Prof. Dr. Ronald Gleich, Manfred Blachfellner
Die möglichen Phasen und die drei Entwicklungsschritte (man kann auch von Transformationsschritten sprechen) der Servitization für klassische Produkthersteller sind in Abb. 2 skizziert. Nachfolgend werden die einzelnen Zustände (Phase 1 bis 4) und die Weiterentwicklungs- bzw. Transformationsschritte im Sinne eines Wachstumsmodells hin zu einem Anbieter integrierter Lösungen, basierend auf den Ausführungen der NIBC, zunächst allgemein beschreiben.
Abb. 2: Wachstumsmodell Servitization auf Basis des Praetimus-Wachstumsmodells
Phase 1: Produkt-Hersteller:
- Diese Unternehmen stellen im Kern Maschinen, Maschinenkomponenten oder Anlagen her. Das Leistungsangebot konzentriert sich auf die Hardware. Ergänzend zu dieser werden nur die unbedingt notwendigen Dienstleistungen angeboten, wie z. B. Ersatzteilangebote, Instandhaltungsservices oder eine Installationsunterstützung (s. Abb. 3 hinsichtlich der möglichen Ausprägung des Geschäftsmodells: "Asset", "Maintain").
Phase 2: Produkt-Hersteller mit Mehrwert
- Diese Unternehmen stellen nicht nur Maschinen, Maschinenkomponenten oder Anlagen her, sondern haben eine Vielzahl von begleitenden Dienstleistungsangeboten (produktverkaufsbegleitende und beratungsbezogene Dienstleistungen, s. auch Details dazu unten und in Abb. 3 hinsichtlich der möglichen Ausprägung des Geschäftsmodells: "Asset", "Maintain", Enhance).
Phase 3: Full-Service-Dienstleister
- Der Service ist das Geschäftsmodell der Hersteller, d. h. es werden ergänzend zu den Serviceangeboten eines Produkt-"Herstellers mit Mehrwert" Life-Cycle- und Business-Services angeboten, welche die Performance der Maschinen oder Anlagen beim Kunden verbessern sollen (s. Abb. 3 hinsichtlich der möglichen Ausprägung des Geschäftsmodells: "Asset", "Maintain", "Enhance", "Improve")
Phase 4: Anbieter von integrierten Lösungen:
- Service ist das Geschäftsmodell, d. h. nicht mehr die eigentliche Maschine oder Anlage wird angeboten, sondern nur noch deren Verfügbarkeit oder die Garantie eines bestimmten Outputs (z. B. eine Lackierleistung). Angeboten wird "Product-as-a-Service" mit garantierter Verfügbarkeit, inkl. Verwaltung und Asset Management Services. Ferner können auch Plattformen generiert und Angebote externer Dienstleister integriert werden ("Service-Eco-System", s. Abb. 3 hinsichtlich der möglichen Ausprägung des Geschäftsmodells: "Asset", "Maintain", "Enhance", "Improve", "Operate").
Wie Abb. 3 zusammenfassend veranschaulicht, ändern sich nicht nur das Geschäftsmodell des Anbieters, sondern auch die organisatorische Aufstellung in Abhängigkeit von der jeweiligen Phase der Servitization. Hierbei wird differenziert zwischen den jeweils geeigneten
- Kennzahlen ("Metriken & KPIs"),
- organisatorischen Lösungen bzgl. des Service-Businesses ("Management & Organisation"),
- dem jeweiligen Prozessfokus,
- Anforderungen an Mitarbeiter und Kultur und
- an die Informationssysteme ("Informationen & Systeme").
Abb. 3: Das Praetimus Servitization Maturity Model