Alexander Schlüter, Deborah Nasca
Robert Bosch gründete im Jahre 1886 die "Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik" und legte damit den Grundstein für die heute weltweit agierende Bosch-Gruppe. Das Unternehmen gehört zu den global führenden Technologie- und Dienstleistungsunternehmen, mit 440 Tochter- und Regionalgesellschaften in 60 Ländern. Bosch erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2017 mit über 400.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 78,1 Mrd. EUR. Weiterhin ist der Anteil des Mobilitätsbereichs vorherrschend, dieser erreichte einen 47,4 Mrd. EUR Umsatz.
Digitalisierung, die Disruption ganzer Industrien sowie immer kürzer werdende Produktlebenszyklen beeinflussen auch die Innovationslandschaft des Bosch-Konzerns. Insgesamt werden jährlich rund 10 % des Umsatzes in Innovationsaktivitäten investiert, ein Großteil davon in die Weiterentwicklung des traditionellen Produktportfolios. Um auch zukünftig eine bedeutende Rolle als Technologieführer einnehmen zu können, investierte die Bosch-Gruppe aber auch in angrenzendes Geschäft. Wählt man die Gliederungskriterien Technologie- oder Businessfokussierung sowie interne oder externe Innovationen, kann für die Bosch-Gruppe folgende Nutzung an Innovationsmaßnahmen gezeichnet werden:
Abb. 18: Einordnung grow platform in die Innovationslandschaft der Bosch-Gruppe
Während bspw. im Kerngeschäft mit internen Ressourcen vor allem technologieorientierte Innovationen angestrebt werden, wird im Bereich Mergers and Acquisitions (M&A) durch Zukäufe angestrebt, die Geschäftstätigkeit zu erweitern oder bestehendes Bosch-Geschäft zu stärken.
Die grow platform schließt eine Lücke, indem sie mit internen Ressourcen Innovationen, die neues Bosch-Geschäft zum Ziel haben, vorantreibt. Um dies erreichen zu können, werden Lean Start-Up Methoden eingesetzt und ein vom Kerngeschäft organisatorisch getrenntes Umfeld geschaffen, in dem explorativ gearbeitet werden kann. So wird eine Start-Up ähnliche Governance-Struktur geschaffen. Regelungen und Standards, die die hohe Qualität und Kosteneffizienz im Bosch Kerngeschäft sicherstellen, werden nicht angewendet. Denn für die grow Start-Ups verschiebt sich dieses Optimum im Spannungsfeld zwischen Qualität, Kosten und Zeit zugunsten von Schnelligkeit. Dabei versteht sich die grow platform als interner Inkubator für ein Portfolio von neuen Geschäftsideen. Das hat zur Folge, dass einzelne grow Start-Ups nur temporär Teil der grow platform sind. Während dieser Zeit durchlaufen die Start-Ups die Phasen Discovery, Incubation und Scaling.
Abb. 19: Phasenmodell grow platform
Während die Discovery Phase ca. 6 Monate dauert, verbleiben die Start-Ups in der Inkubationsphase je nach thematischer Ausrichtung 2 bis 4 Jahre. Während dieser Zeit werden Experimente definiert und durchgeführt, um einen Wertbeitrag für ein erkanntes Kundenproblem zu entwickeln. Dabei kann es sowohl zu großen und kleinen Richtungsänderungen (Pivots) im Geschäftsmodell kommen als auch zur vollständigen Beendigung von Start-Ups.
Um den organisatorischen Aufwand für den Konzern und die Start-Ups gering zu halten, werden alle grow Start-Ups unter einer einheitlichen Rechtseinheit geführt. Dieser Rechtseinheit unterstützend zugehörig sind außerdem das Portfolio Management und kaufmännische Shared-Service-Funktionen. Dieser Shared-Service-Organisation ist die Controllingfunktion zugeordnet.