Ein weiterer wesentlicher Aspekt, der in der heutigen Zeit und mit der steigenden Bedeutung von ESG von entscheidender Relevanz ist, bezieht sich auf die klare Festlegung von Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb einer Organisation. Unternehmen, die eine nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäftspraxis anstreben, setzen vermehrt auf spezialisierte Teams, um ihre ESG-Bemühungen effektiv zu koordinieren und zu steuern. Eine wirkungsvolle Methode zur entsprechenden Strukturierung besteht darin, definierte Rollen mit klaren Verantwortlichkeiten zuzuweisen.

Das Horváth ESG-Rollenmodell (siehe Abbildung 3) basiert auf einem Ansatz für das ESG-Kernteam, der sowohl zentrale als auch dezentrale Elemente umfasst. Zentral sind drei Schlüsselrollen verankert, die als Knotenpunkt für sämtliche Nachhaltigkeitsthemen fungieren:

  1. Regulatorik-Überwachung und interne Standardsetzung ("ESG Governance"): Die Governance-Rolle konzentriert sich darauf, regulatorische Entwicklungen zu überwachen und darauf basierend interne Standards präzise festzulegen. Ihr Hauptziel ist die Sicherstellung, dass die Berichtserstattung des Unternehmens stets den geltenden Vorschriften entspricht. Durch eine gründliche Überwachung des regulatorischen Umfelds und die gezielte Anpassung interner Standards, Prozesse und Systeme wird eine robuste Compliance-Struktur geschaffen, die das Unternehmen in der sich ständig verändernden Geschäftswelt sicher navigieren lässt.
  2. Beratende Rolle zur praktischen Umsetzung der Standards ("ESG Business Partner"): Die Business Partner-Rolle agiert als Hauptansprechpartner für Abteilungen außerhalb des ESG-Teams und kommuniziert klare Anforderungen an die verschiedenen Unternehmensfunktionen. Zudem treibt sie die Implementierung von ESG in der Finanz- und Controlling-Organisation voran, berät bei der Anwendung von ESG-Methoden und dient als Brücke bzw. Übersetzer zwischen Governance-Rolle und Mitarbeitenden, wie z. B. den "Associates".
  3. Operativer Part für Datensammlung und Reporting ("ESG Operations"): Diese Rolle ist maßgeblich für die umfassende Datensammlung und die Erstellung von ESG-Reporting verantwortlich, um die Leistung des Unternehmens im Bereich ESG zu überwachen und zu verbessern. Dabei liegt der Fokus darauf, operative Prozesse und Systeme zu implementieren und somit eine reibungslose Funktionsweise sicherzustellen. Durch Standardisierung und Automatisierung wird angestrebt, die Effizienz zu steigern und eine konsistente Berichterstattung zu gewährleisten.

Abb. 3: ESG spezifische Rollen in der Finanzorganisation

Zusätzlich zu den zentralen ESG-Rollen im Kernteam können in den Fachabteilungen entsprechende Pendants etabliert werden, die z. B. als "Associates" bezeichnet werden und Expertise aus ESG und Fachbereich vereinen. Diese dezentralen "Leuchtturm"-Rollen tragen dazu bei, die Integration von ESG in verschiedenen Geschäftsbereichen zu fördern und sicherzustellen, dass die ESG-Ziele auf allen Ebenen der Organisation verankert sind. Typischerweise fungieren "Associates" als eine Mischung aus Operations und Business Partner. Sie sind in sämtlichen Bereichen erforderlich, in denen Daten für das Performance Management sowie für die externe Berichterstattung generiert bzw. erfasst werden müssen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Rollen flexibel gestaltet werden können und nicht zwangsläufig einer 1:1-Beziehung zu vorhandenen Positionen entsprechen müssen. Eine Person kann mehrere Rollen innehaben, und bestimmte Rollen können von mehreren Personen übernommen werden. Auf diese Weise wird eine flexible und effiziente Ressourcennutzung ohne Auflösung bestehender Teams angestrebt. Die Rollendefinition basiert somit auf einem funktionalen Ansatz und berücksichtigt die bereits vorhandenen Strukturen und Zuständigkeiten im Unternehmen.

Zusammenfassend ist die klare Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten entscheidend für den Erfolg der ESG-Integration in einer Organisation. Eine gezielte Zuweisung von Aufgaben und die Einbeziehung von Experten aus verschiedenen Bereichen gewährleisten eine effektive Umsetzung von ESG-Zielen. Darüber hinaus wird sichergestellt, dass das Unternehmen den sich ständig ändernden Anforderungen und Entwicklungen gerecht wird.

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