 % der befragten CFOs bestätigt wurde. Zum einen fordern diese mehr Transparenz zu Produkten, Lieferketten und Unternehmensführung – auf der anderen Seite erwarten Kunden, dass sich Unternehmen auch tatsächlich transformieren. Sollte dies nicht der Fall sein, entscheiden sich Kunden vermehrt für Konkurrenzprodukte, die ihren Erwartungen an Nachhaltigkeit besser gerecht werden.
Ein weiterer bedeutender ESG-Treiber sind die Ansprüche aus der eigenen Organisation. Mitarbeitende legen zunehmend Wert auf soziale Aspekte bei der Wahl ihres Arbeitsgebers. Die Schlagworte Work-Life Balance, Diversität und Chancengleichheit sprechen hierbei für sich. 53 % der CFOs gaben in der Studie an, dass sie einen steigenden Druck von der bestehenden Belegschaft sowie von potenziellen Talenten, die rekrutiert werden könnten, verspüren.
Erst an dritter Stelle (mit einer Zustimmungsrate von 50 %) steht die Erfüllung regulatorischer Anforderungen als einer der Haupttreiber für die Nachhaltigkeitstransformation der befragten Unternehmen. Besonders zu erwähnen sind Regularien wie CSRD, SFDR, EU-Taxonomie, LkSG, EU CSDDD, ARUG II sowie IFRS S, die derzeit eine Vielzahl von Unternehmen in Bezug auf Prüfung und Umsetzung beschäftigen.
In Verbindung mit Finanzmarktregularien wie z. B. der SFDR steigt außerdem die Erwartungshaltung von Banken, Investoren und Anteilseignern gegenüber den Unternehmen. Diese fordern Transparenz bezüglich ESG-Performance und Governance-Mechanismen. Insbesondere Unternehmen in CO2-intensiven Industrien spüren zunehmenden Druck von Investoren, wissenschaftlich belastbare Dekarbonisierungsziele vorzulegen. Es ist zu erwarten, dass bei ausbleibenden Nachhaltigkeitsbemühungen in den kommenden Jahren die Kapitalkosten signifikant ansteigen oder im schlimmsten Fall die Möglichkeit einer Finanzierung vollständig ausbleiben könnte.
Zusammenfassend ist es für Unternehmen demnach von großem Vorteil, sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen und es ganzheitlich in ihre Organisation und ihre Governance-Mechanismen zu integrieren. Zum einen ermöglicht dies die Erschließung neuer Marktpotenziale, da Unternehmen Zugang zu Kunden und Märkten erhalten, die umwelt- und sozialverträgliche Produkte und Dienstleistungen bevorzugen. Des Weiteren können Unternehmen durch effizienten Ressourceneinsatz und die Reduzierung von Abfällen Kosteneinsparungen erzielen, was ihre Wettbewerbsfähigkeit steigert. Nachhaltiges Handeln führt oft zu einer gesteigerten sozialen Akzeptanz und Reputation, da Unternehmen von der Gesellschaft positiv wahrgenommen werden. Ein starkes Engagement für Nachhaltigkeit kann auch dazu beitragen, talentierte Mitarbeiter anzuziehen und zu halten, da viele Fachkräfte Wert auf ethische und verantwortungsbewusste Arbeitgeber legen. Schließlich eröffnet eine nachhaltige Unternehmensführung den Zugang zu Kapital und kann zu niedrigeren Kapitalkosten führen, da Investoren zunehmend Interesse an nachhaltigen Unternehmen zeigen.
1.2 Governance und Organisation als zentrale Schnittstelle zwischen Regulatorik und Performance Management
Momentan stehen sowohl große als auch kleine Unternehmen vor der Herausforderung, insbesondere die Berichtspflichten der CSRD und EU-Taxonomie zu erfüllen, die aktuell sowie in den kommenden Jahren schrittweise verstärkt wirksam werden.
Bei der CSRD handelt es sich um eine Richtlinie der EU, die genaue Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie zur Erhebungsmethodik vorgibt. Ab dem Geschäftsjahr 2024 wird die CSRD sukzessive für eine große Anzahl von Unternehmen in Europa sowie für solche, die Niederlassungen innerhalb der EU unterhalten, verpflichtend. Insgesamt sind in 12 Berichtsstandards über 1.000 quantita...