Tz. 5

Stand: EL 42 – ET: 11/2020

Das zentrale Konzept, das den IFRS 8 prägt, ist der sog. management approach, der im Kontext der Segmentberichterstattung vom FASB entwickelt und im SFAS 131 (seit 2009 FASB Accounting Standards Codification 280–10) konsequent umgesetzt wurde. Er geht auf im Umfeld des amerikanischen Standardsetters Anfang der 1990er Jahre geäußerte Forderungen zurück, den Nutzen von im Abschluss veröffentlichten Informationen über Unternehmenssegmente zu steigern, indem diese unmittelbar aus dem unternehmensinternen Berichtswesen entnommen und nicht für externe Berichterstattungszwecke spezifisch generiert werden. Hierdurch sollten vor allem die Steuerungs- und Entscheidungsstrukturen sowie -kriterien für die externen Adressaten transparent werden (vgl. AICPA (1994), S. 69; AMIR (1993), S. 60f., SFAS 131 BC59; Haller/Park, Kostenrechnungspraxis 1999, S. 60f.; Grottke/Krammer, KoR 2009, S. 674–678; Weißenberger/Franzen, in: Controlling und Rechnungslegung 2011, S. 323–352). Der management approach zielt darauf ab, den Berichtsadressaten den Blickwinkel des Managements ("through the eyes of management") zu vermitteln (IFRS 8.BCA60; IFRS-Komm., Teil A, Kap. X, Tz. 8–17 u. 3847; Alvarez, 2004, S. 45f.; Fink/Ulbrich, 2007, S. 981; grundsätzlich zum management approach Merschdorf, 2012, S. 21–52; Groß, 2016, S. 59–69). Die Vorteilhaftigkeit einer Ausrichtung am management approach des IFRS 8 wird mit in den USA empirisch belegten verbesserten Segmentinformationen durch SFAS 131 begründet (IFRS 8.BC6; vgl. Nienhaus/Schott, IRZ 2019, S. 548). Diese Ausrichtung des IFRS 8 am management approach wird jedoch als noch nicht ausreichend angesehen, um sicherzustellen, dass die Informationsbedürfnisse der Adressaten vollständig erfüllt werden können (vgl. Farias/Rodriguez, Spanish Journal of Finance and Accounting 2015, S. 14f.).

 

Tz. 6

Stand: EL 42 – ET: 11/2020

So führt der IASB in der Einleitung zum Standard aus, dass die in den Abschluss aufgenommenen finanziellen Informationen zu den Geschäftssegmenten jenen entsprechen sollten, die innerhalb des Unternehmens verwandt werden, um die Leistung der Segmente zu beurteilen und um auf oberster Unternehmensebene Entscheidungen über die Ressourcenverteilung auf die einzelnen Segmente zu treffen (IFRS 8.IN5). Demnach besteht nach IFRS 8 (vergleichbar zu SFAS 131; FASB Accounting Standards Codification 280–10) eine Maßgeblichkeit des für die Unternehmensleitung installierten internen Berichts- und Steuerungssystems eines Unternehmens für dessen externe Berichterstattung sowohl hinsichtlich der Segmentbildung als auch des Umfangs sowie des Inhalts der gewährten Informationen. Im Gegensatz zu IAS 14, in dem der management approach nur teilweise Anwendung fand (deshalb sprach man auch von einem management approach with a safety net; vgl. Haller, in: Haller/Raffournier/Walton (Hrsg.) 2000, S. 773; Fey/Mujkanovic, DBW 1999, S. 265), durchdringt dieses Konzept den IFRS 8 vollständig (full management approach).

 

Tz. 7

Stand: EL 42 – ET: 11/2020

Als wesentliche Vorteile der konsequenten Umsetzung dieses Konzeptes lassen sich anführen (siehe auch Haller/Park, Kostenrechnungspraxis 1999, S. 62–64; Haller, in: Wagenhofer (Hrsg.), 2006, S. 164f.):

  • Die externen Adressaten erhalten einen Einblick, auf Basis welcher Struktur und welcher Kriterien das Management das Unternehmen steuert. Sie haben dadurch die Möglichkeit, Entscheidungen des Managements, die das Potential haben, zukünftige Cashflows wesentlich zu beeinflussen, sowohl retrospektiv als auch prospektiv besser beurteilen zu können (IFRS 8.BC10; SFAS 131 BC60).
  • Die Identität der internen und externen Berichterstattung reduziert Abschluss­erstellungskosten der Unternehmen (IFRS 8.BC9; SFAS 131 BC60).
  • Die Geschwindigkeit, mit der Segmentinformationen für Zwischenberichte generiert werden können, ist deutlich höher, was zu einer schnelleren Veröffentlichung solcher Berichte beitragen kann (IFRS 8.BC15; SFAS 131 BC91).
  • Die einheitliche Verwendung der Daten für interne und externe Berichtszwecke verhindert Interpretationsspielräume und subjektive Gestaltungen bei der Generierung von Segmentinformationen für externe Zwecke (SFAS 131 BC60).
 

Tz. 8

Stand: EL 42 – ET: 11/2020

Als Nachteile des full management approach gelten (vgl. Haller/Park, Kostenrechnungspraxis 1999, S. 62–64; Küting/Pilhofer, DStR 1999, S. 563; Salter et al., 1996, S. 120; Coller/Pierce, Journal of Financial Statement Analysis 1999, S. 69–71; Fey/Mujkanovic, DBW 1999, S. 262):

  • Durch die unternehmensindividuelle und subjektive Gestaltung der internen Berichtssysteme von Unternehmen ist eine zwischenbetriebliche Vergleichbarkeit der extern berichteten Segmentinformationen idR nicht gegeben, was das Benchmarking zwischen Unternehmen deutlich erschwert (siehe auch Alvarez/Büttner, KoR 2006, S. 318; Baetge/Haenelt, IRZ 2008, S. 47. Diese Tatsache wurde vom IASB beim IFRS 8 bewusst in Kauf genommen; IFRS 8.BCA62ff.).
  • Das Stetigkeitsprinzip wird ausgehöhlt, da das intern...

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