Durch die ganzheitliche Sichtweise ist die umweltorientierte Produktlebenszykluskostenrechnung ein besonders gut geeignetes Instrument des Green Controllings, um umweltwirkungsbedingte Kosten transparent zu machen. So können bspw. bereits in einer frühen Phase Produkte mit unzureichenden Erfolgsaussichten aufgedeckt und deren Entwicklung abgebrochen werden, um erfolgversprechenderen Produkten den Vorzug zu geben und die Ressourcen zuzuteilen. Des Weiteren können schon frühzeitig bspw. sich anbahnende umweltschutzbezogene Restriktionen in die Produktentwicklung integrieren lassen, die möglicherweise Ressourcenquellen beeinflussen und in der Zukunft zu starken Preiseinwirkungen führen könnten. Somit können durch die Produktlebenszykluskostenrechnung auch langfristige Veränderungen der Kosten- und Erlösstruktur auf Unternehmensebene frühzeitig ermittelt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet bzw. nach Alternativen gesucht werden.
Die Produktlebenszykluskostenrechnung kann für strategische Produktentscheidungen durchaus als unerlässlich angesehen werden. Sie hat den Vorteil, dass die beteiligten Parteien hinsichtlich der wichtigen Entscheidungsparameter zu einer expliziten Stellungnahme genötigt werden. Dieser Punkt stellt aber auch vielfach die größte Herausforderung einer gelebten Produktlebenszykluskostenrechnung dar, da es eine gewisse Offenlegung der abteilungsbezogenen Arbeiten im Gesamtkontext des Produktes verlangt. Diese Offenheit kann den beteiligten Parteien in der Praxis nicht immer bescheinigt werden. Insbesondere der Entwicklungsabteilung wird häufig eine Resistenz in der Integration von bspw. Umwelt-, Entsorgungs- oder generell Kostengesichtspunkten nachgesagt, da ein zu starker Fokus auf die Produktspezifikationen gelegt wird. Dies kann wiederum zu einem Over-Engineering führen, das Markt- und Umweltsichten zu wenig berücksichtigt.
Eine weitere Herausforderung liegt sicherlich in der Unsicherheit der einfließenden Größen während der Erfassung und Prognose. So sind im Rahmen der Prognose viele Annahmen zu treffen, wie bspw. hinsichtlich der Präferenzen der Nachfrager nach dem Produkt oder eines realitätsnahen Diskontierungs- oder Inflationssatzes, die das Ergebnis und die Aussagekraft der Produktlebenszykluskostenrechnung sehr stark beeinflussen können. Zu bedenken ist allerdings, dass mit Blick auf eine VUCA-Welt (Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity) und der Dynamik von Nachhaltigkeitsrisiken eine akribische Kostenkontrolle zugunsten einer stärkeren Betrachtung und Prüfung der Prämissen einer Investitions- und Produktentscheidung an Bedeutung verliert.