Projekt "Primary Financial Statements": Neuerungen in den IFRS


Projekt Primary Financial Statements: Neuerungen in den IFRS

In den IFRS gibt es Neuerungen im Rahmen des Projekts "Primary Financial Statements". Ziel des Projekts ist es, die Gewinn- und Verlustrechnung zu verbessern. Zudem wird die Integration von Management Performance Measures in die Financial Statements behandelt. Ralf Noffke berichtete in seinem Vortrag von den aktuellen Entwicklungen.

Herausforderungen in der externen Finanzberichterstattung

Die externe Finanzberichterstattung wird immer wieder kritisch betrachtet. Informationen sind oft zu umfangreich, zu komplex, zu detailliert und zu schwer verständlich für die Berichtsempfänger. Dementsprechend liegt den Adressaten der Finanzberichterstattung nicht immer die bestmögliche Basis vor, um entscheidungsrelevante Informationen zu identifizieren und Entscheidungen angemessen zu treffen.

Maßnahmen zur Verbesserung

Trotz beabsichtigter Vereinfachungen im Rahmen neuer oder geänderter Standards durch das IASB in den vergangenen Jahren hat eine Verbesserung hinsichtlich der Finanzberichterstattung auf sich warten lassen. Obwohl es das eigentliche Ziel sein sollte, die Finanzberichterstattung immer einfacher und verständlicher zu gestalten, wird oft das Gegenteil erreicht.

Nichtsdestotrotz hat das IASB vor einigen Jahren verschiedene Disclosure Initiativen sowie Initiativen zum Thema Primary Financial Statements ins Leben gerufen. Ziel dabei ist es, an verschiedenen Stellen der Berichterstattung einzugreifen und entscheidungsnützliche Informationen herbeizuführen, um durch die Simplifizierung und Entschlackung der Financials den Anwendern zu helfen.

Projekt "Primary Financial Statements"

Hier bekommt das Projekt "Primary Financial Statements", das vor allem seit 2019 stark diskutiert wird, eine große Bedeutung. Grundsatz dieser Diskussion ist, dass die Gewinn- und Verlustrechnung eine veränderte bzw. verbesserte Struktur erhalten soll:

  • Geplant ist die Einführung neuer Zwischensummen.
  • Des Weiteren geht es um das Thema Aggregation und Disaggregation von Angaben im Anhang.
  • Zudem soll die Integration von Management Performance Measures in die Financial Statements erfolgen.

Neuerungen für bessere Vergleichbarkeit von Abschlüssen

Das IASB reagiert bei der Entwicklung des Primary Financial Statements Projekts auf Kritikpunkte, die von Seiten der Stakeholder geäußert wurden. So wurde die nicht ausreichende Vergleichbarkeit der Abschlüsse bemängelt. Aufgrund von unterschiedlichen Strukturen, Zwischensummen und Ergebniskennzahlen herrscht oft keine saubere Vergleichbarkeit. Weitere Kritikpunkte setzen sich aus fehlender Granularität und mangelhafter Konsistenz zusammen, wodurch Performance Measures teilweise nicht sauber abgestimmt werden können.

Zwischensummen in der Gewinn- und Verlustrechnung

Die Gewinn- und Verlustrechnung wird zunächst mit neuen Zwischensummen (Subtotals) versehen. Neu wird es eine Zwischensumme für das "Operative Ergebnis", das Ergebnis aus Investitionstätigkeit und das Ergebnis aus Finanzierungstätigkeit geben.

Im "Operating Profit" werden alle Aktivitäten eines Unternehmens gezeigt, die nicht eindeutig dem Bereich Investitionstätigkeit oder Finanzierungstätigkeit zuzurechnen sind, unabhängig vom Geschäftsmodell der jeweiligen Gesellschaft. Der operative Profit wird dementsprechend auch nicht definiert, sondern stellt die Residualgröße dar und berücksichtigt Werte aus Investition und Finanzierung nicht.

Unter die Subtotal "Profit before financing and income tax" fallen des Weiteren alle Sachverhalte aus Investitionstätigkeit, einschließlich Joint Ventures, ungeachtet davon, ob diese ein Teil des Kerngeschäfts sind, wie beispielsweise ein Wasserkraftwerk eines Energieversorgers. Schlussendlich fallen unter den Bereich Finanzierung alle Tätigkeiten, die einen vollumfänglichen Finanzierungscharakter aufweisen.

Aggregation und Disaggregation

Außerdem wird der Fokus auf das Thema Aggregation und Disaggregation gelegt. Es werden Vorgaben gemacht, wie Informationen aufgerissen sind oder wann diese aggregiert werden können. Auch dazu wird in Zukunft mehr Klarheit erwartet, was bereits in der Gewinn- und Verlustrechnung gezeigt wird und was im Anhang erforderlich ist. Es werden einige zusätzliche Indikatoren definiert, um durch differenziertes Mapping die erforderlichen Strukturen treffen zu können. Die Ebene der Granularität ist dabei davon abhängig, wie viele Aufwandsblöcke dieselben Charakteristiken aufweisen und ansonsten disaggregiert werden.

Integration von Management Performance Measures

Schlussendlich wurde das Thema Management Performance Measures und deren Integration in die Finanzberichterstattung aufgegriffen. Unternehmen geben grundsätzlich viele Kennzahlen heraus. Wichtig ist jedoch zu klären, welche Zahlen unter den Leitfaden fallen. Hierbei geht es unter anderem um die Abgrenzung nichtfinanzieller Kennzahlen und Financial Performance Measures, die bereits als Subtotals definiert sind. Diese Werte fallen nicht unter die hier definierten Management Performance Measures. Es geht um die Finanzinformationen, die öffentlich für Investoren, zum Beispiel über die Unternehmenswebsite, geteilt werden und gleichzeitig für das Management steuerungsrelevant sind. Es muss zudem die Frage geklärt werden, wie diese Kennzahlen in Zusammenhang mit den IFRS spezifizierten Zahlen gebracht werden können.

Standard wird voraussichtlich in 2024 finalisiert

Das Projekt des IASB wurde zwischenzeitlich fachlich abgeschlossen und wird im 1. Halbjahr 2024 als finaler Standard erwartet. Die regulatorischen Änderungen werden positive Auswirkungen auf die drei Kritikpunkte Vergleichbarkeit, Granularität und Organisation haben. Dementsprechend müssen im gleichen Zuge die internen Prozesse, Governance und Organisation sowie Systeme angepasst werden.

Themen und Schlagworte des Vortrags im Graphic Recording.

Vortrag Ralf Noffke